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"Jede Stimme zählt"

Das Interview führte Ralf Lehnert6. September 2004

Im US-Wahlkampf mischen auch die Familien der Kandidaten mit. John Kerrys Schwester Diana hat selbst lange im Ausland gelebt und wirbt jetzt um die Stimmen der "Expatriates". DW-WORLD hat mit ihr gesprochen.

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Ergreift Partei: Diana KerryBild: AP

DW-WORLD: Sie sind Schirmherrin von "Amerikaner im Ausland für 'Kerry-Edwards'" und momentan auf einer Mission, die Sie durch die ganze Welt führt. Worum geht es?

Diana Kerry: Ich möchte US-Bürger, die außerhalb der USA leben, animieren sich für die Präsidentschaftswahlen am 2. November registrieren zu lassen. Wir freuen uns, dass wir jetzt eine neue Internetseite haben, mit der dies und der Antrag auf Briefwahl sehr viel einfacher wird. Die Frist, um sich zu registrieren, läuft aber schon bald ab. Deshalb reise ich durch die Welt. Ich war schon in Mexiko, in Kanada und jetzt mache ich einen schnellen Schlenker durch Europa, um die Menschen hier zu ermutigen, weil es wirklich so eine wichtige Wahl ist, bei der jede Stimme zählt. Im Jahr 2000 war das Ergebnis sehr knapp und wir erwarten auch diesmal einen ähnlich knappen Ausgang.

Sie tun das alles für Ihren Bruder John Kerry. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu ihm beschreiben?

John ist mein älterer Bruder, und schon als wir Kinder waren, war er immer der Anführer in der Familie. Ich war immer gern mit ihm zusammen und so haben wir in den Schulferien stets eine Menge Zeit miteinander verbracht, was viel Spaß gemacht hat. Und natürlich habe ich immer noch eine sehr enge Beziehung zu ihm und unterstütze mit großer Begeisterung seine Kandidatur, weil ich wirklich glaube, dass er der Anführer ist, den wir für unser Land jetzt brauchen.

Aufgrund ihres engen Verhältnisses – was denken Sie wären John Kerrys wichtigste Ziele als Präsident?

John hat versprochen, hart dafür zu arbeiten, die Vereinigten Staaten stärker zu machen. Er will das tun, indem er in das Schul- und das Gesundheitssystem investiert und Arbeitsplätze für alle Amerikaner schafft. Außerdem ist ihm sehr daran gelegen, sich als ein starker Anführer mit Prinzipien und Werten in der Weltgemeinschaft zu engagieren. Ich denke, den Respekt in unseren Beziehungen zum Rest der Welt wiederherzustellen, ist etwas, das ihm sehr wichtig ist.

Wenn wir einen Moment bei diesen Prioritäten bleiben: Sehen Sie Unterschiede zwischen John Kerry und Amtsinhaber George W. Bush?

Ich denke, dass John Kerry das Land in eine ganz andere Richtung führen wird. Ich denke, dass er eine positive Vision für das Land hat und in die Menschen investieren will, nicht in die privilegierten Schichten. Und ich glaube, dass John der Anführer ist, den wir in diesen Zeiten der Herausforderungen für unser Land brauchen. Er versteht, dass Militäraktionen nicht der einzige Weg sind, Stärke zu demonstrieren. Ich glaube, dass er weiß, wie man die Macht der USA einsetzen muss, und ich habe Vertrauen darin, dass er die Welt zu einem besseren Ort machen wird.

Diana Kerry unterstützt John Kerry im Wahlkampf
Diana KerryBild: AP

Die Mitglieder der Republikanischen Partei sehen das offensichtlich anders. Auf ihrem gerade zu Ende gegangenen Parteitag haben sie Ihrem Bruder Unentschlossenheit vorgeworfen. Wie stehen sie zu den Vorwürfen, John Kerry sei wankelmütig?

Ich denke, diese Vorwürfe sind es nicht wert beachtet oder diskutiert zu werden. Ich finde, sie sind nur verleumderische Verdrehungen der Arbeit meines Bruders. John Kerry hat während seiner Laufbahn im Dienste der Gesellschaft gezeigt, dass er sich für alle möglichen wichtigen Themen einsetzt. Und diese Arbeit ist von den Republikanern bei ihren Darstellungen komplett ignoriert worden. Ich glaube, ihre persönlichen Attacken waren wirklich das einzige, was ihnen übrigblieb, weil sie selbst nichts vorzuweisen haben. Es war sehr enttäuschend zu hören, dass der Vizepräsident der Vereinigen Staaten fast seine ganze Rede Angriffen auf seinen Gegner widmet, und das amerikanische Volk nicht genug respektiert, um auf konstruktive Art und Weise über die Pläne zu sprechen, die die Partei hat. Sie hätten den Menschen sagen sollen, was wirklich in ihrem extrem rechten Wahlprogramm steht. Stattdessen haben sie verschleiert, wofür ihre Partei steht.

Sie und Ihr Bruder haben beide Zeit im Ausland verbracht und kennen auch Europa gut. Warum wäre er aus europäischer Perspektive betrachtet ein guter Präsident?

Genau wie die US-Bürger im Ausland hat auch John Kerry ein Interesse daran, globale Probleme auf kooperative Weise zu lösen. Das würde bedeuten, mit unseren traditionellen Verbündeten zusammenzuarbeiten und die Allianzen zu reparieren, von denen sich die gegenwärtige Administration abgewendet hat. Und ich denke, das ist wichtig für US-Bürger, die in Europa leben genauso wie es für die ganze Welt wichtig ist.

Glauben Sie, seine Verbindungen nach Europa könnten eher ein Nachteil als ein Vorteil im Wahlkampf sein?

Ich bin mir nicht sicher, was Sie mit Johns Verbindungen nach Europa meinen. Aber ich glaube ganz bestimmt, dass wir eine globale Perspektive brauchen, angesichts der Herausforderungen vor denen wir im 21. Jahrhundert stehen. Und dass es für den Präsidenten der Vereinigten Staaten und den Anführer der freien Welt nur ein Plus sein kann, diese zu haben.