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Film

Der neue James Bond: Abschied von Daniel Craig

28. September 2021

Zum fünften und letzten Mal schlüpft Daniel Craig in die Rolle von 007 - "Keine Zeit zu sterben" heißt der neue Bond-Film. Wie hat Craig die Figur geprägt?

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Daniel Craig richtet einen Revolver in die Kamera.
2006 gab Daniel Craig in "Casino Royal" sein Debüt als James BondBild: Imago/Cinema Publishers Collection

Er würde sich lieber die Pulsadern aufschneiden, als noch einmal James Bond zu spielen, meinte Daniel Craig 2015 in einem Interview mit dem "Time Out" Magazine London. Einige Verhandlungen und eine 22-Millionen-Dollar-Gage später hat es sich Daniel Craig dann doch anders überlegt und schlüpft mit "Keine Zeit zu sterben" (engl. Original: "No Time to Die") zum fünften Mal in die Rolle des Doppelnullagenten.

Seine Äußerungen von damals bereue er, gestand Daniel Craig. Jetzt tauchte sogar ein Video von ihm auf Twitter auf, bei dem er emotional Abschied von der Filmcrew nimmt: "Ich habe jede einzelne Sekunde dieser Filme geliebt und ganz besonders diesen hier, weil ich jeden Morgen aufgestanden bin und die Chance hatte, mit euch zu arbeiten. Und das war eine der größten Ehren in meinem Leben", so der 1968 geborene Schauspieler.

2006 fiel mit "Casino Royale" der Startschuss für Daniel Craig als James Bond. Seine Verkörperung der von Autor Ian Fleming 1953 erfundenen Rolle sorgte für Verwunderung: James Bond leidet an gebrochenem Herzen, seine Vergangenheit wird plötzlich zum Thema gemacht, und auch sonst passt dieser blonde und brusthaarlose Bond nicht so recht in das Bild, das vor allem die unvergessenen Bond-Darsteller Sean Connery und Roger Moore geprägt haben. Und auch Bonds Vorgesetzter "M" wird mit Judi Dench erstmals von einer Frau gespielt.

Daniel Craig und Eva Green eng umschlungen im Wasser.
Eine verhängnisvolle Liebe: Eva Green alias Vesper Lynd bricht 007 in "Casino Royale" das HerzBild: picture-alliance/dpa/Sony Pictures

Aber die Neuausrichtung gelingt. Für "Ein Quantum Trost" (2008) steht Daniel Craig zwei Jahre später erneut vor der Kamera. Der Film weist weitaus weniger Spezialeffekte als sein Vorgänger auf und auch sonst wird auf den technischen Schnickschnack, den Bond von seinem Waffenmeister "Q" erhält, verzichtet. Der Storyverlauf ist elegant und Daniel Craig mimt einen eher freudlosen Geheimagenten, dem die persönlichen Abgründe ebenso zu schaffen machen wie reale Bösewichte. 

James Bond spiegelt immer den Zeitgeist

Mit "Skyfall" (2012) unter Regisseur Sam Mendes kommt auch eine Rückbesinnung auf die ursprünglichen Bonds: 007 steigt wieder in seinen aus "Goldfinger" (1964) und "Feuerball" (1965) berühmten Aston Martin DB5 ein, der natürlich zuvor von Waffenmeister "Q" mit den nötigen Extras ausgestattet wurde. Die Rolle des "Q" bekommt mit Darsteller Ben Wishaw, bekannt aus "Das Parfüm", allerdings einen neuen nerdigen Touch und auch Ms Sekretärin Miss Moneypenny ist wieder mit von der Partie. 

Daniel Craig sitzt in einem Aston Martin.
Auch in "Keine Zeit zu sterben" kutschiert Bond im guten alten Aston Martin durch die GegendBild: Universal Pictures/picture alliance/dpa

In "Spectre" (2015) wird James Bonds persönliche Geschichte zu Ende erzählt. Die Vergangenheit des Geheimagenten - der Verlust seiner Eltern, das Aufwachsen bei einem Ziehvater - wird in den Filmen mit Daniel Craig erstmals in der Geschichte der Reihe zu einem wichtigen Handlungsstrang. Craigs Bond ist menschlich: Er liebt, leidet und ist im Gegensatz zu früheren Versionen eben nicht unverwundbar. Damit passt er besser in das Männerbild der heutigen Zeit. 

Auch das Verhältnis zu Frauen ist bei Craigs Bond ein anderes: Zwar hat er immer noch wechselnde Liebschaften, aber die Damen sind ihm nicht mehr bedingungslos hörig. Angefangen von seiner eingangs erwähnten weiblichen Vorgesetzten bis hin zu den Frauen, in die er sich verliebt - und die ihm letztlich das Herz brechen. 

"M" (Judy Dench) und James Bond (Daniel Craig) reden mit Silva (Javier Bardem), der in einer gläsernen Gefängniszelle sitzt.
"M" (Judi Dench) und James Bond (Daniel Craig) nehmen es in "Skyfall" mit dem Psychopathen Silva (Javier Bardem) aufBild: 2012 Sony Pictures Releasing

Eine derart chauvinistische Figur, wie ihn einst Sean Connery verkörperte, wäre in der heutigen Zeit gar nicht mehr denkbar, äußerte sich Cary Fukunaga, der Regisseur des aktuellen Bonds "Keine Zeit zu sterben" jüngst in einem Interview mit dem US-amerikanischen "The Hollwood Reporter": "Ist es 'Thunderball' oder 'Goldfinger', wo im Grunde Sean Connerys Charakter eine Frau vergewaltigt? Sie sagt: 'Nein, nein, nein', und er sagt: 'Ja, ja, ja'. Das würde heute nicht mehr gehen."

Nicht zuletzt aus diesem Grund wurde mit Phoebe Waller-Bridge als Drehbuchautorin weibliche Verstärkung für den 25. James-Bond-Film an Bord geholt. Am 28. September 2021 feierte er nun endlich in London Premiere.
Ganze drei Mal wurde der Filmstart, der eigentlich für April 2020 geplant war, aufgrund der Corona-Pandemie verschoben. Neben den Filmstars hatten sich auch Thronfolger Prinz Charles mit seiner Frau Herzogin Camilla und sein Sohn Prinz William mit Herzogin Kate angekündigt. Auch Popstar Billie Eilish, die den Titelsong "No Time To Die" singt, war unter den Gästen.

Herzogin Kate, Prinz William, Camilla und Prinz Charles stehen in der Royal Albert Hall, wo die Bond-Prmiere stattfindet
Auch die Royals ließen sich den Filmstart nicht entgehenBild: Jack Hill/REUTERS

Abschied von Daniel Craig

Fans fieberten dem Craig-Finale mit großer Spannung entgegen, denn trotz der langen Wartezeit sind keine wesentlichen Details nach außen gedrungen. Dieses Mal heißt es Abschied nehmen von Daniel Craig. Wer seine Nachfolge antritt, ist noch nicht klar. Produzentin Barbara Broccoli sagte, man suche derzeit noch nicht nach einem Nachfolger: "Wir wollen uns die Zeit nehmen, um Daniel Craig zu feiern", so Broccoli gegenüber dem britischen Online-Filmmagazin "HeyUGuys".

Im Vorfeld war viel gemunkelt worden, wer der neue Bond werden könnte - unter anderem Idris Elba und Tom Hardy wurden als Kandidaten gehandelt. Auch das Gerücht, 007 mit einer Frau zu besetzen, machte die Runde. Daniel Craig selbst sieht darin wenig Sinn: "Es sollte einfach bessere Rollen für Frauen und PoC-Schauspieler geben." Denn wenn es ebenso prestigeträchtige Rollen wie die des James Bond für Frauen gebe, erübrige sich die Frage, so Craig. Wer auch immer die Nachfolge des Briten antritt, fest steht, dass der bis dato menschlichste aller Bonds große Fußstapfen hinterlässt.