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Jedes vierte deutsche Baby hat ausländischen Elternteil

23. Juni 2005

In Deutschland leben derzeit 6,7 Millionen Ausländer - rund 600.000 weniger als vor zwei Jahren. Zugleich haben immer mehr Deutsche ausländische Vorfahren, weil die Zahl der Einbürgerungen stark gestiegen ist.

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Integration als Aufgabe: Migrantenkinder in DeutschlandBild: dpa

Die neuen Zahlen stammen aus dem Zwei-Jahres-Bericht, den die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung, Marieluise Beck, am Donnerstag (23.6.2005) in Berlin vorstellte. Über eine Million Menschen haben in den vergangenen fünf Jahren einen deutschen Pass bekommen - zumeist durch Einbürgerungen, die durch das neue Staatsbürgerschaftsrecht begünstigt wurden.

14 Millionen mit Migrationshintergrund

Einwanderung Ausländer in Berlin Symbolbild
Migranten in Berlin: Multikulturalität als TatsacheBild: AP

Die Zahl der Menschen mit "Migrationshintergrund" ist auf mehr als 14 Millionen Menschen gestiegen. Jedes vierte Neugeborene hat heute ein ausländisches Elternteil, jede fünfte Ehe ist binational. In den großen westdeutschen Städten kommen sogar bis zu 40 Prozent der Jugendlichen aus Migrantenfamilien - mit steigender Tendenz. "Unsere Kinder haben heute russische Großmütter, jugoslawische Onkel und türkische Tanten", fasst Grünen-Politikerin Beck die Zahlen zusammen.

Dass es immer weniger Ausländer und immer mehr Migranten gibt, wirkt sich auch auf die Gesellschaft aus. "Kulturelle und religiöse Vielfalt werden das Leben in unserer Gesellschaft von Generation zu Generation stärker kennzeichnen", sagt Beck. Es sei daher wichtig, diese Entwicklung nicht zu ignorieren.

Falsches Ausländerbild

Die Migrationsbeauftragte wies dabei insbesondere auf das Bild des Ausländers und Migranten hin, das oft noch durch die Gastarbeiter geprägt sei. Dies werde der Realität nicht gerecht. Migranten fänden sich heute auf "jeder Stufe der sozialen Leiter": Als Lagerarbeiter wie als Akademiker, als Rentner der ersten Generation wie als hier aufgewachsener Jugendlicher.

Marieluise Beck, Ausländerbeauftragte, Bündnis 90/Die Grünen
Marieluise Beck (Grüne), Migrationsbeauftragte der BundesregierungBild: Presse

In diesem Zusammenhang liegt der Hinweis auf die Bildungspolitik nicht fern. Die Schulleistungsstudien PISA und IGLU attestieren, dass in keinem anderen Industrieland die Abhängigkeit des Bildungserfolges von der sozialen Herkunft so groß ist wie in Deutschland. Ausländische Kinder sind in höheren Bildungsgängen unterrepräsentiert - ebenso wie deutsche Kinder aus unteren sozialen Schichten. Daher sieht Beck die interkulturelle Öffnung als "Chance und Schwierigkeit zugleich".

Förderung schon im Kindergarten

Die nötige Förderung beginne bereits im Kindergarten. Gerade zweisprachig aufwachsende Kinder will Beck schon vor dem ersten Schultag fördern. Dies soll helfen, die Zahl der ausländischen Jugendlichen ohne berufliche Qualifizierung - derzeit mehr als 40 Prozent - zu senken.

"Multikulturalität ist schlicht die Tatsache", resümiert Beck. Integration sei die Aufgabe, die aus dieser Tatsache folge. Zugleich fordert die Grünen-Politikerin eine Neubewertung der deutschen Ausländerpolitik: Die Frage, ob Deutschland ein Einwanderungsland sei, habe sich "angesichts dieser Fakten erledigt". (daw)