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In diesem Winter kein Eisbär-Alarm

26. Dezember 2021

Umweltschützer erwarten weniger Eisbären auf Futtersuche in der Nähe von Dörfern am Nordpolarmeer als in vergangenen Jahren. Die frühe Eisbildung auf dem Meer ermöglicht es den Tieren, ihre Jagdgebiete zu erreichen.

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Ein Eisbär läuft auf Packeis
Bild: Gerken & Ernst/imageBROKER/picture alliance

"Im Moment ist die Lage ruhig", sagte Dmitri Rjabow von der Umweltstiftung WWF der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. In diesem Jahr habe sich das Eis rechtzeitig auf dem Meer gebildet und Eisbären sind nach Norden gezogen, um auf dem Meereis Robben zu jagen. In den vergangenen Wintern gab es immer wieder gefährliche Begegnungen mit hungrigen und unterernährten Bären, die etwa auf Müllhalden oder in Abfalltonnen in russischen Dörfern am Nordpolarmeer nach Futter gesucht hatten.

Vor zwei Jahren hielten sich auf der Inselgruppe Nowaja Semlja über Wochen etwa 50 Eisbären in der Nähe von Ortschaften auf. Die Behörden riefen deshalb den Notstand aus. Die Hauptnahrungsquelle für die Bären sind Robben. Aber auch andere Tiere wie Rentiere und Vögel stehen auf ihrem Beuteplan.

Wenn sich die Eisdecke später bildet und früher taut, gehen die Tier an Land auf Futtersuche, erläutert WWF-Mitarbeiter Rjabow die Verhaltensmuster der Bären. Sie seien dann gezwungen, sich länger an der Küste aufzuhalten. Auf der Suche nach Nahrung ziehe es sie dann unweigerlich auch in die Nähe von Menschen - aus Neugier und Hunger, angezogen von den Gerüchen.

Eisbären auf der Tschuktschen-Halbinsel (2019)
Eisbären auf der Tschuktschen-Halbinsel (2019): Nahrungssuche in der Nähe von SiedlungenBild: WWF/dpa/picture alliance

In den vergangenen Jahren wurde im Norden Russlands ein Warnsystem aufgebaut, das Alarm schlägt, wenn Eisbären in Dörfern auftauchen. Speziell ausgebildete Eisbär-Patrouillen sollen verhindern, dass die Tiere sich Wohnhäusern oder Schulen nähern und Menschen angreifen. Die Mitarbeiter sind mit Autos unterwegs und verscheuchen die Tiere etwa mit Leuchtraketen.

Erderwärmung bedroht arktische Ökosysteme

Der WWF unterstützt diese Arbeit. In den arktischen Dörfern seien derzeit 20 Freiwillige unterwegs, sagte Rjabow. "In den vergangenen 15 Jahren haben diese Patrouillen mehr als 500 Konfliktsituationen gelöst." In diesem Jahr sei bislang niemand bei Begegnungen mit Eisbären verletzt worden.

Das schmelzende Eis der Arktis ist eine Folge des weltweiten Klimawandels. Forscher warnen, dass das Nordpolarmeer bei einer Erderwärmung von 1,5 Grad bis 2050 im Sommer zumindest in einzelnen Jahren weitgehend eisfrei sein wird. Das Abschmelzen der Eisflächen hat schon jetzt dramatische Folgen über das arktische Ökosystem hinaus und beschleunigt zusätzlich die Erderwärmung.

qu/AR (dpa)