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Indiens Interessen in Afrika

Friederike Müller-Jung7. Juli 2016

Indiens Premier Narendra Modi ist unterwegs in Afrika. Er besucht Mosambik, Südafrika, Tansania und Kenia. Ihn treibt die Hoffnung auf Rohstoffe, aber auch auf den langersehnten festen Platz im UN-Sicherheitsrat.

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Indiens Premierminister Modi bei Nyusi in Mosambik
Bild: picture-alliance/dpa/AP Photo/S. van Zuydam

Die erste Station von Narendra Modi: Mosambik. 34 Jahre ist es her, dass zuletzt ein indischer Premierminister in das südafrikanische Land am Indischen Ozean kam. Auch die anderen Länder - Kenia und Tansania - haben zum Teil sehr lange auf hohen Besuch aus Indien gewartet.

Seit seinem Amtsantritt 2014 hat Premierminister Modi eine strategische Neuausrichtung der indischen Außenpolitik in Angriff genommen. Dazu gehört das Bestreben, die Zahl der internationalen Handelspartner auszuweiten. Im Oktober vergangenen Jahres lud er zum Indien-Afrika-Gipfel nach Neu Delhi. Jetzt reist er zum ersten Mal nach Afrika und besucht die vier großen Staaten an der südlichen Ostküste des Kontinents.

Rohstoffe ja, Menschenrechte naja

Dass vor allem Afrikas Rohstoffe interessieren, ist keine große Überraschung. Mehr als zwei Drittel seines Bedarfs an Gas und Erdöl muss Indien schon heute importieren - Tendenz steigend. Mehr als ein Viertel davon kommt aus Afrika; nach Katar und Australien ist Mosambik Indiens drittwichtigste Bezugsquelle für Gas.

Demokratie und Menschenrechte spielen bei diesen Kooperationen nur eine untergeordnete Rolle: So besitzt die staatliche indische Ölgesellschaft ONGC Felder im Sudan und hat Afrika als Wachstumsmarkt auserkoren. Der sudanesische Präsident Omar al-Baschir wird wegen massiver Menschenrechtsverletzungen mit internationalem Haftbefehl gesucht - beim Indien-Afrika-Gipfel im vergangenen Jahr war er ein gern gesehener Gast.

Hängebrücke in Kigamboni, Dar-es-Salaam, Tansania
Bei Bauprojekten (hier eine Brücke im tansanischen Dar-es-Salaam) ist China führendBild: Imago/Xinhua

Der größte Konkurrent in Afrika: China

Bei diesem Gipfeltreffen hatte Modi Investitionen in afrikanischen Ländern angekündigt: umgerechnet 550 Millionen Euro. Das ist vergleichsweise wenig, vor allem mit Blick auf Chinas finanzielles Engagement. Während Indien seit 2008 knapp sieben Milliarden Euro auf dem Kontinent investiert hat, pumpte China allein 2013 nach eigenen Angaben Direktinvestitionen in Höhe von 23 Milliarden Euro nach Afrika. Straßenbau und Infrastruktur im Tausch gegen den Zugang zu Märkten und Rohstoffen - so funktioniert im Kern das chinesische Konzept.

Indiens Handelsvolumen mit Afrika betrug im vergangenen Jahr nur rund ein Drittel des chinesischen Afrika-Geschäfts. Doch das muss nicht so bleiben: Chinas Wirtschaftswachstum verliert an Fahrt, das wirkt sich auch auf den internationalen Handel aus und könnte eine Chance für Indien darstellen. Bereits jetzt steht Indien auf der Liste von Südafrikas wichtigsten Handelspartnern an sechster Stelle.

Dazu kommt die Erwartung, dass die indische Wirtschaft mittel- und langfristig stärker wachsen wird als die chinesische. Die Präsenz indischer Minderheiten vor allem in Ost- und Südafrika ist ein weiterer Vorteil für Indiens Beziehungen zu Afrika. Bei Modis Reise stehen in allen vier Ländern auch Treffen mit der indischen Diaspora auf dem Programm. In Südafrika leben rund 1,3 Millionen Menschen mit indischen Wurzeln in Afrika. Das Land am Kap beherbergt damit eine der größten indischen Diasporagemeinschaften weltweit - die größte in Afrika.

Südafrikas Jacob Zuma mit Modi beim Indien-Afrika-Gipfel in Neu Delhi
BRICS-Partner Südafrika hat die größte indische DiasporaBild: Reuters/A. Abidi

Auf dem Vormarsch bei der Telekommunikation

Als Anbieter von IT-Leistungen punktet Indien schon jetzt in afrikanischen Ländern. Viele Afrikaner telefonieren über Airtel. In mehr als einem dutzend Länder ist der indische Anbieter mittlerweile eine feste Größe am Markt. Diesen Bereich möchte Indien weiter ausbauen.

Auch in anderen Wirtschaftszweigen sind indische Großkonzerne in Afrika aktiv: Die Tata-Gruppe ist beispielsweise seit 1977 in Afrika engagiert und in elf Ländern mit ihren Automobilen, Hotel-Töchtern und Telekom-Unternehmensbereichen vertreten. Afrika steht außerdem im Fokus von Indiens kleinem, aber wachsendem Entwicklungshilfeprogramm.

Airtel-Filiale in Abuja, Nigeria
Fest auf dem Kontinent verankert: Indische IT-KonzerneBild: Getty Images/AFP/P. U. Ekpei

Geopolitisches Interesse: ein fester Sitz im UN-Sicherheitsrat

Indien erhofft sich von afrikanischen Staaten außerdem Unterstützung bei einer seiner größten internationalen Ambitionen: einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen zu erlangen. Für die dafür notwendigen Reformen braucht das Land die Hilfe anderer Staaten - und setzt auf afrikanische Länder. Denn auch Südafrika hat bereits Interesse an einer Erneuerung des Sicherheitsrats geäußert. Und gemeinsam beherbergen Indien und der afrikanische Kontinent ein Drittel der Weltbevölkerung - ohne einen einzigen ständigen Sitz im Sicherheitsrat. Die sind Frankreich, Großbritannien, China, Russland und den USA vorbehalten.

Mitarbeit: Thomas Kohlmann, Gabriel Domínguez