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Integrationsgipfel: Ein erster Schritt in die richtige Richtung?

Monika Dittrich17. Juli 2006

Wie können Menschen ausländischer Herkunft besser in die deutsche Gesellschaft eingebunden werden? Auf diese Frage fand der Integrationsgipfel keine wirklich neue Antwort. Wichtig war er trotzdem, meint Monika Dittrich.

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Der Integrationsgipfel soll Auftakt sein für einen einjährigen DialogBild: AP

Der Integrationsgipfel ist eine gute Sache, denn damit sind zwei Einsichten verbunden. Erstens: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Zweitens: Integration braucht Leitkultur. Beides ist nicht voneinander zu trennen, auch wenn es zunächst widersprüchlich klingt.

Deutschland ist ein Einwanderungsland

Monika Dittrich Fernschreiber

Dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, wollte man rechts der politischen Mitte lange Zeit nicht wahr haben. Und auch heute kommt den Konservativen das Wörtchen "Einwanderungsland" nur holprig oder gar nicht über die Lippen. Um so erstaunlicher ist es, dass ausgerechnet eine CDU-Kanzlerin zum Integrationsgipfel eingeladen hat. Tatsächlich hat die Realität längst Fakten geschaffen, schließlich leben 15 Millionen Menschen mit so genanntem Migrationshintergrund in Deutschland. Also: Deutschland ist ein Einwanderungsland, und dieses Land braucht Zuwanderung.

Streitbegriff Leitkultur

Nun aber zur Leitkultur. Der Begriff war lange verschrien, vor allem bei den Linksintellektuellen. Vermuteten sie dahinter doch ein deutschtümelnd nationalistisches Überlegenheitsgefühl, das den Zuwanderern übergestülpt werden sollte. Eigentlich ist Leitkultur aber ein Konsens über all die Werte, die die deutsche Gesellschaft zusammenhalten.

"Deutscher zu sein, ist nichts Besonderes, aber etwas Bestimmtes", wie der Sozialdemokrat Richard Schröder einmal gesagt hat. Und dieses Bestimmte ist genau das, was mit dem Begriff Leitkultur gemeint ist. Dazu gehören das Bekenntnis zur Demokratie und zur Freiheit und Solidarität. Gleichberechtigung von Mann und Frau. Nächstenliebe, die Werte des christlichen Abendlandes, die Unantastbarkeit der Menschenrechte.

Zur Leitkultur gehören auch das Grundgesetz, und die Erinnerung an die Verbrechen der deutschen Vergangenheit. Ebenso wie die deutsche Sprache, vielleicht auch die Nationalhymne und die drei Farben Schwarz Rot Gold. Denn ein bisschen Gefühl darf schon sein. Auch patriotisches Gefühl. Wer Bürger dieses Landes wird, soll auf dem Amt nicht nur seinen Ausweis abholen. Er hat ein Recht auf eine Zeremonie, eine Feier, ein Ritual.

Jeder muss den Wertekonsens akzeptieren

All das ist Leitkultur - und jeder der in Deutschland lebt - auch die Eingewanderten, die Eingebürgerten, die Linken, Rechten, Alten und Jungen - alle sind aufgefordert, an dieser Leitkultur mitzubasteln. Denn man braucht einen Wertekonsens, wenn man in Deutschland fremde Menschen willkommen heißen will. Und wer hier leben will, der muss mit diesem Konsens einverstanden sein.

Das ist das Signal, das vom Integrationsgipfel ausgeht. Und selbst wenn das Treffen ansonsten nur wenig substantielle Absichtsbekundungen hervorgebracht hat - dieses Signal ist wichtig und richtig.