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Digitaler Leuchtturm in Dresden

2. Mai 2023

Infineon will fünf Milliarden Euro in die Erweiterung seiner Halbleiterproduktion in Dresden stecken und etwa 1000 neue Jobs schaffen. Zum traditionellen Spatenstich war Polit-Prominenz aus Brüssel und Berlin angereist.

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Spatenstich für Smart Power Fab von Infineon in Dresden
Spatenstich für Smart Power Fab von Infineon in DresdenBild: JENS SCHLUETER/AFP/Getty Images

"Dresden ist ohne jeden Zweifel ein digitaler Leuchtturm in Europa", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beim symbolischen "Ersten Spatenstich" für die sogenannte Smart Power Fab in Dresden. Die Erweiterung der Produktionsstätte sei ein großer Schritt für Dresden und Sachsen in der digitalen Welt.

Der Bau der Infineon-Chipfabrik in Dresden sei ein Meilenstein beim Aufbau einer Massenfertigung von Halbleitern in der Europäischen Union. Der Schwerpunkt des EU-Chip-Acts liege auf dem Aufbau der heimischen Produktion, sagte sie am Dienstag beim Baubeginn der Fabrik. Die EU strebe an, den Anteil an der weltweiten Chip-Produktion auf 20 Prozent zu verdoppeln - weil der Chipmarkt insgesamt wachse, bedeute das, dass die derzeitigen Kapazitäten vervierfacht werden müssten.

Europa könne zwar stolz auf seine digitalen Stärken sein, es gäbe aber noch viel mehr zu tun - und dabei komme Dresden ins Spiel, sagte von der Leyen. "Der Globalisierungsschub der vergangenen Jahrzehnte hat es mit sich gebracht, dass sich die Wirtschaftsregionen der Welt zu sehr auf ihre jeweiligen Stärken konzentriert haben." Das neue Werk in Dresden trage dazu bei, die Lieferketten der wichtigsten Güter und Technologien in Europa zu stärken.

Spatenstich für Smart Power Fab von Infineon in Dresden
Sachsens Ministerpräsident Kretschmer staunt über einen 300-Millimeter-Wafer in den Händen Ursula von der LeyensBild: Robert Michael/dpa/picture alliance

"Risiken verringern, Bezugsquellen diversifizieren"

Von der Leyen bezeichnete die Abhängigkeit von einzelnen Rohstofflieferanten als Risiko. Silizium sei der am häufigsten genutzte Rohstoff für die Chipbranche. Derzeit dominiere China mit 76 Prozent die weltweite Produktion. Deshalb wolle die EU mit neuen Projekten in Europa, aber auch Partnerschaften mit Ländern wie Australien, den USA und Kanada für Alternativen sorgen und so die Lieferketten europäischer Unternehmen absichern, betonte die Kommissionschefin.

Bundeskanzler Olaf Scholz betonte, dass es nicht um eine Abkopplung von Wirtschaftsräumen gehe. Das sei der falsche Weg. Wichtig sei es jedoch, das Risiko zu verringern, Bezugsquellen zu diversifizieren und eigene Kapazitäten strategisch aufzubauen, sagte Scholz. Zudem hält er weitere Chip-Investitionsprojekte für möglich: "Ich habe nicht den Eindruck, dass diese Großinvestition die letzte ist, die wir in Silicon Saxony erleben werden." Zuletzt hatte TSMC-Chef, C.C. Wei, erklärt, der taiwanische Chipkonzern prüfe den Bau einer Halbleiter-Fabrik in Europa, die sich auf Kunden in der Autobranche spezialisieren solle.

Darstellung der Smart Power Fab von Infineon in Dresden
Modell der Smart Power Fab von Infineon in DresdenBild: Infineon

Milliarden aus München und Brüssel

Infineon-Chef Jochen Hanebeck sagte, die europäische Förderung der Branche sei ein wichtiger Schritt, Europa im globalen Halbleitersystem an der Spitze zu positionieren. Der Münchner Halbleiterhersteller investiert fünf Milliarden Euro in das neue Werk in Dresden, das ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte des Unternehmens. Der Konzern erhofft sich jährliche Erlöse von rund fünf Milliarden Euro, wenn die Anlage im Herbst 2026 die Produktion aufnimmt - das wäre ein Umsatzplus von rund einem Drittel Infineon strebt eine Förderung von einer Milliarde Euro an.

Europa lässt sich die angestrebte Unabhängigkeit bei der Chipproduktion ebenfalls viel kosten. Hierfür nähmen die EU und die Mitgliedsstaaten bis zu 43 Milliarden Euro in die Hand. "Bis 2030 wollen wir gemeinsam mit der Industrie Europas Anteil an der weltweiten Chipproduktion verdoppeln - auf 20 Prozent", erklärte von der Leyen. Um dies erreichen zu können, müssten die heutigen Kapazitäten vervierfacht werden. Dies setze eine gute Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft voraus.

Zudem soll der sogenannte Critical Raw Materials Act der Europäischen Union sicherstellen, dass die für die Halbleiterproduktion notwendigen seltenen Erden und Rohstoffe in Europa nicht knapp werden.

dk/hb (dpa, rtr)