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Investor Soros wettet gegen Deutsche Bank

28. Juni 2016

In der Börsenwelt ist US-Starinvestor Soros seit einer erfolgreichen Wette gegen das britische Pfund eine Legende. Auch nach dem Brexit-Votum setzt er auf fallende Kurse - diesmal bei der Deutschen Bank.

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USA George Soros Investor spricht in Berlin
Bild: picture-alliance/dpa/T. Peter

Die Deutsche Bank hat einen neuen Gegenspieler. Die Investoren-Legende George Soros will nun auch vom Absturz des Geldhauses an der Börse profitieren. Sein Hedgefonds Soros Fund Management setzte am Freitag kurz nach dem britischen Votum für einen EU-Austritt eine 100 Millionen Euro schwere Wette auf einen weiteren Kursverfall der Aktie des größten deutschen Kreditinstituts. Die sogenannte Leerverkaufsposition wurde am Montag im Bundesanzeiger veröffentlicht. Zuerst berichtete die Zeitung "Die Welt" über das Geschäft.

Mit Leerverkäufen können Anleger an der Börse auch bei fallenden Kursen Geld verdienen. Dafür verkaufen sie Aktien, die sie sich zunächst nur geliehen haben. Fällt der Kurs der Aktie danach, können sie die geliehenen Papiere später billiger wieder am Markt einsammeln und zurückgeben. Konkret verkaufte der Fonds nun gut sieben Millionen zuvor geliehene Aktien. Eine ähnliche Handelsposition ging laut Bundesanzeiger auch der Londoner Hedgefonds Marshall Wace ein, der vor zwei Jahren schon vom Untergang der portugiesischen Banco Espirito Santo profitiert hatte.

"Ganze Welt gegen die Bank"

"Es scheint, als wette derzeit die ganze Welt gegen die Deutsche Bank", kommentierte ein Börsenhändler am Dienstag in Frankfurt. In den ersten beiden Handelstagen seit dem Brexit-Votum hat die Deutsche-Bank-Aktie rund 20 Prozent an Wert verloren und ist auf den tiefsten Stand seit Bestehen des Dax gerutscht.

Am Dienstag holten Anleger aber zunächst etwas Luft. Die Aktie erholte sich zum Handelsauftakt etwas und legte um gut drei Prozent zu. Seit dem Amtsantritt des als Sanierer geholten Vorstandschefs John Cryan vor knapp einem Jahr ist der Kurs um fast 60 Prozent eingebrochen.

Institut kämpft auch mit teuren Altlasten

Soros hat seit einer erfolgreichen Wette gegen das Pfund im Jahr 1992 in der Börsenwelt Legendenstatus. Er machte damals ein Vermögen, als Großbritannien dem Druck der Finanzmärkte nachgab und seine Währung aus dem europäischen System fester Wechselkurse löste. Vor dem Brexit-Referendum hat er nach Angaben seiner Gesellschaft allerdings nicht gegen das Pfund gewettet. Soros warnte wenige Tage vor der Abstimmung noch vor einem Einbruch der Märkte und einem Verfall der britischen Währung.

Für die Deutsche Bank kommt der Brexit zu einem besonders ungünstigen Zeitpunkt. Das Institut kämpft immer noch mit teuren Altlasten aus der Zeit der Finanzkrise. Milliardenschwere Rechtsrisiken sorgen für Misstrauen der Anleger. Vorstandschef Cryan versucht mit einem harten Umbau das Ruder herumzureißen. Unter anderem nahm er gewaltige Abschreibungen vor, was zu einem Rekordverlust von 6,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr führte. Hinzu kommt der Abbau tausender Stellen, aus vielen Geschäften im Investmentbanking zieht sich die Bank zurück. Das warf bei Beobachtern die Frage auf, wie die Bank künftig überhaupt Geld verdienen will.

ul (dpa)