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KonflikteNahost

Israels Armee meldet "schwere Gefechte" im Süden des Libanon

Veröffentlicht 1. Oktober 2024Zuletzt aktualisiert 1. Oktober 2024

Mit einer in der Nacht gestarteten Bodenoffensive Israels gegen die Hisbollah-Miliz im Libanon hat die Lage in Nahost eine neue Eskalationsstufe erreicht. Inzwischen ist von heftigen Kämpfen im Grenzgebiet die Rede.

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Israelische Panzer gehen an der Grenze zum Libanon in Stellung
Israelische Panzer gehen an der Grenze zum Libanon in Stellung Bild: Baz Ratner/AP Photo/picture alliance

Vor dem Hintergrund verschärfter Spannungen in der Region hat die israelische Armee nach eigenen Angaben einen "begrenzten und gezielten" Bodeneinsatz gegen die pro-iranische Hisbollah im Südlibanon gestartet. Die von Luftangriffen und Artillerie unterstützten Angriffe richteten sich "gegen terroristische Ziele und Infrastruktur der Hisbollah" in Grenznähe, erklärte das israelische Militär. Die Ziele stellten eine unmittelbare Bedrohung für israelische Gemeinden in Nordisrael dar. 

Warnung vor Fahrten in Südlibanon

Inzwischen spricht das israelische Militär von heftigen Kämpfen mit der Hisbollah. Armeesprecher Avihai Adraee warnte die Menschen im Libanon in einer auf arabisch verfassten Mitteilung im Onlinedienst Telegram davor, mit Fahrzeugen in den Süden des Landes zu fahren. Es komme im südlichen Abschnitt des Landes "zu intensiven Kämpfen, bei denen Hisbollah-Mitglieder das zivile Umfeld und die Bevölkerung als menschliche Schutzschilde für Angriffe ausnutzen".

Ein durch einen israelischen Luftangriff getroffenes Gebäude in der Nähe der libanesischen Stadt Sidon
Ein durch einen israelischen Luftangriff getroffenes Gebäude in der Nähe der libanesischen Stadt Sidon Bild: Mahmoud Zayyat/AFP/Getty Images

Die Menschen werden in der Mitteilung dazu aufgerufen, nicht südlich des Litani-Flusses zu fahren, der etwa 30 Kilometer von der Grenze entfernt liegt. Laut einer UN-Resolution dürfen Hisbollah-Kämpfer sich nicht südlich dieser Linie aufhalten. Nach dem letzten Libanon-Krieg 2006 waren diese jedoch allmählich in das Gebiet zurückgekehrt.    

Die israelische Luftwaffe und die Artillerie unterstützen nach Armeeangaben die Bodentruppen mit "präzisen Angriffen" auf militärische Ziele in diesem Gebiet. Die Armee tue alles, was notwendig sei, um die Bürger Israels zu verteidigen und die Bürger Nordisraels in ihre Häuser zurückzubringen, hieß es weiter. Israel will die Rückkehr von 60.000 Israelis ermöglichen, die durch fortdauernde Hisbollah-Angriffe aus Gebieten entlang der Grenze vertrieben wurden.

Hisbollah: Es gibt keine keine Gefechte am Boden

Die Hisbollah-Miliz dementierte ihrerseits jegliches Eindringen israelischer Einheiten auf libanesisches Gebiet. Die israelischen Behauptungen seien "falsch", sagte ein Sprecher dem Sender Al-Dschasira. Es habe noch keine direkten Gefechte am Boden zwischen Hisbollah-Kämpfern und israelischen Streitkräften gegeben. Auch die UN-Beobachtermission im Libanon (UNIFIL) erklärte, es gebe "derzeit kein Eindringen am Boden". 

Die Hisbollah wird von Israel, den USA, Deutschland und etlichen anderen Staaten als Terrororganisation eingestuft.

Attacken in Beirut

Auch nahe der libanesischen Hauptstadt Beirut bombardierte die israelische Luftwaffe erneut Ziele. Reporter berichteten von mindestens sieben schweren Explosionen und Erschütterungen in einem südlichen Vorort. Augenzeugen berichteten von massiven Schäden in dem betroffenen Wohngebiet. Mehrere Gebäude seien dem Erdboden gleichgemacht worden. Zuvor hatte ein Sprecher der israelischen Armee die Einwohner der Vororte von Beirut über soziale Medien zum Verlassen ihrer Häuser und Wohnungen aufgefordert.

Schwer getroffene Wohnblocks in einem südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut
Schwer getroffene Wohnblocks in einem südlichen Vorort der libanesischen Hauptstadt BeirutBild: Anwar Amro/AFP/Getty Images

Nach Auskunft der Armee galten die Attacken mehreren Waffenfabriken und Infrastruktur der Hisbollah-Miliz. Die Angriffe seien mithilfe von Geheimdiensthinweisen erfolgt. Es seien Schritte unternommen worden, um möglichen Schaden an Zivilisten zu verringern. Es gab zunächst keine Berichte über Opfer bei diesen Angriffen, die schon am späten Montagabend erfolgten.

Nach libanesischen Angaben wurden innerhalb von 24 Stunden fast 100 Menschen im Land getötet. 

Raketenalarm in Tel Aviv und anderen Städten 

Israel wiederum wurde am frühen Dienstagmorgen seinerseits mit Raketen attackiert. Die Armee teilte auf Telegram mit, in Gegenden im Norden seien insgesamt etwa 30 Geschosse registriert worden. Viele seien abgefangen worden, einige im offenen Gelände abgestürzt. Zudem habe die Luftabwehr eine Drohne Dutzende Kilometer vor der Küste Zentralisraels abgefangen.

Israelische Sicherheitskräfte begutachten am Autobahndreieck H̱oreshim die Reste einer im Libanon abgefeuerten Rakete
Israelische Sicherheitskräfte begutachten am Autobahndreieck H̱oreshim die Reste einer im Libanon abgefeuerten Rakete Bild: Jack Guez/AFP/Getty Images

In Tel Aviv und anderen Städten im Zentrum Israels wurde zeitweise Raketenalarm ausgelöst. Die Armee erklärte, im Zentrum des Landes hätten "nach dem Abfeuern von Geschossen aus dem Libanon" die Sirenen geheult. Nach Korrespondentenberichten waren in Tel Aviv auch Explosionen zu hören.

Israelische Luftangriff auf Damaskus

Bei einem israelischen Luftangriff auf die syrische Hauptstadt Damaskus wurden unterdessen einem Medienbericht zufolge mehrere Menschen getötet. Bei Attacken auf mehrere Ziele in der Stadt seien drei Zivilisten ums Leben gekommen und neun weitere verletzt worden, berichtete Syriens staatliche Nachrichtenagentur Sana unter Berufung auf eine Militärquelle. 

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin (Archivbild)Bild: Lisa Marie David/REUTERS

Warnung der USA an den Iran

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sprach nach Beginn der Bodenoffensive eine Warnung in Richtung Iran aus. Er schrieb auf der Plattform X nach einem Telefonat mit seinem israelischen Kollegen Joav Galant : "Ich habe erneut auf die schwerwiegenden Konsequenzen für den Iran hingewiesen, falls dieser sich zu einem direkten militärischen Angriff auf Israel entschließen sollte." Er habe deutlich gemacht, dass die Vereinigten Staaten das Recht Israels auf Selbstverteidigung unterstützen. 

Der Iran gilt als Schutzmacht der Hisbollah, die Schiitenmiliz zählt zu seinen wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten. In den vergangenen Jahrzehnten hatte die Führung in Teheran die Organisation politisch und militärisch mit aufgebaut.

sti/jj/sth (afp, dpa, rtr)

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