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Japans Wirtschaft in der Rezession

18. Mai 2020

Die japanische Wirtschaft ist wegen der Corona-Krise in die Rezession gerutscht. In den ersten drei Monaten des Jahres schrumpfte die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt um 3,4 Prozent.

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Japan Corona-Pandemie Tokio
Bild: Reuters/Kim Kyung-Hoon

Schon im letzten Quartal des vergangenen Jahres, also noch vor der Corona-Krise, war Japans Wirtschaftsleistung um Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres gesunken. Kommt das zwei Quartale in Folge vor, sprechen Ökonomen von einer Rezession.

Auch im Vergleich zum Vorquartal schrumpfte die japanische Wirtschaft, und zwar um 0,9 Prozent. Der private Verbrauch, die Investitionsausgaben und die Ausfuhren gingen zurück, wie vorläufige amtliche Daten vom Montag zeigen. Der private Konsum, der mehr als die Hälfte der japanischen Wirtschaft mit fünf Billionen Dollar ausmacht, rutschte um 0,7 Prozent ab.

Besonders hart traf es aber die Exportwirtschaft. Die Ausfuhren brachen um 6,0 Prozent ein. Die Pandemie hat Lieferketten und Unternehmen weltweit massiv gestört, insbesondere in handelsabhängigen Ländern wie Japan macht sich das stark bemerkbar.

Der Rückgang im 1. Quartal fiel zwar geringer aus als von Ökonomen befürchtet. Doch wie in Deutschland rechnen Volkswirte auch in Japan damit, dass der Tiefpunkt der Krise noch nicht überstanden ist: "Das zweite Quartal wird wesentlich schwächer ausfallen", prognostiziert Martin Schulz, Chefökonom beim Technologiekonzern Fujitsu in Tokio.

Schwacher Start

Japan war bereits geschwächt ins neue Jahr gestartet. Wegen einer Anhebung der Mehrwertsteuer war es zu dem Rückgang bereits im Schlussquartal 2019 gekommen. "Japans Wirtschaft steht vor der größten Krise der Nachkriegszeit", konstatierte Regierungschef Shinzo Abe. Manche Ökonomen rechnen zwar in der zweiten Hälfte dieses Jahres wieder mit einem Aufschwung. Doch ob es dabei einen großen Sprung geben wird, ist fraglich.

Japan Tokio Coronavirus Shinzo Abe
Japans Regierungschef Shinzo Abe während einer Corona-PressekonferenzBild: picture-alliance/dpa/A. Kon

Anders als in Deutschland und vielen anderen Ländern hat es einen Lockdown wegen der Corona-Krise in Japan nicht gegeben. Die Einschränkungen erfolgten graduell und wurden der Lage schrittweise angepasst. Der im April ausgerufene Notstand bedeutete denn auch keine harte Abschottung wie in Europa, die Bürger wurden lediglich dazu aufgerufen, so weit wie möglich zu Hause zu bleiben. Dennoch gingen Millionen Japaner weiter zur Arbeit. Inzwischen wurde der Notstand für weite Landesteile sogar vorzeitig wieder aufgehoben.

Die Regierung legte ungeachtet der gewaltigen Staatsverschuldung das größte Konjunkturpaket aller Zeiten auf und griff den Unternehmen frühzeitig unter anderem mit Krediten und der Stundung von Steuern unter die Arme. Ein Einbruch bei der Arbeitslosigkeit blieb aus. Und dennoch gibt es warnende Stimmen, etwa von Naoya Oshikubo, Chefökonom beim Finanzdienstleister Sumi Trust: "Wir erwarten, dass das Schlimmste noch kommt."

ar/dk (rtr, dpa, afp)