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PolitikAsien

Iran: Symbolische Reise des Ex-Kronprinzen nach Israel

19. April 2023

Der Sohn des ehemaligen Schahs von Persien ist mit einer "Botschaft der Freundschaft" nach Israel gereist. Reza Pahlavi unterstützt die Demokratiebewegung im Iran und steht doch in der Kritik.

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Crown Prince of Iran, Reza Pahlavi in Jerusalem
Reza Pahlavi, der Sohn des ehemaligen Schahs, besucht die Klagemauer in Jerusalem Bild: Ariel Zandberg/AA/picture alliance

Der im US-Exil lebende ehemalige Kronprinz des Irans ist mit seiner Frau nach Israel gereist. Er wolle "eine Botschaft der Freundschaft des iranischen Volkes überbringen", teilte Reza Pahlavi am Sonntag auf Twitter mit. Der 62-Jährige wurde in Tel-Aviv von der israelischen Geheimdienstministerin Gila Gamliel empfangen. Sie sprach von einem "historischen Besuch". Pahlavi sei die "ranghöchste iranische Persönlichkeit, die Israel jemals einen öffentlichen Besuch" abgestattet habe. Am Dienstag, 18. April, nahm Reza Pahlavi am Gedenktag für die Opfer des Holocaust teil und ließ sich mit Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und dessen Frau fotografieren.   

"Es ist gut und richtig, dass Reza Pahlavi sich für Frieden zwischen den beiden Ländern einsetzt", sagt der im US-Exil lebende Iran-Experte Ali Afshari im Gespräch mit der Deutschen Welle. Laut dem früheren Studentenführer, der sich in den 90er-Jahren für Reformen im Iran einsetzte, habe der Sohn des Schahs Anhänger innerhalb und außerhalb des Irans. "Er repräsentiert aber nicht das iranische Volk und hat kein Mandat. Er kann auch nicht für die Opposition sprechen," schränkt Afshari ein. "Fakt ist aber auch, dass die Opposition innerhalb und außerhalb des Irans die Feindschaft gegenüber Israel und die Infragestellung von Israels Existenzrecht beenden will."   

Israel Besuch Kronprinz Iran Reza Pahlavi Netanjahu
Reza Pahlavi im Gespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und der israelischen Geheimdienstministerin Gila GamlielBild: Israeli Ministry of Intelligence/AA/picture alliance

Iran und Israel: Verbündete bis zur Islamischen Revolution 

Seit Jahrzehnten sind der Iran und Israel verfeindet. Teheran spricht Israel das Existenzrecht ab und droht dem "zionistischen Regime" mit der Vernichtung. Israel seinerseits betrachtet den Iran als seinen Erzfeind. Das war aber nicht immer so. Bis zur Islamischen Revolution 1979 im Iran waren beide Länder eng verbündet. Der Iran zählte zu den ersten Staaten, die das Existenzrecht Israels und seine Unabhängigkeit 1948 anerkannten. Israel betrachtete im Nahostkonflikt den Iran als Alliierten gegenüber den arabischen Staaten.

Im Iran lebte die zweitgrößte jüdische Gemeinde außerhalb Israels. Nach der Revolution verließ zwar ein größerer Teil der Juden das Land. Dennoch leben momentan noch mehr als 20.000 Juden im Iran. 

Konkret geht die Feindschaft zwischen Iran und Israel auf die 1980er-Jahre zurück. Einige Jahre nach der Revolution 1979 entwickelten die Machthaber in Teheran Schritt für Schritt eine gegen Israel gerichtete Rhetorik. Deren Ziel: Die Gunst der Menschen in den arabischen Staaten zu gewinnen und so den eigenen Einfluss zu vergrößern. Irans aktueller religiöser Führer Ayatollah Ali Chamenei, der in allen Angelegenheiten das letzte Wort hat, führt diese Politik weiter fort. Er und die gesamte Führung der Islamischen Republik Iran stellen zudem immer wieder die historische Realität der systematischen Massenvernichtung der europäischen Juden im Nationalsozialismus in Frage und versuchen sie zu relativieren und gar zu leugnen.   

Für Demokratiebewegung im Iran  

"Die Islamische Republik repräsentiert nicht das iranische Volk", betont Reza Pahlavi bei jedem Anlass. Der Sohn des letzten Schahs gehört zu den prominentesten Regimegegnern auf der internationalen Bühne. Im Februar 2023 schloss er sich der im Ausland aktiven iranischen Opposition an, um einen Regimewechsel im Iran zu unterstützen. Ebenfalls im Februar bekam Pahlavi eine Bühne bei der Münchner Sicherheitskonferenz, wo er an einem Iran-Panel teilnahm. Er betonte, er strebe keine Rückkehr zur Monarchie im Iran an, stünde jedoch für eine Übergangszeit zur Verfügung. 

Obwohl der Ex-Kronprinz versucht, Differenzen innerhalb der Opposition zu überbrücken, ist er selbst umstritten. Insbesondere viele der aus linken politischen Traditionen stammende Exil-Iraner, die schon vor der Revolution gegen die Monarchie waren, sehen seine Rolle sehr kritisch. Aus Sicht der Opposition im Iran setzt Reza Pahlevi zu stark auf ausländische Unterstützung.    

"Der Zeitpunkt seiner Reise nach Israel ist unglücklich gewählt", sagt der Iran-Experte Afshari. "Seit Wochen gibt es Massenproteste gegen die geplante Justizreform in Israel. Ministerpräsident Netanjahu steht in der Kritik, die Demokratie in seinem Land zu schwächen. Ich fürchte, die symbolische Reise nach Israel wird der Demokratiebewegung im Iran wenig helfen. Umgekehrt werden die Machthaber im Iran sie als Beweis für ihre Propaganda nutzen, wonach die Proteste von den Feinden Irans geschürt und unterstützt werden." Die Reise wäre nach Lesart der Machthaber also lediglich ein weiterer Schritt, die Front gegen den Iran zu stärken.