Januar 2004: die Konferenz vor der Konferenz
31. Mai 2004Zu übersehen waren die erneuerbaren Energien vor der Kongresshalle am Alexanderplatz in Berlin kaum. Greenpeace-Aktivisten brachten zum Auftakt der Konferenz für die sanften Energien ein zwei Tonnen schweres Rotorblatt einer Windanlage mit und platzierten es medienwirksam in den tiefen Schnee. Dabei diente die Konferenz nur einem vergleichsweie bescheidenem Ziel: Der Gipfel zur Zukunft von Wind- und Sonnenergie - die "Renewables 2004" mit 80 Staaten - sollte vorbereitet werden.
Eine Art Trainingsrunde für den Ernstfall im Juni in Bonn also: Im Mittelpunkt standen Strategien, die naturfreundlichen Energieformen marktfähiger zu machen. Denn Sonnen -und Windenergie, so meint auch Bundesumweltminister Jürgen Trittin, schützen nicht nur das Weltklima, sie schaffen auch mehr Arbeitsplätze als Kohle oder Atomenergie. Ein oft vergessener Vorzug der sanften Energien liege allerdings auch in ihrer Friedensdividende. "Erneuerbare Energien hat jedes Land im Überfluss. Kein Land muss deshalb Krieg führen." Solarkraftwerke, die zugleich Wasser entsalzen, könnten im Sonnengürtel der Erde bewaffnete regionale Konflikte um knappes Trinkwasser verhindern, meint der Umweltminister. "Windräder führen niemanden in Versuchung, einen Krieg um Öl zu führen."
Atom und Kohle dominieren noch immer
Doch - das mussten die Konferenzteilnehmer auch in Berlin wieder feststellen - die globale Energiepolitik wird weiter von Kohle- und Atomenergie bestimmt. Gerade einmal 4,6 Prozent des Strom- und Wärmebedarfs der Erde wird von sanften Energien erzeugt. Gefördert werden vor allem Energieträger, die das Klima schädigen. 70 Milliarden Euro werden pro Jahr weltweit für fossile Energien ausgegeben, für Wind- und Sonnenenergie dagegen gerade einmal vier Milliarden Euro.
In Europa haben die sanften Energien einen Anteil am Energiemix von sieben Prozent. Die Europäer wollen diesen Anteil bis 2010 auf zwölf bis 13 Prozent steigern. Greenpeace-Experte Sven Teske findet, dass sich der Klimaschutz-Vorreiter EU ambitioniertere Ziele setzen könnte - 20 Prozent Erneuerbare Energien bis 2020 lautet seine Forderung, die auf der Renewables 2004 dann endgültig festgezurrt werden soll. "Das hätte eine gute Signalwirkung für andere Länder, die in Bonn teilnehmen werden." Ihn plagt allerdings das Gefühl, dass die Unterstützung für die Erneuerbaren Energien auch in Europa wieder etwas nachlasse. Auf der Berliner Konferenz seien die wichtigen Energiepolitiker Europas fast durchgängig nicht erschienen. "Die haben alle kurzfristig abgesagt."
Der Lichtblick kam ausgerechnet von Shell
Der Grund: Auch in Europa lahmt die Wirtschaft. Und die Förderung von Sonnenkollektoren oder Windanlagen kostet Geld. Auch im Klimaschutz-Vorzeigeland Deutschland wurde die Förderung etwa der Windkraft gerade gekürzt. Doch noch eine gute Nachricht erreichte die Teilnehmer bei der Vorbereitung auf die "Renewables 2004": Der Shell-Konzern teilte mit, er werde südlich von Leipzig im Sommer das weltweit größte Solarstrom-Kraftwerk in Betrieb nehmen. 1.800 Haushalte sollen von dort mit Strom versorgt werden.