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Bachmannpreis für Birgit Birnbacher

30. Juni 2019

Nach tagelangem Lesen und Diskutieren darf sich die Österreicherin Birgit Birnbacher über den Ingeborg-Bachmann-Preis freuen. Eine der wichtigsten Literatur-Auszeichnungen im deutschsprachigem Raum.

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Birgit Birnbacher gewinnt Ingeborg Bachmann Preis
Birgit Birnbacher (Mitte) neben Jury-Mitglied Stefan Gmünder und Klagenfurts Bürgermeisterin Marie-Luise MathiaschitzBild: picture-alliance/APA/G. Eggenberger

Es war heiß in Klagenfurt in diesen Tagen. Am Donnerstag wurde das Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis eröffnet, an diesem Sonntag gab die Jury die Sieger bekannt. Gewinnerin des mit 25.000 Euro dotierten Bachmannpreises ist die 33 Jahre alte Autorin Birgit Birnbacher aus Österreich. Die Jury würdigte damit ihren Text "Der Schrank", eine Erzählung, in der es um eine soziologische Studie geht und das plötzliche Erscheinen eines Schrankes im Leben der Ich-Erzählerin. Ein Geschenk der Mutter, wie sich herausstellt. Birnbacher thematisiert in ihrem Text die neue Arbeitswelt sowie prekäre Wohnverhältnisse.

Der Text sei "gelungen in jeder Hinsicht", sagt Jury-Mitglied Hildegard Keller, nachdem Birgit Birnbacher ihren Text vorgetragen hatte. Er sei eine Mikrostudie der Lebensverhältnisse, durch großartigen Charme könne man an den Figuren teilnehmen. 

Birgit Birnbacher hatte früh die Schule abgebrochen, dann zunächst eine Lehre gemacht und war schließlich ins Ausland gegangen, um Freiwilligenarbeit zu leisten. Später holte sie ihren Abschluss nach und studierte Soziologie und Sozialwissenschaften. Sie hat bereits verschiedene Autorenpreise bekommen, darunter den Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung 2016. In einem Interview mit dem Österreichischen Rundfunk (ORF) nach der Preisvergabe gab sie sich bescheiden: "Unglaublich. Der Preis bedeutet uns allen viel, darum sind wir auch hier. Es ist eine besondere Runde, so habe ich das erlebt. Es sind viele da, die den Preis verdient hätten."

Österreich Klagenfurt Eröffnung 43. Tage der deutschsprachigen Literatur | Clemens Setz
Clemens J. Setz hielt die Eröffnungsrede in KlagenfurtBild: picture-alliance/APA/G. Eggenberger

Clemens J. Setz warnt vor dem Elfenbeinturm

Eröffnet wurden die 43. Tage der deutschsprachigen Literatur am Mittwoch mit einer Rede des Schriftstellers Clemens J. Setz. Er warnte darin vor der Vermischung von Fiktion und Realität. Konkret kritisierte Setz etwa "die Ansicht, dass man sich monatelang wegsperren müsste, um in Ruhe schreiben zu können". Auch hier sei die Gefahr groß, dass diese Attitüde überhand nehme und man sich irgendwann auch von den eigenen Kindern gestört fühle. "Als wäre Geschichtenerzählen nicht die von Natur aus geselligste Tätigkeit überhaupt", sagte Setz, der selbst 2008 beim Wettlesen dabei war und damals den Ernst-Willner-Preis gewann. 2011 erhielt Setz den Preis der Leipziger Buchmesse für seinen Erzählband "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes".

Zum ersten Mal mehr Frauen als Männer dabei

Bei den 43. Tagen der deutschsprachigen Literatur wurden neben dem Ingeborg-Bachmann-Preis vier weitere Preise vergeben, darunter ein Publikumspreis. Mit acht Autorinnen und sechs Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nahmen zum ersten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs mehr Frauen als Männer an dem Wettlesen teil. Unter den Preisträgern und Preisträgerinnen der vergangenen Jahre sind Namen wie Uwe Tellkamp, Terézia Mora oder Sibylle Lewitscharoff. 

Österreich Klagenfurt Jury Ingeborg-Bachmann-Preis
Die siebenköpfige Jury des Ingeborg-Bachmann-Preises 2019 - darunter auch die Lyrikerin Nora Gomringer (2. von links), die den Preis 2015 gewannBild: picture-alliance/APA/G. Eggenberger

Im vergangenen Jahr konnte sich die Ukrainerin Tanja Maljartschuk den nach der österreichischen Dichterin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannten Preis sichern. Maljartschuk, die erst seit 2014 auf Deutsch schreibt, präsentierte damals mit "Frösche im Meer" einen Text über das fehlende Interesse der jüngeren Generation an den Alten.

pl/qu (dpa, bachmannpreis.orf.at)