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IS sprengt Tempel in Palmyra in die Luft

24. August 2015

Den Terrormilizionären des "Islamischen Staates" ist nichts heilig. Jetzt sprengte der IS den bedeutenden Baalschamin-Tempel in der zum Welterbe gehörenden antiken syrischen Oasenstadt Palmyra in die Luft.

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Syrien: Der Baalschamin-Tempel in Palmyra vor der Zerstörung (Foto: AFP/Getty Images))
Der Baalschamin-Tempel vor der ZerstörungBild: Getty Images/AFP

"Die Zerstörung ist ein Kriegsverbrechen und ein riesiger Verlust für das syrische Volk und die ganze Menschheit", sagte UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova und fügte hinzu, dass die Täter zur Rechenschaft gezogen werden müssen. "Die IS tötet Menschen und zerstört Weltkulturerbe, aber sie kann die Geschichte nicht auslöschen und wird letztendlich daran scheitern, diese große Kultur aus dem Gedächtnis der Menschheit zu streichen," betonte sie.

Der Tempel von Baalschamin sei mit einer großen Menge Sprengstoff in die Luft gejagt worden, hatte der Direktor der syrischen Antikensammlungen, Maamun Abdulkarim berichtet. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigte die Zerstörung des Tempels.

Das Gebäude sei in großen Teilen zerstört, sagte Abdulkarim. Bei der Explosion sei auch die sogenannte Cella des Tempels, ihr innerster heiliger Bereich, gesprengt worden. Die umgebenden Säulen seien eingestürzt. "Unsere schlimmsten Befürchtungen erfüllen sich gerade", sagte Abdulkarim.

Weitere antike Heiligtümer für immer verloren

Der Museumsleiter berichtete auch von weiteren Zerstörungen, die der IS in der antiken Stadt anrichtete. Im Juli sei die berühmte Löwenstatue von Athena zerstört worden. Ein Museum sei in ein Gefängnis mit Gerichtssaal umgewandelt worden. Im antiken Theater seien Hinrichtungen vollzogen worden, sagte der Direktor der Antikensammlungen. Laut Medienberichten wurde ein Teil der antiken Stätten vom IS vermint.

Seit die Terrormiliz im Mai Palmyra eroberte, wuchs die Sorge um die zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörenden antiken Schätze der Stadt. Die IS-Dschihadisten betrachten die Ausstellung von Statuen und die Verehrung von Mausoleen als "Götzendienst", in ihrer Logik ein Grund diese zu zerstören.

Das auch als "Perle der Wüste" berühmte Palmyra liegt etwa 210 Kilometer nordöstlich der syrischen Hauptstadt Damaskus. Der jetzt vom IS zerstörte Tempel des Baalschamin wurde im Jahr 17 nach Christus errichtet, unter dem römischen Kaiser Hadrian wurde er im Jahr 130 erweitert.

Der Baalschamin-Tempel zählte bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten des Landes.

UNESCO-Oberhaupt Bokova kündigte an, man wolle Gebäude und Stätten trotz aller Hindernisse und fanatischen Aktionen restaurieren und einige wieder komplett aufbauen.

Leiche des Chef-Archäologen geschändet

International für Entsetzen sorgte in der vergangenen Woche die grausame Hinrichtung des früheren Chef-Archäologen von Palmyra, Khaleed al-Assaad. Der 82-Jährige wurde enthauptet, sein Leichnam in den Ruinen von Palmyra aufgehängt. Nach Angaben eines seiner Söhne war die Leiche seines Vaters einen Tag lang an einem Pfosten aufgehängt. Das hätten ihm Augenzeugen berichtet. Anschließend sei die Leiche von IS-Kämpfern zerstückelt worden. Mohammed al-Assaad äußerte sich am Rande einer Trauerfeier, die das Nationale Altertumsmuseum in Damaskus in Erinnerung an den Archäologen abhielt.

qu/haz (afp, rtr, APE)