Inflation in Deutschland nähert sich Zwei-Prozent-Marke
2. April 2024Billigere Energie und Nahrungsmittel haben die Inflation in Deutschland im März auf den tiefsten Stand seit fast drei Jahren gedrückt. Die Verbraucherpreise stiegen nur noch um 2,2 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag zu seiner Schätzung mitteilte. "Das ist der niedrigste Wert seit April 2021", so die Statistiker. Im Februar hatte die Teuerungsrate noch 2,5 Prozent betragen. Von Februar auf März stiegen die Preise, und zwar um 0,4 Prozent.
Für die sinkende Inflation sorgte vor allem billigere Energie: Sie kostete durchschnittlich 2,7 Prozent weniger als im März 2023, nachdem diese Preise im Februar um 2,4 Prozent gesunken waren. Nahrungsmittel verbilligten sich erstmals seit Februar 2015, und zwar um 0,7 (Februar: +0,9) Prozent. Für Dienstleistungen wurden 3,7 (Februar: 3,4) Prozent mehr verlangt als ein Jahr zuvor. Die sogenannte Kerninflation - bei der Energie- und Lebensmittelpreise herausgerechnet werden - sank leicht auf 3,3 Prozent.
Keine Euphorie bei Ökonomen
Ökonomen geben allerdings noch keine komplette Entwarnung. "Auf den ersten Blick kann man sich entspannt zurücklehnen", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Aber die Details mahnen zur Vorsicht." Das gelte besonders für die Dienstleistungspreise, die wegen der stark steigenden Löhne unerwartet kräftig zugelegt hätten. "Auch die gesamte Inflationsrate dürfte in den kommenden Monaten wieder etwas steigen", sagte Krämer. "Für eine Entwarnung an der Inflationsfront ist es zu früh - ebenso für Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB)."
Die deutschen Verbraucher können zumindest auf eine gedämpfte Inflation hoffen, denn weniger Unternehmen wollen in den nächsten Monaten ihre Preise anheben: Das Barometer für deren Preiserwartungen sank im März auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren, wie das Münchner Ifo-Institut bei seiner Firmenumfrage herausfand. "Die Inflation ist weiter auf dem Rückzug und dürfte im Sommer unter die Zwei-Prozent-Marke sinken", sagte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. "Aus deutscher Sicht spricht nichts gegen eine baldige Zinssenkung durch die EZB."
Die Frankfurter Währungshüter streben eine Teuerungsrate von zwei Prozent in der Euro-Zone an. Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters zufolge gehen Volkswirte derzeit mit großer Mehrheit von einer ersten Zinssenkung im Juni aus.
hb/nm (rtr)