IS-Milizen starten neuen Vorstoß auf Kobane
21. Oktober 2014Kämpfer der selbsternannten Gotteskrieger des "Islamischen Staats" (IS) starteten neue Attacken auf die umkämpfte nordsyrische Stadt. Nach zwei Selbstmordanschlägen im Norden Kobanes hätten die Extremisten die Stadt "an allen Fronten" angegriffen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten lieferten sich den Angaben zufolge heftige Gefechte mit den IS-Kämpfern.
Zuvor hatte die US-Armee die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Kobane erstmals aus der Luft versorgt. Wie das US-Zentralkommando in Florida mitteilte, warfen C-130-Transportmaschinen nahe der belagerten Grenzstadt mehrere Ladungen von Waffen, Munition und medizinischen Gütern für die Kurden ab.
Türkei lässt irakische Kurden nach Kobane
Zudem profitieren die kurdischen Volksverteidigungseinheiten von einem überraschenden Zugeständnis der Türkei, die nun doch ihre Grenze für Peschmerga-Kämpfer aus dem Irak öffnen will, damit diese die Kurden bei der Verteidigung Kobanes unterstützen können.
"Wir unterstützen die Peschmerga-Truppen beim Grenzübertritt nach Kobane", sagte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu vor Journalisten in Ankara. Die Türkei habe kein Interesse daran, dass Kobane an der Grenze zur Türkei in die Hand von Dschihadisten falle, betonte der Minister, ohne weitere Details zu der Ankündigung zu nennen.
Die irakisch-kurdische Nachrichtenseite Rudaw meldete unter Berufung auf eine ungenannte Quelle, die Türkei erfülle mit der Passage eine Bitte des Präsidenten der kurdischen Autonomieregion im Nordirak, Massud Barsani. Gebiete zwischen der kurdischen Autonomieregion im Nordirak und Kobane werden von der Terrormiliz IS beherrscht. Der einzige Landweg führt über die Türkei.
Tausende fliehen vor IS-Angriff im Irak
Im Irak griffen die Dschihadisten die von Kurden kontrollierte Stadt Kara Tapah in der Provinz Dijala an. Zehn Menschen wurden nach Angaben der Behörden getötet. Tausende Menschen sollen aus der Stadt im Osten des Irak geflohen sein. Auch die religiöse Minderheit der Jesiden ist erneut das Ziel von IS-Terroristen. Eine große Gruppe IS-Milizionäre sei mit Fahrzeugen ins Sindschar-Gebirge vorgerückt, zitierte die Nachrichtenseite Rudaw den Kommandanten einer jesidischen Bürgerwehr. Bereits vor einer Woche hatten IS-Kämpfer Zugänge zu dem Hochplateau abgeschnitten, das an der Grenze zu Syrien liegt. Dort sollen noch immer rund 7000 Jesiden ausharren.
Der irakische Ministerpräsident Haidar al-Abadi ist zu einem Krisentreffen in die iranische Hauptstadt Teheran gereist. Bei seinen Beratungen mit dem Präsidenten des Nachbarlandes, Hassan Ruhani, soll es hauptsächlich um den gemeinsamen Kampf gegen die IS-Terrormiliz gehen. Die IS-Dschihadisten beherrschen im Irak wie in Syrien inzwischen je ein Drittel der Landesfläche.
qu/wl (afp, dpa)