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KonflikteIran

Irans Religionsführer mahnt überlegtes Handeln an

27. Oktober 2024

Die jüngsten Luftangriffe Israels auf iranische Militäreinrichtungen haben die Furcht vor einer weiteren Eskalation angeheizt. Nun hat sich Ajatollah Ali Chamenei erstmals zu Wort gemeldet. Und zeigte sich eher moderat.

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Ajatollah Ali Chamenei spricht in ein Mikrofon
Der oberste geistliche Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei (Archivbild)Bild: Iranien Supreme Leader/ZUMA Wire/IMAGO

Der iranische Religionsführer Ajatollah Ali Chamenei hat nach den israelischen Luftschlägen ein überlegtes Vorgehen angemahnt. "Wie die Kraft und der Wille des iranischen Volkes dem zionistischen Regime", womit Chamenei Israel meint, "verdeutlicht werden sollen, müssen die Verantwortlichen entscheiden", erklärte der 85-jährige Geistliche nach einer Meldung der Staatsagentur IRNA bei einer Veranstaltung in der Hauptstadt Teheran. "Es soll das getan werden, was dem Wohl dieses Volkes und Landes entspricht", fügte er hinzu. Der oberste geistlicher Führer nannte die israelische Attacke einen "Fehlkalkulation" und betonte, dass von der israelischen Führung "begangene Böse darf weder überbewertet noch verharmlost werden".

Chamenei hat in allen strategischen Belangen im Iran das letzte Wort. Nach Ansicht von Beobachtern fallen seine Worte im Hinblick auf die israelischen Schritte vergleichsweise moderat aus. Im Kontext des Israel-Hamas-Krieges und nach der Tötung iranischer Generäle oder führender Verbündeter hatte das Staatsoberhaupt in den vergangenen Monaten auch Rache geschworen. Seine Äußerungen gelten als letztes Wort, an dem sich sowohl Regierung als auch Militär orientieren.

Die Luftwaffe Israels hatte in der Nacht zum Samstag mehrere militärische Ziele im Iran beschossen. Der Iran meldete anschließend den Tod von vier Soldaten. Mehrere Radarsysteme hätten "begrenzten Schaden" erlitten. Israel erklärte seinen Angriff zur Antwort auf den iranischen Raketenbeschuss Israels vor knapp vier Wochen. Das israelische Militär warnte die Führung in Teheran vor einer erneuten Reaktion.

Iranische Regierungsvertreter und Medien spielten den israelischen Angriff herunter und betonten die Verteidigungsfähigkeiten des Landes. Eine direkte Reaktion wurde nicht angekündigt. Der iranische Präsident Massud Peseschkian würdigte die getöteten Soldaten und lobte ihre Bemühungen, "ihr Land ohne Angst zu verteidigen". Der Iran hatte am 1. Oktober etwa 200 Raketen auf Israel abgefeuert, von denen die meisten abgefangen wurden. Es war der zweite direkte iranische Raketenangriff auf Israel innerhalb von sechs Monaten.

Parlament berät hinter verschlossenen Türen

Inzwischen kam das Parlament in Teheran zu einer nicht öffentlichen Sitzung zusammen. Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf, ein ehemaliger General der Revolutionsgarden, leitete die Beratungen, wie iranische Medien melden. Ghalibaf sagte, dass eine militärische Antwort Irans auf den israelischen Angriff sicher sei, obwohl er dessen Ausmaß relativierte.

Er berief sich demnach auf das Selbstverteidigungsrecht gemäß der UN-Charta. Zugleich betonte Ghalibaf die Notwendigkeit einer Waffenruhe im Libanon und im Gazastreifen.

Parlamentspräsident Bagher Ghalibaf
Der iranische Parlamentspräsident Bagher Ghalibaf (Archivbild)Bild: Iranian Supreme Leader's Office/dpa/picture-alliance

Das iranische Parlament hat begrenzten Einfluss. Die eigentliche Macht konzentriert sich auf die Staatsführung, mit Religionsführer Ali Chamenei an der Spitze. Nach der Wahl in diesem Jahr dominiert in dem Gremium jedoch eine Mehrheit konservativer Hardliner, die auch Einfluss auf den radikalen Flügel im Militär haben dürften.

Satellitenfotos zeigen Schäden durch Angriffe

Derweil analysierte die US-amerikanische Nachrichtenagentur AP Satellitenfotos der Angriffsorte im Iran. Sie zeigen, dass die israelische Luftschläge Einrichtungen auf der Militärbasis Parchin beschädigt haben. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) verdächtigt den Iran, auf dieser Basis südöstlich der iranischen Hauptstadt in der Vergangenheit Tests mit hochexplosivem Sprengstoff durchgeführt zu haben, der eine Atomwaffen zünden könnte.

Ein Satellitenbild vom Juli 2024 zur Militäranlage in Khojir
Dieses Satellitenbild vom Juli 2024 soll den Aufbau von Raketentestanlagen in Khojir bei Teheran zeigenBild: Planet Labs PBC/REUTERS

Außerdem wurden demnach Schäden auf dem nahe gelegenen Militärstützpunkt Khojir gesichtet. Nach Ansicht von Analysten sollen sich dort ein unterirdisches Tunnelsystem und Produktionsanlagen für Raketen befinden.

Netanjahu: "Alle Ziele erreicht"

Einen Tag nach den israelischen Luftangriffen zeigte sich der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu mit dem Ergebnis zufrieden. "Der Angriff im Iran war präzise und kraftvoll und hat alle seine Ziele erreicht", sagte Netanjahu auf dem Herzlberg in Jerusalem. "Wir haben die Verteidigungsfähigkeit des Irans schwer beschädigt, ebenso wie ihre Fähigkeit, Raketen herzustellen, die gegen uns gerichtet sind." Er dankte den USA für "die enge Abstimmung und Unterstützung". 

Israels Premierminister Benjamin Netanjahu
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Mitte) in einer Sitzung des SicherheitskabinettsBild: Avi Ohayon (GPO)/Handout/Anadolu/picture alliance

Israel befinde sich in einem existenziellen Kampf gegen die "Achse des Bösen" unter Führung des Irans, sagte Netanjahu in einer Rede zum Jahrestag des Großangriffs der Hamas und anderer extremistischer Palästinensergruppen auf Israel im vergangenen Jahr nach dem jüdischen Kalender. Israels Feinde müssten dabei einen "sehr hohen Preis" zahlen.

Israel, die USA, die EU, Deutschland und andere Länder stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Israel hatte bereits am 7. Oktober, dem Jahrestag des Angriffs nach dem gregorianischen Kalender, der Opfer gedacht. Am Jahrestag nach dem jüdischen Kalender an diesem Sonntag war eine weitere Gedenkfeier geplant.

kle/AR/pg (dpa, afp, ape)

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