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Dieselskandel: Vorwürfe gegen Audi-Vorstand

21. August 2017

Die Verteidigungsschrift eines festgenommenen Audi-Ingenieurs enthält brisante Angaben zum Umgang des deutschen Autobauers mit dem Dieselskandal. Sind sie richtig, könnte es eng werden für die aktuelle Firmenspitze.

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Audi AG - Emblem - Logo
Bild: picture alliance/H.C. Dittrich

44 Vorgänge auf 28 Seiten. Mit diesem Papier versucht der frühere Audi-Ingenieur Giovanni P. sich selbst zu verteidigen und belastet damit seinen früheren Arbeitgeber. Giovanni P. sitzt im Gefängnis von München-Stadelheim in Untersuchungshaft. Die Eintragungen in dem Papier sollen belegen, dass der Techniker nur ein kleines Rädchen im System des Diesel-Schwindels war, das große Rad hingegen von den Spitzenmanagern gedreht wurde – bis hin zum heutigen Audi-Vorstandschef Rupert Stadler.

Audi gehört zum VW-Konzern, der durch den Dieselskandal bis in die Grundfesten erschüttert ist. Bisher wird gegen einzelne, namentlich benannte Vertreter des Audi-Vorstands nicht ermittelt, wohl abergegen das Unternehmen insgesamt. Es geht um den Verdacht, in den USA 80.000 Käufer von Dieselfahrzeugen systematisch betrogen zu haben. Im Zentrum der Vorwürfe steht eine Technik, mit der Abgase von Dieselmotoren soweit gereinigt werden sollten, dass sie den strengen Schadstoff-Grenzwerten in den USA genügt hätten.

Erste Berichte schon 2006?

Der Ingenieur in Untersuchungshaft schildert nun in dem Papier, das der "Süddeutschen Zeitung" vorliegt und über das das Blatt am Montag berichtet, der Audi-Vorstand hätte längst gewusst, dass die Abgasreinigung nicht richtig funktioniert. "Sollten die in der Zeittafel geschilderten Ereignisse tatsächlich so stattgefunden haben", schreibt die Zeitung, "dann wussten viele Beschäftigte bis hin zu Spitzenmanagern von den manipulierten Schadstoffmessungen."

Symbolbild Dieselskandal
Saubere Diesel-Technik dank Zusätzen? Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Bereits am 9. Oktober 2006 soll dem Bericht zufolge ein führender Motorenentwickler bei Audi mehrere Führungskräfte über das Grundproblem bei der Abgasreinigung mit Adblue informiert haben - ein Gemisch aus künstlichem Harnstoff und Wasser, das die gesundheitsschädlichen Stickoxide neutralisiert. Der Tank mit Adblue in den Autos von Audi sei zu klein konzipiert worden. Deshalb sei in den Autos später eine spezielle Software installiert worden, durch die Stickoxidwerte manipuliert werden konnten. Unter den Führungskräften soll auch der damalige Audi-Chef Martin Winterkorn gewesen sein, der wenig später von dem Ingolstädter Unternehmen zum Mutterkonzern Volkswagen nach Wolfsburg wechselte und dort den Vorstandsvorsitz übernahm. 

Der Diesel-Skandal kam im September 2015 ans Licht. In der Folge verlor Winterkorn seinen Posten. Von Seiten der Staatsanwaltschaft München hieß es, man prüfe die Angaben des Ingenieurs. Bisher werde nicht gegen heutige oder frühere Vorstandsmitglieder von Audi ermittelt. Die Süddeutsche Zeitung schreibt weiter, der Mutterkonzern Volkswagen hätte zu dem Bericht mitgeteilt: "Mit Verweis auf laufende Ermittlungen kommentieren wir die von Ihnen genannten Informationen nicht."

ar/bea (rtr, afp – SZ)