In Orbans Ungarn ausgegrenzt: LGBTQ, Roma, Obdachlose
Der ungarische Fotograf Zsolt Reviczky ist schwul und erlebt in Ungarn immer wieder Diskriminierung. In seiner Arbeit beschäftigt er sich in besonderer Weise mit anderen Gruppen, die im heutigen Ungarn am Rand stehen.
Streng gesichert
Der Wettbewerb Drag Queen Hungary im Bakelit Multi Art Center in Budapest am 4.07.2021. Die Veranstaltung fand wenige Woche nach der Verabschiedung eines Gesetzes gegen so genannte Homo-Propaganda durch das ungarische Parlament statt. Aus Furcht vor gewalttätigen Übergriffen war der Wettbewerb im Gegensatz zu vorherigen 2021 streng gesichert und für spontane Gäste nicht zugänglich.
Unterhaltungsevent mit politischem Charakter
Der Wettbewerb Drag Queen Hungary ist, wie alle derartigen Events, eine unpolitische Veranstaltung mit Unterhaltungscharakter. Doch am 4.07.2021 wurden im Bakelit Multi Art Center auch Botschaften gegen die homophobe Politik der Orban-Regierung verkündet.
Verfemtes Theater
Probe zum Theaterstück "Käfig der verrückten Frauen" im September 2015 in der südungarischen Stadt Szeged. Das Stück ist eine Produktion der unabhängigen Budapester Theatergruppe Kulturbrigade, inszeniert hat es der prominente ungarische Theaterregisseur Robert Alföldi, der offen schwul und deswegen in Orban-nahen Kreisen immer wieder Ziel von Hetzkampagnen ist.
Minderheitenschicksale
Als jemand, der selbst zu einer Minderheit gehört, interessiert sich der Fotograf Zsolt Reviczky immer wieder auch für andere Minderheiten, zum Beispiel Roma. Hier eine Aufnahme im Wallfahrtsort Csatka in Nordwestungarn, zu dem jedes Jahr am katholischen Festtag Mariä Geburt am 8. September viele gläubige Roma pilgern.
Gegen Stereotype
Zsolt Reviczky fotografiert bewusst auch gegen Stereotype. Tiefgläubige, pilgernde Roma passen nicht in das Klischee der Mehrheitsgesellschaft über Roma. In Csatka soll ein blinder Roma-Junge 1863 sein Augenblicht angeblich wieder erhalten haben, nachdem er sein Gesicht mit dem Wasser eines Brunnens wusch. Seitdem gilt der Ort vielen Roma als heilig.
Kriminalisierte Obdachlose
Budapest am 14.10.2018: Ein Obdachloser schläft in der Unterführung des Budapester Franziskaner-Platzes (Ferenciek tere). Am nächsten Tag trat in Ungarn ein Gesetz in Kraft, das es Obdachlosen verbietet, auf Straßen und an anderen Orten des öffentlchen Raumes zu übernachten oder sich dort länger aufzuhalten.
Kein Recht mehr, Eltern zu sein
Istvan und Tamas leben in einem Budapester Vorort und adoptierten 2020 Zwillingskinder einer Mutter, die schon in der Schwangerschaft keine Möglichkeit sah, die Kinder zu behalten. Sie wünschte sich ausdrücklich eine Adoption durch ein schwules Paar. Istvan und Tamas waren eines der letzten gleichgeschlechtlichen Paare in Ungarn, die Kinder adoptieren konnten. Seit Ende 2020 ist das verboten.