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Ist die Linke noch zu retten?

2. Juni 2012

Selten hat sich eine Partei öffentlich so zerfleischt wie die Linke. Auf ihrem Parteitag in Göttingen soll nun die Wahl einer neuen Doppelspitze gelingen. Zehn Kandidaten gibt es schon, elf könnten es werden.

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Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht, vor einem Banner ihrer Partei (Foto: dapd)
Bild: Clemens Bilan/dapd

Rund 550 Delegierte sind aufgerufen, die Führungskrise bei den Linken zu beenden. Seit den Wahlniederlagen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein bekämpfen sich Reformer und Fundamentalisten in der Partei mit zunehmender Härte. Die Wahl der beiden Parteichefs wird zeigen, ob die Flügel einen Kompromiss finden oder ob es zu einer Machtprobe kommt.

"Neubeginn oder Spaltung"

Trotz intensiver Bemühungen auf verschiedenen Ebenen zeichnet sich keine Einigung ab. Fraktionschef Gregor Gysi hat seine Partei in einem eindringlichen Appell vor dem Auseinanderbrechen gewarnt: "Entweder es gelingt ein Neubeginn, oder es endet in einem Desaster bis hin zu einer möglichen Spaltung", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Sahra Wagenknecht (Artikelfoto), Vertreterin des fundamentalistischen Lagers und der westdeutschen Landesverbände, will sich je nach Kandidatenlage selbst zur Wahl stellen. Ihr gegenüber steht der stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion, Dietmar Bartsch. Der 54-Jährige vertritt die Reformer in der Partei, die mehrheitlich in den ostdeutschen Landesverbänden vertreten sind. Während die Reformer auch bereit sind, Kompromisse zu schließen und Regierungsbündnisse einzugehen, verfechten die Fundamentalisten einen ungetrübten Sozialismus und strikten Oppositionskurs.

Führungslos - "Die Linke" in der Zerreißprobe

Neben Bartsch gilt bei den Männern der Landesvorsitzende in Baden-Württemberg, Bernd Riexinger, als aussichtsreich. Bei den Frauen rechnen sich die Parteivize Katja Kipping und die NRW-Landeschefin Katharina Schwabedissen gute Chancen aus. Sie stünden mit ihren 34 und 39 Jahren für einen klaren Generationswechsel.

Viel Vertrauen verloren

Ex-Parteichef Oskar Lafontaine ist gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Wagenknecht nach Göttingen gereist. Der 68-jährige Saarländer will vor der Wahl der neuen Parteiführung eine mit Spannung erwartete Rede halten. Er hatte vergangene Woche auf eine Kandidatur verzichtet, weil er sich mit seinem Rivalen Dietmar Bartsch nicht einigen konnte.

Lediglich eine Minderheit der Deutschen glaubt noch, dass die Linke nach ihrem Parteitag auf die Erfolgsspur zurückkehrt. In einer Umfrage für die Nachrichtenagentur dpa hielt nur jeder Fünfte die Partei für koalitionsfähig. Seit der Bundestagswahl 2009 stürzte die Linkspartei in den Umfragen von 11,9 auf derzeit 5 bis 6 Prozent ab.

rb/wl (afp, dpa, rtr)