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Gericht verbietet Doku über Vergewaltigung

4. März 2015

Die tödliche Vergewaltigung einer Studentin in Indien im Jahr 2012 hatte weltweit für Empörung gesorgt. Ein Dokumentarfilm über den Fall wurde jetzt verboten. Stein des Anstoßes ist ein Interview mit dem Täter.

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Leslee Udwin (Foto: AFP)
Die britische Regisseurin des Filmes, Leslee Udwin, spricht von willkürlicher ZensurBild: Chandan Khanna/AFP/Getty Images

Ein indisches Gericht hat entschieden, dass eine Dokumentation über die tödliche Vergewaltigung einer Studentin nicht gezeigt werden darf. Zur Begründung erklärten die Richter, der "anstößige" Film zeige ein "sehr strittiges Interview" mit einem zum Tode verurteilten Vergewaltiger und bedrohe die öffentliche Ordnung. Innenminister Rajnath Singh verteidigte im Parlament ausdrücklich die Entscheidung: Die Worte eines der Vergewaltiger in dem Film seien "in hohem Maße herabwürdigend" und ein "Angriff auf die Würde der Frauen". Städtebauminister Venkaiah Naidu meinte, die Dokumentation verfolge die Absicht, Indiens Ansehen in der Welt zu schaden. Die britische Regisseurin des Films, Leslee Udwin (Artikelbild), sprach dagegen von "willkürlicher Zensur".

Film sollte am Sonntag laufen

Der indische Fernsehsender NDTV wollte den Film "India's Daughter" (Indiens Tochter) eigentlich zum internationalen Frauentag am Sonntag ausstrahlen. Am selben Tag soll er auch in sechs anderen Ländern zu sehen sein. Der Fall der 23-jährigen Studentin hatte Ende 2012 weltweit für Empörung gesorgt. Die junge Frau war in Anwesenheit ihres männlichen Begleiters von einer Gruppe Männer in einem Bus in Neu Delhi so schlimm misshandelt und vergewaltigt worden, dass sie knapp zwei Wochen später ihren Verletzungen erlag. In Indien wurde daraufhin bei Massenprotesten die alltägliche Gewalt gegen Frauen verurteilt. In der Folge wurden auch die Gesetze zur Verurteilung von Vergewaltigern verschärft. Aktivisten beklagen jedoch, dass sich nur wenig geändert habe.

Täter zeigt keine Reue

In dem Dokumentarfilm kommt einer der Vergewaltiger ausführlich zu Wort und gibt dem Opfer die Schuld an der Tat. Eine Frau sei "weitaus mehr verantwortlich für eine Vergewaltigung" als ein Mann. Die Studentin hätte "nicht abends um 21.00 Uhr herumstreunen" sollen. Nach Angaben von Filmemacherin Udwin zeigte der Mann "nicht eine Sekunde lang Reue". Nach Angaben von Aktivisten sind derartige Auffassungen tief in der indischen Gesellschaft verankert.

Udwin zeigte sich überzeugt, dass NDTV das Verbot anfechten werde. Meinungs- und Redefreiheit seien auch in Indien ein hohes Gut, fügte Udwin hinzu. Im Übrigen verhelfe das Verbot ihrem Film nur zu mehr Publizität. Jetzt wollten alle ihn sehen. NDTV äußerte sich zunächst nicht.

cr/bri (dpa, afp)