Iran: Familie von Aktivistin Alinejad inhaftiert
26. September 2019Amnesty International und das Center for Human Rights im Iran bestätigten die Verhaftung von drei Familienmitgliedern Alinejads in Teheran. Konkret geht es um ihren Bruder sowie den Bruder und die Schwester ihres Ex-Mannes. Sie sollen am Dienstag inhaftiert worden sein. Einer der männlichen Zugehörigen soll aber bereits freigekommen sein.
Die Iranerin Masih Alinejad protestiert seit einigen Jahren gegen die Bekleidungsvorschriften im Iran. Sie setzt sich gegen den Kopftuchzwang ein und ermutigt mit ihren Aktionen andere Frauen das Kopftuch abzulegen. Alinejad startete im Jahr 2017 die Kampagne "White Wednesdays", mit der sie jeden Mittwoch Fotos und Videos von Frauen verbreitet, die das Tuch heruntergeben. Iranische Behörden drohten Frauen, die Bilder an die Kampagne senden, mit bis zu zehn Jahren Haft.
Alinejad twitterte zu den Vorfällen, sie sei in Sorge um ihren Bruder und die anderen Angehörigen. Die Islamische Republik wolle sie zum Schweigen bringen, doch sie werde lauter gegen diese Geiselnehmer werden.
Strafe für friedliche Arbeit
"Die Verhaftung der Verwandten einer Aktivistin, um sie zum Schweigen zu bringen, ist ein abscheulicher und feiger Zug", kommentiert Philip Luther von Amnesty International das Vorgehen der iranischen Behörden. "Das ist ein eklatanter Versuch, Masih Alinejad für ihre friedliche Arbeit zur Verteidigung der Rechte der Frauen zu bestrafen", so Luther.
Dies sei ein weiteres Beispiel für die Entschlossenheit der iranischen Behörden, den Aktivismus von Frauen zu unterdrücken. Und doch zeige das Vorgehen gegen die Familienmitglieder der Aktivistin, wie verzweifelt die Religionsbehörde versucht, Frauenrechtlerinnen zu stoppen, heißt es in einer Erklärung der Menschenrechtsorganisation.
Bisher haben sich die Behörden geweigert, den genauen Aufenthaltsort der Verwandten Alinejads und den Grund für ihre Verhaftungen bekannt zu geben. Amnesty International ist der Ansicht, dass ihnen möglicherweise Folter und andere Misshandlungen drohen. Im März dieses Jahres wurde bereits die Mutter der Aktivistin verhört.
ni/djo (ap, Amnesty International)