Depressionen: Sprich darüber, Mann!
11. August 2016Sie machen es mit der rechten Hand oder mit der linken. Daumen und Zeigefinger zusammengeführt, dabei ein optimistisches Gesicht. Das OK-Zeichen gehört zum Hashtag #Itsoktotalk, das sich in den sozialen Medien rasant ausbreitet. Der britische Schauspieler Matthew Lewis ist zum Beispiel dabei:
Der Comedian Ricky Gervais:
Oder der Radio-Moderator James Deighton:
It's ok to talk. Frei übersetzt: Du kannst darüber reden. Das ist die Idee des Rugby-Spielers Luke Ambler - eine virale Initiative, die sich gerade auf Twitter und Co. ausbreitet. Ambler reagierte damit auf den Tod seines Schwagers im April, der seiner Überzeugung nach nicht hätte sterben müssen. Der britischen Zeitung "The Guardian" sagte der 26 Jahre alte Profisportler: "Er war noch bei uns zuhause und hat gelacht und Scherze gemacht. Er hat Fußball gespielt, so wie immer am Sonntag, bevor er Zeit mit seiner Familie verbrachte. Und dann in der Nacht zum Montag hat er sich umgebracht, ohne irgendeine Erklärung."
Ambler und die Familie waren geschockt. Die Geburtsstunde von #itsoktotalk. So sollen Menschen, die zum Beispiel an Depressionen leiden, dazu bewogen werden, offen zu sprechen. Seitdem ist @ambler09 der Mann in den News:
"Die häufigste Todesursache bei Männern unter 45 Jahren ist Selbstmord. 2014 haben sich allein in Großbritannien 4623 Männer das Leben genommen - das sind zwölf pro Tag, ein Mann alle zwei Stunden."
In Erinnerung an seinen Schwager hält Ambler auf Facebook den #Andysmanclub am Leben, forderte Freunde und Follower auf, ein Selfie mit dem einprägsamen Handzeichen zu posten - und ist so zum wirkungsvollen Vertreter derer geworden, die sich dafür einsetzen, dass psychische Erkrankungen kein Tabu mehr sein dürfen. Und ein Fachmann noch dazu.
"41 Prozent der Männer, die über Suizid nachgedacht haben, sind der Meinung, nicht über ihre Gefühle sprechen zu können. Lasst uns allen Männern rund um die Welt sagen, dass es in Ordnung ist, darüber zu sprechen", betont Ambler.
Der Sport ist in hohem Maße geeignet, dieses Tabu zu brechen. Nach dem Suizid des Bundesliga-Torwarts Robert Enke hat sich in Deutschland eine Stiftung gegründet, die sich gerade dieses Anliegen zum Ziel gesetzt hat. Immer wieder tritt die Stiftung gerade am Rande von Fußballspielen und anderen Großveranstaltungen auf, um das Tabu zu überwinden:
Was in Großbritannien funktioniert, sollte auch hierzulande klappen. Insgesamt leiden in Deutschland derzeit mehr als vier Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression, schätzt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Wer depressiv ist, gelte als weniger belastbar, weniger stressresistent und damit als weniger leistungsfähig. Also redet man nicht darüber. Die Erkenntnis, dass Reden der erste Schritt auf dem Weg zur Therapie und zur Besserung ist, setzt sich nur langsam durch. Ein Rugbyspieler aus Irland hat hier eine Menge bewirkt. Finden natürlich auch seine Jungs vom Halifax Rugby League Club: