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Iraker rüsten zum Kampf

15. Juni 2014

In Bagdad herrscht angesichts der anrückenden Dschihadisten Alarmbereitschaft. Tausende Iraker melden sich freiwillig zum Kampf gegen die Extremisten. Die USA schicken einen Flugzeugträger in den Persischen Golf.

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Irak: Freiwillige helfen dem Militär (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Im Irak wächst nach Medienberichten der Widerstand gegen die auf die Hauptstadt Bagdad vorrückenden Islamisten. Tausende Freiwillige seien dem Aufruf des irakischen Großajatollahs Ali al-Sistani gefolgt, der vor allem seine schiitischen Glaubensbrüder aufforderte, schiitsche Heiligtümer im Land vor den sunnitischen ISIS-Kämpfern zu beschützen.

Ministerpräsident Nuri al-Maliki rief Sunniten und Schiiten zum gemeinsamen Kampf gegen den Terror auf. "Wir gehören zu einem Land und einer Religion", appellierte er am Samstag in einer Fernsehansprache an seine Landsleute.

Die sunnitische Terrorgruppe "Islamische Staat im Irak und in Syrien" (ISIS) kämpft gegen Schiiten, die sie als "Abweichler" von der wahren Lehre des Islams ansehen. Im Irak fühlen sich viele Sunniten seit Jahren von der schiitisch dominierten Regierung in Bagdad diskriminiert. Deswegen fiel der Terrormiliz der Vormarsch zunächst leicht. ISIS rückte seit Anfang der Woche auf Bagdad vor und brachte mehrere Städte unter ihre Kontrolle.

Die irakische Armee meldete derweil die Rückeroberung dreier Städte nahe der Hauptstadt Bagdad. Das Militär brachte nach eigenen Angaben mit Unterstützung von Stammeskämpfern unter anderem die Stadt Ischaki in der Provinz Salaheddin nördlich von Bagdad wieder unter seine Kontrolle. Auch die nahen Städte Muatassam und Dhuluijah seien zurückerobert worden.

Flugzeugträger USS George H. W. Bush (Foto: Reuters)
Bild: REUTERS

Unterdessen hat US-Verteidigungsminister Chuck Hagel wegen der Irak-Krise die Verlegung des Flugzeugträgers "USS George H.W. Bush" (Bild oben) aus dem Arabischen Meer in den Persischen Golf angeordnet. Damit solle Präsident Barack Obama zusätzliche Flexibilität gegeben werden, "sollten militärische Optionen nötig werden, um das Leben von Amerikanern, Bürgern und Interessen im Irak zu schützen", teilte Pentagon-Sprecher John Kirby in Washington mit. Obama hatte zuvor eine Rückkehr von US-Kampftruppen in den Irak ausgeschlossen. Zugleich hielt sich der US-Präsident aber andere militärische Optionen offen.

US- Außenminister John Kerry forderte in einem Telefonat mit seinem irakischen Kollegen Hoschjar Sebari mehr Anstrengungen zur Einigung des Landes, wie Kerrys Ministerium mitteilte. Die Unterstützung der Vereinigten Staaten könne nur dann erfolgreich sein, wenn die Anführer der verschiedenen Gruppen im Irak ihre Differenzen überwinden. Dies sei unbedingt notwendig, um die Bedrohung durch die Extremisten abzuwehren. Kerry verlangte, die Ergebnisse der jüngsten irakischen Parlamentswahlen nun rasch umzusetzen und eine neue Regierung zu bilden.

Iran will mit USA gegen Extremisten vorgehen

Die iranische Führung in Teheran hat angesichts der Bedrohung durch die vorrückenden Extremisten im Nachbarland Irak ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den USA bekundet. Über eine Kooperation in der Krise könne nachgedacht werden, sagte Präsident Hassan Rohani am Samstag im Staatsfernsehen. Voraussetzung sei aber, dass die US-Regierung zuerst "Terrorgruppen im Irak und anderswo" bekämpfe. Aus US- Regierungskreisen in Washington verlautete, bislang gebe es keine Gespräche mit dem Iran.

Der schiitisch geprägte Iran hat dem Irak nach Korrespondentenberichten Militärgüter angeboten, schließt den Einsatz von Bodentruppen jedoch aus. Diplomatenkreisen zufolge wird der irakische Ministerpräsident al-Maliki - selbst ein Schiit - von hochrangigen iranischen Militärkommandeuren beraten.

Angesichts der Eskalation im Irak hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier die Staaten der Region aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen. "Wir müssen verhindern, dass jetzt auch noch auf irakischem Boden ein Stellvertreterkrieg der regionalen Mächte ausbricht", sagte Steinmeier der "Welt am Sonntag". "Alle Nachbarn - Saudi-Arabien, die Golfstaaten, die Türkei, übrigens auch der Iran - können kein Interesse daran haben, dass sich jenseits Syriens in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ein riesiger herrschaftsloser Raum entwickelt, der zum Tummelplatz für Söldnergruppen, Islamisten jedweder Couleur und Terroristen wird."

re/wl (dpa, rtr, afp)