Jeanne Moreau - Abschied von einer Leinwanddiva
Sie überzeugte als depressive Ehefrau, Nonne und Puffmutter. Als "Femme fatale" vor der Kamera zog Jeanne Moreau ihre Kollegen und das Publikum gleichermaßen in ihren Bann. Ein Rückblick auf ihre Karriere.
Anfänge abseits der Kameras
Sie war eine der berühmtesten Schauspielerinnen überhaupt. Vor allem Jeanne Moreaus Filme werden in Erinnerung bleiben. Dabei sah man sie anfangs nicht auf der Leinwand sondern auf den großen Theaterbühnen. 1948 wurde sie mit zwanzig Jahren das jüngste Mitglied in der Geschichte der Pariser Comédie Française. Und obwohl sie einige Jahre später sogar am Broadway spielte, zog es sie vor die Kameras.
Keine Angst vor Erotik
Nach ihrem Durchbruch mit "Fahrstuhl zum Schafott" (1957) sorgte Jeanne Moreau mit ihrer Rolle in "Die Liebenden" (1958) für Furore. Darin spielte sie eine gelangweilte Pariser Ehefrau, die sich bedingungslos einem jungen Kunststudenten hingibt. Die erotische Darstellung dieser Affäre machte "Die Liebenden" zum Skandalfilm und wurde in Westdeutschland nur in zensierter Fassung ausgestrahlt.
Star der Nouvelle Vague
In den 1960er Jahren stieg die junge Französin zum internationalen Filmstar auf. Mit Rollen in Filmen wie "Jules und Jim" (1961) von François Truffaut oder "Tagebuch einer Kammerzofe" (1964) von Luis Buñuel spielte sie sich zur Ikone der Nouvelle Vague. Gleichzeitig avancierte "die Moreau", wie sie oft genannt wurde, zur "Femme fatale" der internationalen Filmbühne.
An der Seite zeitgenössischer Größen
In ihrer langen Karriere stand Jeanne Moreau mit zahlreichen Größen der französischen und internationalen Filmszene vor der Kamera. Ob mit einem Striptease an der Seite von Brigitte Bardot (r.) im Film "Viva Maria!" (1965) oder als depressive Ehefrau neben Alain Delon in "Jet Set" (1973) - Moreau verstand es, das Publikum immer wieder in ihren Bann zu ziehen.
Liebling der Regisseure
Nicht nur bei Publikum und Schauspielkollegen war sie beliebt. Auch die großen Regisseure wollten unbedingt mit ihr zusammenarbeiten. Neben ihrer legendären Rolle als alternde Puffmutter (Bild) in Rainer Werner Fassbinders "Querelle" (1982) stand sie unter anderem für Wim Wenders Road-Movie "Bis ans Ende der Welt" (1991) vor der Kamera.
Die Tausendsassarin
Jeanne Moreau war zweifellos ein Multitalent. 1976 gab sie mit dem Film "Im Scheinwerferlicht" ihr Regiedebüt. In ihrem Heimatland Frankreich war sie zudem als Sängerin erfolgreich. Mit ihrer leicht heiseren und rauchigen Stimme sang sie vor allem französische Chansons.
Zahlreich gewürdigtes Lebenswerk
Im Laufe ihrer mehr als 50-jährigen Karriere wurde Jeanne Moreau (l.) vielfach ausgezeichnet. Für ihr Lebenswerk erhielt sie unter anderem 2008 den Ehren-César (Bild), den Europäischen Filmpreis, den Goldenen Bären und die Goldene Palme von Cannes. Im Jahr 2000 wurde sie als erste Frau in die Pariser Akademie der Schönen Künste gewählt.
Arbeit bis ins hohe Alter
Ein Leben ohne Schauspielerei konnte sich Jeanne Moreau nicht vorstellen. "Ich höre erst auf, wenn ich tot bin", sagte sie einmal in einem Interview. Ihre letzte Rolle spielte sie 2011 in "Eine Dame in Paris". Nun ist die französische Leinwanddiva im Alter von 89 Jahren in ihrer Geburtsstadt Paris gestorben.