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IWF: "Das Schlimmste kommt erst noch"

11. Oktober 2022

Corona, Ukraine-Krieg, Inflation: Der Internationale Währungsfonds sieht angesichts vieler weltweiter Krisen große Risiken für die Weltwirtschaft. Eine Rezession wird aber nicht alle treffen.

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USA Georgia | Hafen von Savannah
Containerschiffe im Hafen von Savannah (US-Bundesstaat Georgia) Bild: picture-alliance/AP Photo/S. B. Morton

Ein Drittel der Weltwirtschaft dürfte bis 2023 in eine Rezession rutschen, so heißt im neuen Wirtschaftsausblick des Internationalen Währungsfonds (IWF). Die Prognose sei die schwächste seit rund 20 Jahren - mit Ausnahme der Vorhersagen während der Pandemie und der Weltfinanzkrise.

Als Hauptgrund nannte der IWF die seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sprunghaft gestiegenen Preise, die die Kaufkraft der Verbraucher deutlich einschränken. Die Weltwirtschaft stehe vor riesigen Herausforderungen, weil die Inflation hartnäckiger sei als gedacht und auch China an Zugkraft verliere. "Das Schlimmste kommt erst noch und für viele Menschen wird sich 2023 auch wie eine Rezession anfühlen", sagte IWF-Ökonom Pierre-Olivier Gourinchas.

Russlands Raketenangriffe auf die Ukraine
Russlands Krieg gegen die Ukraine stellt die Weltwirtschaft vor große RisikenBild: Jose Colon/AA/picture alliance

Insgesamt senke der Fonds erneut die Prognose für 2023. Demnach dürfte die Weltwirtschaft nur noch um 2,7 Prozent zulegen,im Juli wurden noch 2,9 Prozent erwartet. Für 2022 wird weiterhin mit einem Plus von 3,2 Prozent gerechnet. Gegenüber 2021 mit einem Wachstum von 6,0 Prozent sind das magere Werte.

Die wichtigsten Wirtschaftsregionen schwächeln alle. Europa ist besonders vom Krieg in der Ukraine betroffen. Die Gaspreise haben sich seit 2021 mehr als vervierfacht. In den USA schiebt der Konsum die Wirtschaft nicht mehr wie gewohnt an und in China wirken sich Corona-Einschränkungen sowie Spannungen auf dem Immobilienmarkt negativ aus.

Wann kommt das Ende der Inflation? 

Der IWF rechnet damit, dass die Inflation, die derzeit in vielen Ländern auf dem höchsten Stand seit mehreren Jahrzehnten liegt, Ende 2022 ihren Höhepunkt erreichen wird. Sie werde aber noch länger auf einem deutlich erhöhten Niveau bleiben. Weltweit dürften die Verbraucherpreise 2022 um satte 8,8 Prozent anziehen, 2023 immer noch um 6,5 Prozent. Damit wurden die bisherigen Schätzungen noch einmal nach oben angepasst. 2024 wird dann 4,1 Prozent erwartet. Schwellen- und Entwicklungsländer werden dabei stärker betroffen sein als Industrienationen. Für sie ist der starke Dollar, der auf dem höchsten Niveau seit zwei Jahrzehnten liegt, ein großes Problem.

USA Chicago | Themenbild Supermarkt, steigende Preise für Lebensmittel
Die Preise steigen weltweitBild: Scott Olson/Getty Images

Im Fokus stehen aktuell die Notenbanken,die zuletzt mit unüblich kräftigen Zinserhöhungen versuchen, wieder für eine stabilere Preisentwicklung zu sorgen. Hier besteht laut IWF das Risiko, sowohl zu wenig zu machen als auch zu viel. Zu kräftige Zinserhöhungen könnten das Wachstum über die Maßen abwürgen, ein zu langes Zögern die Inflation nicht bändigen. Es gehe dabei auch um die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken. Die Finanzpolitik sollte in der Energiekrise vor allem den Schwächsten der Gesellschaft zeitlich befristet helfen.

Russlands Wirtschaft schrumpft weniger als angenommen

Eine weitere Aussage des Jahresberichts: Die russische Wirtschaft wird dieses und nächstes Jahr schrumpfen, aber deutlich weniger kräftig als noch zuletzt angenommen. Demnach wird das Bruttoinlandsprodukt Russlands 2022 um 3,4 Prozent zurückgehen und 2023 noch einmal um 2,3 Prozent. Der IWF hob seine Schätzungen aus dem Juli damit deutlich um 2,6 Prozentpunkte beziehungsweise 1,2 Prozentpunkte nach oben an. Die Auswirkungen der Sanktionen des Westens wirkten sich nur bedingt auf den Finanzsektor in Russland aus. Auch der Arbeitsmarkt sei widerstandsfähig, so der IWF. 

Verlangsamung der größten drei Volkswirtschaften

Schon vor der Präsentation des Jahresberichts hatte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hat bereits deutlich gemacht, dass die Konjunkturprognose gesenkt wird. Auch sie hatte betont, die Lage könnte durchaus noch schlimmer werden, bevor sie sich bessere. Angesichts des russischen Kriegs in der Ukraine und der Pandemie bleibe die Unsicherheit extrem hoch. Es könne noch mehr wirtschaftliche Schocks geben. "Wir sehen eine Verlangsamung in allen drei wichtigsten Volkswirtschaften der Welt", mahnte Georgiewa zum Auftakt der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington. Das nachlassende Wachstum in den Vereinigten Staaten, Chinaund dem Euroraum habe erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft.

IWF-Chefin Kristalina Georgiewa
IWF-Chefin Kristalina GeorgiewaBild: Liu Jie/XinHua/dpa/picture alliance

"In den vergangenen drei Jahren haben wir unvorstellbare Ereignisse erlebt, die erhebliche Folgen haben. Covid ist immer noch bei uns, der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat überall dramatische Folgen", sagte Georgiewa. Sie warnte zuletzt außerdem immer wieder vor einer Schuldenkrise in einkommensschwachen Ländern. Für diese Staaten sind nicht nur die hohen Zinsen sondern auch der starke US-Dollar ein großes Problem. Viele Länder haben während der Pandemie hohe Kredite aufgenommen - auch in Dollar. Die Kreditkosten verteuern sich für sie, auch Anleger dürften sich eher in Richtung USA. 

nm/hb (dpa/rtr)