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Jenseits des Lächelns

Elena Beier15. September 2004

50.000 Chinesen leben zurzeit in der Bundesrepublik: Studenten und Angestellte der Konsulate, Botschaften oder Vertretungen der chinesischen Wirtschaft. Doch die meisten Deutschen kennen andere Chinesen.

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Für Deutsche das Bild typischer ChinesenBild: dpa Zentralbild

Nach der italienischen rangiert die chinesische Küche ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Einwohner der Bundesrepublik. Die Chinesen aus dem China-Restaurant sind deswegen für viele Deutsche das Gesicht Chinas. Doch hinter das ewige Lächeln der Kellner zu blicken, gelingt den meisten Deutschen nicht. Es sind oft Parallelwelten, die sich nur kurz am Restauranttisch kreuzen.

Wenn die letzen Gäste gehen, trifft sich die Familie Schao an einem Tisch in der Ecke zu einem einfachen Essen - von der Speisekarte wird nichts serviert. Wanbo Schao, der Besitzer des Lokals, und seine Ehefrau sitzen gemeinsam mit den Kellnern und Hilfsköchen bei dieser wichtigsten Mahlzeit des Tages und besprechen die Besorgungen für Morgen oder einfach die Familienangelegenheiten.

"Ich bleibe gelbe Haut und schwarze Haare"

Irgendwie ist man doch eine Familie, auch dann, wenn man nicht miteinander verwandt ist. In der Fremde hält man eben enger zusammen. Denn in Deutschland bleibt man auch dann ein "Ausländer", wenn man, wie der Kellner Li Gou Fu, seit 20 Jahren hier lebt und einen deutschen Pass hat: "Ich bleibe gelbe Haut und schwarze Haare. Ich kann das nicht ändern."

Doch für Herrn Shao, den Besitzer des Restaurants "Yuen", ist gerade dieses "Anderssein" die Grundlage seiner wirtschaftlichen Existenz. Chinesische Küche ist in Deutschland sehr beliebt. Bereits sein Vater, der 1988 nach Holland eingewandert ist, führte ein erfolgreiches chinesisches Restaurant. 1996 hat nun auch Wanbo Shao ein Restaurant in Köln gekauft. Arbeit in Deutschland habe er nie gesucht: Ein guter chinesischer Koch sei immer gefragt. Doch Shao wollte schon immer selbstständig sein, wie so viele seiner Landsleute: "Es bietet mehr Möglichkeiten, aber es ist auch mehr Verantwortung. Vielleicht kann man so auch mehr Geld verdienen."

Kein privater Umgang mit Deutschen

Auf die Frage, ob Herr Shao auch Deutsche unter seinen persönlichen Freunden hat, antwortet er sehr diplomatisch: Mancher Stammkunde würde mit der Zeit auch zum Freund. Doch zu wirklich persönlichen Kontakten mit den Deutschen komme es eher selten. Wanbo Schao ist in Holland zur Schule gegangen und sein Deutsch reicht nicht für engeren privaten Umgang. Seine Ehefrau kann gerade nur soviel Deutsch, wie es ihre Arbeit im Restaurant erfordert. Doch seine beiden Kinder sollen es mal anders haben. Sie werden in Deutschland zur Schule gehen und Herr Shao will sie unbedingt beim Studium unterstützen.

Der Traum vom Weiterstudium in Deutschland hat auch den Maschinenbauingenieur Li Gou Fu 1986 aus Shanghai nach Köln geführt. Hier wollte er später auch mal als Ingenieur arbeiten. Doch es ist anders gekommen: "Ich muss arbeiten, aber ich kann nicht in einer deutschen Firma arbeiten wegen meiner Sprache. Aber ich muss leben! Und deshalb arbeite ich auch in einem Restaurant." Er verdiene zwar nicht so viel wie die Manager, aber er lebe sehr zufrieden.

Suppe vom Diplom-Ingenieur

Das sieht man Herrn Li auch an: Er lächelt geradezu immer. Doch hinter dieses Lächeln zu blicken, gelingt den meisten deutschen Kunden nicht. Und so erfahren auch die Stammkunden nicht, dass sie von einem Diplom-Ingenieur ihre Seetang-Suppe serviert bekommen. Doch das macht Herrn Li nichts aus. Im Gegensatz zu den 50.000 "Auslandschinesen", die in den letzten Jahren nach Shanghai zurückgekehrt sind, verbindet er seine Zukunft mit Deutschland. "Ich liebe Deutschland nicht wegen der Verdienstmöglichkeiten, sondern wegen Sicherheit und Demokratie. Das ist sehr wichtig, in China gibt's das nicht", bedauert er.