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African American Museum erinnert an Sklaverei

Nadine Wojcik
26. Juni 2023

Wo sich einst einer der größten Sklavenhäfen der Welt befand, eröffnet jetzt ein Museum, das das traurige Schicksal verschleppter Afrikaner dokumentiert. Es zeigt aber auch, wie sie ihre neue Heimat geprägt haben.

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Außenansicht des International African American Museum in Charleston vor blauem Himmel.
Nach zwanzigjähriger Planung eröffnet das International African American Museum in CharlestonBild: Chris Carlson/ASSOCIATED PRESS/picture alliance

Auf Pfeilern steht der moderne Neubau des International African American Museum (IAAM). Den historischen Boden nicht zu berühren, war eine bewusste Entscheidung: Genau hier am Gadsden's Wharf, einer Anlegestelle im Hafen von Charleston in South Carolina, betraten rund 100.000 aller versklavten Afrikaner amerikanisches Land, das entspricht etwa 40 Prozent. Gadsden's Wharf war einer der größten Sklavenhäfen der Welt. 

20 Jahre hat es von der Idee über die Planung bis zur Eröffnungsfeier am 22. Juni gedauert, bis das für die US-amerikanische Geschichte wichtige Museum endlich fertig wurde. Mehrere Hürden wie eine zunächst ungeklärte Finanzierung, die Corona-Pandemie und bauliche Mängel mussten überwunden werden, um es fertigzustellen. Für die Öffentlichkeit öffnet das IAAM am 27. Juni 2023.

Ein Ausstellungsraum mit großen beleuchteten Fotografien
Blick ins Innere des MuseumsBild: Chris Carlson/ASSOCIATED PRESS/picture alliance

Museum zeigt Trauma und Freude

Das International African American Museum zeigt dabei keine Abhandlung chronologischer Ereignisse. Vielmehr ist es ein Ort, der "gleichzeitig Trauma und Freude" vermitteln soll, so Museumsdirektorin Tonya Matthews. Denn zum einen ehrt es mit Dauerausstellungen, Dutzenden von Artefakten und mehr als 30 Kunstwerken die vielen tausend Afrikaner, die unter barbarischen Bedingungen gezwungen waren, ihre Heimat zu verlassen. Gleichzeitig stellt das IAAM aber auch dar, welchen bedeutenden und wichtigen Einfluss afrikanische Wurzeln auf alle Bereiche des heutigen US-amerikanischen Lebens haben.

"Es geht darum, anzuerkennen, dass es Gemeinschaften, Zivilisationen und Menschen gab, denen wir weggenommen wurden", sagte Matthews im Vorfeld der Eröffnung gegenüber dem US-amerikanischen Fernsehsender CNN. "Es ist auch eine Anerkennung dafür, dass wir, sobald wir ankamen, auch begonnen haben, Gemeinschaften und Zivilisationen aufzubauen." In den Ausstellungsräumen des 120.000 Millionen Dollar teuren Museumneubaus ist sowohl historische Stammes- also auch zeitgenössische Kunst zu sehen, die das Wirken vieler Künstler widerspiegelt, die selbst oder deren Vorfahren einst als Fracht betrachtet wurden.

Neue Namen für Sklaven

In einem weiteren Ausstellungsraum empfangen den Besucher schwarze, bedrückend wirkende Wände, auf die afrikanische Namen wie Wogue, Seesah oder Eriyah eingraviert sind, zusammen mit Altersangaben. Einige  Afrikaner waren gerade einmal vier Jahre alt, als sie auf die lebensgefährliche Reise von Westafrika in die USA zusammengepfercht in einen Laderaum gezwungen wurden. Viele Versklavte überlebten diese mörderische Schifffahrt nicht.

Eine Zeichnung zeigt Schwarze auf einem Podest, drumherum stehen weiße Männer mit Hütten
Zeitgenössisches Bildnis von 1860: Sklaven wurden versteigert Bild: Bianchetti Stefano/Leemage/picture-alliance

Einen Raum weiter sind ebenfalls Namen in Wände eingraviert - diesmal sind es Namen wie Linda, David oder gar Hardtimes, die den Afrikanerinnen und Afrikanern nach ihrer Ankunft gegeben wurden. Die Namen stammen aus Fracht- und Verkaufsunterlagen der Gadsden's Wharf, die in den 1760er-Jahren von Gouverneur Christopher Gadsden errichtet wurde. Den 100.000 Sklaven, die hier angekommen sein sollen - und auch denjenigen, die die Überfahrt nicht überlebt haben - sind am historischen Hafenkai künstlerische Denkmäler gewidmet, die frei zugänglich sind.

Familiengeschichte erfahren

Ein besonderes Highlight ist kein Ausstellungsstück, sondern das Center for Family History. Es bietet ein dringend benötigtes Angebot für afroamerikanische Familien: Anhand von Kaufverträgen, Belegen über Eigentumsverhältnisse und anderen Aufzeichnungen kann hier die eigene Familiengeschichte über mehrere Generationen hinweg nachvollzogen werden.

Spezialisierte Datenbanken und erfahrene Genealogen stehen ebenfalls zur Verfügung, um dabei zu helfen, die Namen und Geschichten eigener Verwandter ausfindig zu machen. Bei manchen Nachforschungen finden sich sogar lang verborgene Beweise für erfolgreichen Widerstand der Vorfahren, die Stolz auf so manchen Stammbaum gemacht haben.