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IS-Miliz dringt in Tell Abjad ein

30. Juni 2015

Die Terrormiliz IS gibt sich auch nach Niederlagen nicht geschlagen. Die Dschihadisten nahmen einen Teil der wichtigen Grenzstadt Tell Abjad in Syrien wieder ein, die sie zuvor an kurdische Einheiten verloren hatten.

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Ein Kämpfer der Kurdenmiliz YPG steht bei Tell Abjad Wache (Foto: dpa)
Ein Kämpfer der Kurdenmiliz YPG steht bei Tell Abjad WacheBild: picture-alliance/dpa/S. Suna

Kämpfer der sunnitischen Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) haben einen Bezirk der nordsyrischen Grenzstadt Tell Abjad von kurdischen Verbänden zurückerobert. Die Extremisten kontrollierten Bereiche im Osten des Ortes an der Grenze zur Türkei, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit. Die Nachrichtenagentur Hawar, die den kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG) nahe steht, berichtete von anhaltenden Kämpfen. Kurdische Einheiten hätten die sunnitischen IS-Extremisten eingekreist. Ein YPG-Sprecher bestätigte inzwischen, dass "mehrere Dutzend" Kämpfer in die Stadt eingedrungen seien.

Die Volksschutzeinheiten hatten Tell Abjad gemeinsam mit anderen Rebellen vor zwei Wochen befreit und dem IS damit eine schwere Niederlage zugefügt. Der IS hatte Tell Abjad vor der Vertreibung aus der Stadt rund ein Jahr lang kontrolliert. Während der Kämpfe suchten zehntausende Einwohner Zuflucht jenseits der Grenze in der Türkei, doch kehrten seitdem viele in ihre Häuser zurück.

Vergangene Woche nahmen die kurdischen Einheiten zudem den Ort Ain Issa ein und rückten bis auf rund 50 Kilometer an die IS-Hochburg Al-Rakka heran. Die Extremisten verloren damit ihre wichtigsten Nachschubwege in die Türkei. Mit der Eroberung dehnten die Kurden ihre Kontrolle auf ein zusammenhängendes Gebiet aus, das sich Hunderte Kilometer entlang der Grenze zur Türkei erstreckt.

Spekulation über türkische Invasion

Die türkische Regierung befürchtet, dass die Kurden in Syrien einen eigenen Staat ausrufen und damit auch die Unabhängigkeitsbestrebungen der Kurden im eigenen Land anheizen könnten. Die YPG ist eng mit der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden. Der türkische Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu warnte nun vor einer Intervention der Armee im Bürgerkriegsland. Der Chef der größten Oppositionspartei CHP sagte der Tageszeitung "Hürriyet", die Regierung dürfe das Land nicht in ein Abenteuer stürzen.

Kilicdaroglu reagierte damit auf Medienberichte über einen möglichen Einmarsch türkischer Truppen und der damit verbundenen Absicht, eine Pufferzone in Syrien einzurichten. Der Sprecher des Präsidenten, Ibrahim Kalin, sagte, die Türkei plane keinen Alleingang in Syrien. Es sei jedoch Aufgabe eines Landes, seine Grenzen zu schützen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Präsident Recep Tayyip Erdogan machte vergangene Woche klar, dass die Türkei die Gründung eines kurdischen Staates nicht dulden werde.

Truppen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad gelang es, in der umkämpften Stadt Hasaka im Nordosten Syriens IS-Extremisten zurückzudrängen. Auch die kurdischen Verbände, die den Norden der Stadt kontrollieren, eroberten einen Stadtteil von den Extremisten.

kle/qu (dpa, afp, rtre)