Island: Ausnahmezustand nach Vulkanausbruch
Zum vierten Mal in vier Monaten ist ein Vulkan in derselben Region Islands ausgebrochen. In der Nähe des Küstenorts Grindavík ist eine etwa 3,5 Kilometer lange Erdspalte aufgebrochen. Die Lava fließt in Richtung Küste.
Rauchschwaden am Himmel
Die leuchtend rote Eruption nahe dem Küstenort Grindavík war von der rund 40 Kilometer nordöstlich gelegenen Hauptstadt Reykjavík aus zu sehen. Der Ausbruch habe am Samstag um 20.23 Uhr Ortszeit zwischen Stóra Skógfell und Hagafell auf der Reykjanes-Halbinsel begonnen, teilte der Wetterdienst des Inselstaats mit. Der aktuelle Ausbruch ist der mittlerweile vierte in der Region seit Dezember 2023.
Experten geben Einschätzung aus der Luft
Die Behörden erkundeten mit Überwachungsflügen die Situation. Die glühende Lava fließe mit einer geschätzten Geschwindigkeit von einem Kilometer pro Stunde Richtung Süden und Südosten, teilte das Wetteramt am frühen Sonntagmorgen mit. Das Szenario, dass die Lava das Meer erreicht, müsse in Betracht gezogen werden. Die Polizei rief den Ausnahmezustand aus.
Lava kurz vor Küstenstadt
Ein Teil der Lava fließe auch in Richtung der Schutzbarrieren für den bereits im November evakuierten Fischerort Grindavík und sei nur noch rund 200 Meter von ihnen entfernt. Der Ausbruch hatte sich wieder mit starker seismischer Aktivität angekündigt. Experten zählten etwa 80 Erschütterungen. Dennoch sei die Vorwarnphase für den Ausbruch sehr kurz gewesen, hieß es.
Schaulustige Touristen
Rettungskräfte beschwerten sich über Touristen, die nur aus Sensationslust in die Region aufgebrochen seien. Das Thermalfreibad Blaue Lagune, in der sich rund 700 Menschen befanden, wurde umgehend evakuiert. Auch ein paar wenige Bewohner, die zwischenzeitlich nach Grindavík zurückgekehrt waren, wurden sicherheitshalber wieder aus dem Ort gebracht.
Ungewisse Zukunft für die Gemeinde Grindavík
Die Zukunft der Gemeinde Grindavík mit ihren 4000 Einwohnern ist ungewiss. Die Regierung hat bereits einen Gesetzesentwurf vorgelegt, wonach Grindavíks Einwohnerinnen und Einwohner ihr Eigentum an ein staatliches Unternehmen verkaufen können sollen.
Dramatische Skyline von Reykjavik
Die Skyline von Reykjavik erschien dramatisch vor dem Hintergrund eines rauchschwangeren, orangefarbenen Himmels. Am Sonntagvormittag hatte sich der Lavastrom nach offiziellen Angaben verlangsamt.
Größte Vulkanregion Europas
Zahlreiche Straßen nahe der Stadt Grindavík sind durch den Lavastrom vorerst unpassierbar. Island ist mit mehr als 30 aktiven Vulkansystemen die größte und aktivste Vulkanregion Europas. Der Inselstaat im Nordatlantik liegt auf dem sogenannten Mittelatlantischen Rücken, der die eurasische und die nordamerikanische Erdplatte trennt.