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Politik

Intensivstationen nahe der Belastungsgrenze

6. Dezember 2020

Die Krankenhäuser in Deutschland kommen laut dem Klinikverband DKG durch die Corona-Pandemie zunehmend an ihre Kapazitätsgrenzen. Auf den Intensivstationen lägen 40 Prozent mehr COVID-19-Patienten als im Frühjahr.

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BG Corona-November in Deutschland | Intensivstation der Uniklinik Aachen
Bild: Oliver Berg/dpa/picture alliance

"In einzelnen Ländern wie Sachsen ist die Zahl der Intensivpatienten fünfmal so hoch wie im April. Dort geraten Kliniken an ihre Kapazitätsgrenzen oder haben diese bereits überschritten", sagte Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) der "Welt am Sonntag". Insgesamt befänden sich 40 Prozent mehr COVID-19-Patienten auf Intensivstationen als im Frühjahr, rund 16.000 würden auf Normalstationen versorgt. Der Versorgungsaufwand sei deutlich höher als bei anderen Patienten, fügte Gaß hinzu.

Auch Universitätskliniken, die bislang Corona-Patienten mit schweren Verläufen aus kleineren Krankenhäusern aufnehmen konnten, näherten sich in manchen Regionen der Belastungsgrenze. Angesichts personeller Ausfälle werde die Übernahme solcher Patienten zusehends schwieriger.

Gerald Gaß Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft
Gerald Gaß, Präsident der Deutschen KrankenhausgesellschaftBild: Geisler-Fotopress/picture alliance

Gaß wies Kritik zurück, wonach die Klinken die Lage dramatisieren würden, um mehr Finanzhilfen zu erzwingen. Die Wiedereinführung der sogenannten Freihaltepauschalen für Intensivbetten bis Januar sei zwar ein richtiger Schritt, werde aber wegen der "sehr restriktiven Zuordnungskriterien" nur für wenige Kliniken eine wirksame Hilfe sein. Tatsächlich müssten viele Krankenhäuser ihre sonstige Versorgung wegen COVID-19 einschränken, wodurch Erlösausfälle und Liquiditätsprobleme drohten. 

Der Bund hatte die Freihaltepauschalen im November wiedereingeführt. Dabei handelt es sich um finanzielle Ausgleichszahlungen, die Krankenhäuser unter anderem erhalten, wenn sie medizinisch nicht dringliche Eingriffe verschieben, um Intensivbetten für Corona-Patienten freizuhalten. Anders als bei der ersten Corona-Welle im Frühjahr sind die Zahlungen aber an bestimmte Kriterien gekoppelt, die mit der aktuellen Corona-Lage und der Bedeutung des Krankenhauses für die Notfallversorgung zusammenhängen. 

Intensivmediziner: Fehlendes Personal ist das Hauptproblem

Gernot Marx, Intensivmediziner an der Uniklinik Aachen, sagte der Zeitung, noch könne man Patienten aus kleineren Krankenhäusern aufnehmen. Das Personal müsse sich allerdings "schon sehr strecken, zumal wir uns auch weiterhin um andere Patienten kümmern wollen".

Angesichts personeller Ausfälle werde die Übernahme solcher Patienten zusehends schwieriger. "Nicht die Intensivbetten sind der limitierende Faktor, sondern das entsprechend qualifizierte Personal", warnte Marx, der ab dem Jahreswechsel als Präsident auch die Führung der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) übernehmen wird.

Auf der DIVI-Website findet sich ein sogenanntes Intensivregister. Darin wird in einem Tagesreport regelmäßig über die Zahl der belegten und freien Intensivbetten in Deutschland informiert.

Inzwischen haben erste Kliniken einen Aufnahmestopp für COVID-19-Patienten verhängt. Das Städtische Klinikum Dresden teilte laut einem Bericht des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) vor einigen Tagen mit, die Kapazitäten seien erschöpft. Für andere Patienten, etwa mit Notfällen, Herzinfarkten oder Schlaganfällen, stehe das Krankenhaus noch bereit, geplante Operationen sollten aber möglichst verschoben werden.

gri/ust (afp, kna)