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Jemen zerfällt

21. März 2015

Der IS bekennt sich zu den jüngsten Gewaltakten im Jemen. Bisher galt dort Al Kaida als die größte Terrorgefahr. Der Machtkampf mit den Huthi-Rebellen eskaliert. Das Land versinkt immer tiefer im Chaos.

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Moschee im Jemen nach Selbstmordanschlägen (foto: reuters)
Bild: Reuters/M. al-Sayaghi

In den USA wurden Zweifel geäußert, ob die Attentäter von Sanaa wirklich Verbindungen zur Terrorarmee" Islamischer Staat" (IS) haben. Ein Ableger der sunnitischen Milizen hatte sich zu dem Blutbad in der Hauptstadt des Jemen bekannt. Die Republik im Süden der Arabischen Halbinsel wäre nach Libyen und Tunesien der dritte Staat, in dem die Dschihadisten offenbar Fuß fassen wollen. Die Terroristen von Tunis sollen vom IS in Libyen ausgebildet worden sein. Analysten vermuteten, die Islamisten seien im Irak und in Syrien unter Druck geraten und versuchten sich möglicherweise durch spektakuläre Gewaltakte zu profilieren und ihren ideologischen Einfluss zu wahren.

Das rivalisierende Terrornetzwerk Al Kaida wies jede Verbindung zu den jüngsten Anschlägen zurück. Ihre jemenitische Filiale beteuerte in einer im Internet verbreiteten Erklärung, man halte sich an die Anweisung von Al-Kaida-Chef Aiman al-Sawahiri, keine Moscheen anzugreifen, um das Leben unschuldiger Muslime zu bewahren.

Jeweils zwei Männer hatten sich während des traditionellen Freitagsgebets kurz nacheinander in zwei schiitischen Moscheen von Sanaa in die Luft gesprengt (Artikelbild). Mindestens 137 Menschen wurden mit in den Tod gerissen. Jemenitische Medien berichteten von mindestens 345 Verletzten.

Die Terrorakte auf die Moscheen lösten international Entsetzen aus. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte alle Beteiligten des Konflikts dazu auf, die feindlichen Handlungen sofort einzustellen und Zurückhaltung zu wahren. Ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin erklärte, die Tat sei "ein weiterer zynischer Versuch, Hass und Gewalt zwischen den Bevölkerungsgruppen anzuheizen". Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Josh Earnest, verurteilte die Attentate und erklärte, die Anschläge verdeutlichten, dass der Terrorismus alle Menschen im Jemen bedrohe.

Die Anschläge galten offenbar den schiitischen Huthi-Rebellen, deren Anhänger die beiden Moscheen vor allem nutzten. Unter den Toten ist auch einer der wichtigsten schiitischen Geistlichen des Landes, wie die Huthis mitteilten.

Die Rebellen liefern sich seit Monaten einen Machtkampf mit Staatschef Abed Rabbo Mansur Hadi. Die Huthis brachten in den vergangenen Monaten den Norden des Landes und die Hauptstadt unter ihre Kontrolle. Vor einigen Wochen setzten sie Hadi und die Regierung ab, auch das Parlament lösten sie auf. Der Präsident floh im Februar ins südjemenitische Aden.

Auch dieser Machtkampf ging am Freitag weiter. In Aden bombardierten erneut Kampfflugzeuge den Amtssitz des Staatschefs...

SC/bri (dpa, afpe, APE)