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IWF sieht neue Risiken

Rolf Wenkel / Nicolas Martin 10. Juli 2013

Der Internationale Währungsfonds senkt seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft. Die Rezession in Europa vertieft sich, den Schwellenländern geht die Puste aus.

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Logo des Internationalen Währungsfonds (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Es sind keine guten Zahlen, die IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard beim aktualisierten Weltwirtschaftsausblick in Washington am Dienstag präsentiert. "Das Wachstum ist fast überall schwächer, als wir zuletzt vorhergesagt haben", so Blanchard.

IWF senkt Wachstumsprognose

Demnach wird sich das globale Wachstum im laufenden Jahr mit knapp über drei Prozent nur auf dem Niveau des Vorjahres bewegen. Damit hat der IWF seine Prognose vom Frühjahr leicht gesenkt. Damals hatten die IWF-Volkswirte das Wachstum noch auf 3,3 Prozent veranschlagt.

Laut Blanchard sind drei Gründe für die Abwärtsentwicklung verantwortlich. Erstens verringere sich das Wachstum in den Schwellen- und Entwicklungsländern, vor allem in den sogenannten BRICS-Ländern. Zweitens verschärfe sich die Rezession in der Eurozone in diesem Jahr.

Politik in der Pflicht

Drittens falle das Wachstum in den USA mit 1,7 Prozent in diesem und 2,7 Prozent im kommenden Jahr etwas geringer aus als bislang prognostiziert. Das hat laut IWF vor allem mit den seit März laufenden Einsparungen im US-Staatshaushalt zu tun.

IWF-Chefvolkswirt Olivier Blanchard (Foto:AP)
IWF-Chefvolkswirt Olivier BlanchardBild: AP

Für ein stärkeres globales Wachstum sind zusätzliche politische Maßnahmen unerlässlich, so Blanchard. Insbesondere sollten die Industriestaaten eine wachstumsfördernde Politik betreiben, kombiniert mit glaubwürdigen Strategien zum Schuldenabbau, zur Beseitigung von Ungleichgewichten und zum Abbau von Kredithürden.

Mahnung an die Eurozone

In der Eurozone seien Fortschritte bei den relativen Kosten, der Wettbewerbsfähigkeit und bei Exportanteilen zu sehen. "Aber das reicht nicht aus, um die schwache interne Nachfrage zu kompensieren", so Blanchard. Dementsprechend senkte der IWF seinen Ausblick für die Eurozone und erwartet in diesem Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,6 Prozent. Im April war das Minus noch mit 0,4 Prozent veranschlagt worden.

Die diesjährige Wachstumsprognose für Deutschland halbierte der IWF auf 0,3 Prozent. 2014 soll die deutsche Wirtschaft dann wieder um 1,3 Prozent wachsen, 0,1 Prozentpunkte weniger als bislang angenommen.

Bereits am Montag hatte der IWF die Staaten der Eurozone aufgefordert, mehr Anstrengungen zur Ankurbelung der Wirtschaft zu unternehmen. "Die Belebung von Wachstum und Beschäftigung ist zwingend erforderlich", hieß es in der IWF-Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage in der Eurozone. Notwendig sei ein Handeln an verschiedenen Fronten. Ein nur kleinteiliger Ansatz könne dagegen das Vertrauen weiter untergraben und die Eurozone für neuerliche Spannungen anfällig machen.

China in der Zwickmühle

Bei den Entwicklungs- und Schwellenländern registriert der IWF einen "Flaschenhals" bei der Infrastruktur, zunehmende Kapazitätsengpässe und einen Rückgang der Nachfrage aus dem Ausland. Weniger Steuer- und Deviseneinnahmen wiederum schränken den Spielraum vieler Regierungen stärker ein als erwartet.

"Vor allem die Schwellenländer müssen eine entschiedene Wachstumspolitik betreiben und andererseits versuchen, den massiven Kapitalabfluss zu stoppen", so Blanchard. Der IWF schätzt, dass diese Ländergruppe im laufenden Jahr um fünf und im nächsten Jahr um 5,5 Prozent wachsen wird, also rund 0,3 Prozentpunkte weniger als noch im April prognostiziert.

Besondere Sorgen bereitet dabei China. Das Land steckt laut IWF in einer Zwickmühle. Die billigen Kredite durch Scheinbanken hätten die Investmentrate seit Beginn der Krise künstlich hochgehalten. Nun müsse man sich entscheiden: hohe Investitionen, aber auch hohe Risiken, dass Kredite platzen. Oder weniger Investitionen und in der Folge auch ein geringeres Wachstum. Nach Schätzung des IWF wird China in diesem Jahr um 7,8 Prozent und im kommenden Jahr um 7,7 Prozent wachsen, das sind 0,3 bzw. 0,6 Prozentpunkte weniger, als noch im Frühjahr vorausgesagt.