Internet rettet Leben in Sambia
3. November 2010Macha ist eine kleine Gemeinde etwa 300 Kilometer südwestlich der sambischen Hauptstadt Lusaka. Der 30.000-Seelen-Ort ist nur über eine holprige Sandpiste oder schlecht ausgebaute Straßen zu erreichen. Doch für den Allgemeinmediziner Jonathan Sitali gab es gute Gründe, sich in Macha niederzulassen: "Ich wollte neben der Arbeit auch weiter studieren", erzählt der junge Mann. 2006 hat er dann vom sogenannten E-Learning erfahren. Einer Möglichkeit, sich über das Internet per Fernstudium weiter zu qualifizieren. "Ich habe dann gezielt nach einem Krankenhaus gesucht, in dem ich leicht und preiswert Internetzugang habe. Und da bot sich Macha an."
Anschluss an die Welt
Macha bot sich an, weil die Gemeinde viel dafür getan hat, den Anschluss an den Rest der Welt nicht zu verlieren. Heute gibt es einen "Airstrip", eine sandige Landebahn für kleine Flugzeuge. Und es gibt eine Datenautobahn nach Macha, um den Anschluss an weltweites Wissen nicht zu verpassen. Macha holte das Internet in den Busch. Gemeinsam mit Ärzten aus Tansania und Nigeria, aber auch aus Großbritannien und den skandinavischen Ländern studiert Jonathan Sitali nun von Macha aus per Internet an der britischen Universität Liverpool und steht kurz vor dem Abschluss seines Masters im Gesundheitsmanagement.
Erfolgreiches Online-Studium
Auch Edgar Susiku erwirbt über das Internet wichtige Zusatzqualifikationen. Er ist Pflegedienstleiter und macht gerade eine Zusatzausbildung in der Ultraschall-Diagnostik, die in Sambia selbst nicht angeboten wird. Deshalb konnte bisher niemand in Macha die entsprechenden Geräte, die dem Ortskrankenhaus gespendet wurden, nutzen. Das soll sich mit Susikus Ausbildung ändern: "Ich mache gerade einen Online-Kurs für Ultraschall am Baron-Institut für Medizinische Sonographie in Kanada", erzählt er. Demnächst stehe eine Prüfung an, die er online absolviere. "Ich sitze nur für das Abschlussexamen in einem Klassenraum. Alles andere geschieht online. Das ist ein riesiger Vorteil."
Gemeinsame Forschung mit den USA
Seit 2004 ist Macha über das Internet mit der ganzen Welt verbunden. Ausgangspunkt war das Krankenhaus des Dorfes, dessen Forschungsinstitut für Malaria eng mit der John-Hopkins-Universität in den USA zusammenarbeitet. 2003 verschlug es die holländische Ärztin Janneke van Dijk nach Macha. Sie war entsetzt über die schlechten Arbeitsbedingungen im Hospital und wollte gleichzeitig die Zusammenarbeit mit den Kollegen in den USA verbessern. "Als wir hier ankamen, gab es keine Kommunikationsmöglichkeiten – weder Internet noch Mobilfunk", erinnert sich die Medizinerin. "Wir hatten lediglich eine Art Buschfunk, mit der man kurze Mitteilungen verschicken konnte. Um jedoch forschen zu können, braucht man gute Kommunikationsmittel und Zugang zu Informationen. Deshalb war eine Verbesserung unsere erste wichtige Aufgabe."
Medikamente übers Netz
Für die Ärztin lassen sich inzwischen auch ganz praktische, tägliche Abläufe mit Hilfe des Internet leichter regeln: So bestellt das Krankenhaus beispielsweise Medikamente im weltweiten Netz. So lässt sich wertvolle Zeit gewinnen. Und in Zukunft, so hofft das Team des Krankenhauses, ließen sich vielleicht Krankheiten heilen, gegen die man heute in Macha den Kampf noch verliert. Doch auch hier ist eine gute Internetverbindung nicht die einzige Voraussetzung, um Patienten effizient und schnell helfen zu können. Ebenso wichtig ist es, qualifiziertes Personal im Krankenhaus von Macha zu halten.
Da hat Jonathan Sitali jedoch ganz andere Pläne: Macha ist für ihn nur eine Übergangsstation. Sein Master im Gesundheitsmanagement soll ihm helfen, seine eigene private Klinik aufzubauen – nicht auf dem Land, sondern wahrscheinlich in der Hauptstadt Lusaka, wo sich Geld verdienen lässt. Sobald er sein Examen im kommenden Frühjahr gemacht hat, will Sitali Macha verlassen.
Autorin: Ute Schaeffer
Redaktion: Stephanie Gebert