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IOC nickt "Agenda 2020" ab

Stefan Nestler9. Dezember 2014

Das Internationale Olympische Komitee verabschiedet einmütig das größte Reformpaket der olympischen Bewegung seit 15 Jahren. Selbst IOC-Chef Bach ist überrascht, wie glatt seine Vorschläge durchgingen.

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IOC-Vollversammlung in Monaco. Blick in den Saal. Foto: Getty Images
Bild: Getty Images/T. Barson

"Selbst in meinen kühnsten Träumen hätte ich das nicht erwartet. Das war eine positive Überraschung und ein wichtiger Tag für das IOC", sagte Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC). Der höchste Sportfunktionär hatte allen Grund, zufrieden zu sein. Ohne Gegenstimme hatten die IOC-Mitglieder bei der 127. Vollversammlung in Monaco alle 40 Vorschläge zur Reform der olympischen Organisation durchgewunken. Damit will das IOC wieder glaubwürdiger werden. Es ist das größte Reformpaket seit 1999, als sich die Olympier nach dem Korruptionsskandal um die Vergabe der Winterspiele an Salt Lake City neu aufgestellt hatten. Die Umsetzung der "Agenda 2020" soll sofort beginnen.

Eigener Fernsehkanal

Vorgesehen ist unter anderem ein eigener Fernsehsender, der zunächst im Internet den olympischen Sportarten zwischen den Spielen zu deutlich mehr Aufmerksamkeit verhelfen soll. Das Projekt ist auf 490 Millionen Euro veranschlagt. "Dies ist ein historischer Schritt für das IOC und die olympische Bewegung", sagte Bach. Das IOC beschloss außerdem, aus Gründen der Nachhaltigkeit "die Austragung ganzer Sportarten oder einzelner Disziplinen außerhalb der Gastgeber-Stadt oder in Ausnahmefällen außerhalb des Landes zu erlauben". Künftig soll verstärkt auf Sportstätten gesetzt werden, die nur für die Spiele errichtet und anschließend wieder abgebaut werden können - es sei denn, der Gastgeber legt ein schlüssiges Konzept für die nachhaltige Nutzung der Wettkampfstätten vor.

Thomas Bach bei der IOC-Sitzung in Monaco. Foto: Getty Images
Erfolgreicher Tag für IOC-Chef BachBild: Getty Images/T. Barson

Vesper: Rückenwind für deutsche Bewerbung

Für den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) erhöhen sich damit die Variationsmöglichkeiten. Hamburg könnte sich zum Beispiel die Konstruktion einer teuren Kanu-Slalom-Strecke sparen und die Wettbewerbe ins sächsische Markkleeberg auslagern. Vorrundenspiele im Handball, Volleyball und Basketball wären in Kiel, Bremen, Flensburg oder Schwerin denkbar. Berlin hätte die Möglichkeit, auf Arenen in Potsdam, Magdeburg und Leipzig zurückzugreifen. Eine Doppel-Bewerbung von Berlin und Hamburg für die Spiele 2024 schloss DOSB-Generaldirektor Michael Vesper erneut aus. Vesper begrüßte auch die Entscheidung des IOC, den Ausrichtervertrag zu veröffentlichen und die Bewerbungskosten zu senken. Eine deutsche Kandidatur bekomme dadurch "deutlichen Rückenwind". In Zukunft dürfen die Ausrichter Olympischer Spiele auch neue Disziplinen oder sogar neue Sportarten vorschlagen, die sie bei ihren Heimspielen gern präsentieren würden. Das IOC entscheidet dann darüber. Das bisherige Limit von 28 Sportarten bei Sommerspielen und sieben bei Winterspielen wurde aufgehoben, die Obergrenze von 10.500 Athleten im Sommer und 2900 bei den Winterspielen aber beibehalten.

Nur neun Stunden

Zum Auftakt der Vollversammlung in Monaco hatte IOC-Präsident Bach seine Kollegen mit eindringlichen Worten in die Pflicht genommen: "Wollen wir uns verändern oder wollen wir verändert werden?" Das IOC müsse sich wandeln, um nicht zum Spielball der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung zu werden. Die Olympier folgten dem 60-Jährigen geschlossen und handelten den auf zwei Tage angesetzten Abstimmungsmarathon in nur neun Stunden ab. "Das ist eine beschleunigte Evolution, keine Revolution", erklärte der kanadische IOC-Spitzenfunktionär Richard Pound, der von 1999 bis 2007 die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) geleitet hatte. "Das ist erst der Anfang. Wir können nicht alle 40 Punkte in den nächsten sechs Monaten umsetzen."