Jedes vierte Kind in Not
9. Dezember 2016Pünktlich zum 70. Jubiläum hat das UN-Hilfswerk UNICEF eine ernüchternde Bilanz gezogen: 535 Millionen Kinder weltweit leben in Krisen- und Katastrophengebieten. Das bedeute, dass jedes vierte Kind häufig keinen Zugang zu medizinischer Versorgung, Bildung, Lebensmitteln oder Schutz habe, teilte die Kinderschutzorganisation mit. Mehr als 390 Millionen der betroffenen Kinder lebten in Afrika südlich der Sahara, fast 65 Millionen im Nahen Osten.
UNICEF-Geschäftsführer Anthony Lake sagte, für Kinder sei es nicht nur für ihre individuelle Entwicklung wesentlich, ob sie in einem friedlichen oder einem vom Krieg zerrissenen Land aufwüchsen, sondern auch für die Zukunft ihrer Gesellschaften. Das UN-Kinderhilfswerk kämpfe nach wie vor dafür, Kinder auch in abgelegenen Kampfgebieten zu versorgen und aus der Hand bewaffneter Gruppen freizubekommen. Außerdem setzt sich die Organisation allgemein für Waffenruhen ein. "Dieser Einsatz bleibt in der "DNA" unserer Organisation, sagte der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider.
Besonders Syrien ein "hot spot"
Die Hilfe für Kinder in Syrien und seinen Nachbarländern ist zurzeit der größte humanitäre Einsatz der UN-Organisation. Das arabische Land ist nicht gerade ein einfaches Pflaster. In Syrien hat Unicef allein im vergangenen Jahr 1.500 schwerste Menschenrechtsverletzungen an Kindern dokumentiert. Derzeit werde einer halben Million syrischer Kinder in belagerten Ortschaften jede Hilfe verweigert. "Das ist absolut unerträglich", beklagte Schneider. Die schweren Kämpfe in Aleppo und anderen Teilen Syriens hätten in den vergangenen Monaten Kinder auf allen Seiten des Konflikts "mit großer Härte" getroffen, so Unicef bereits am Mittwoch.Insgesamt will Unicef in diesem Winter mehr als 700.000 Kinder in Syrien vor der Kälte schützen. Derzeit werden vor allem Winterkleidung und warme Decken an besonders bedürftige Familien verteilt.
Seit 70 Jahren für Kinder da
Die UN-Nothilfe wurde am 11. Dezember 1946 gegründet, um Kindern aus den im Zweiten Weltkrieg verwüsteten Städten Europas zu helfen. Mittlerweile verschob sich allerdings der Schwerpunkt: Heute stehen benachteiligte Kinder weltweit im Fokus. "Die sozialen Gegensätze verlaufen nicht mehr nur zwischen Nord und Süd, sondern vor allem auch innerhalb der Staaten", erklärte Schneider. Die Überlebenschancen der meisten sehr armen Kinder seien sehr viel schlechter als die ihrer Altersgenossen, zudem seien sie häufig von Schulbildung ausgeschlossen.
db/se (epd, dpa)