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Politik

Boris Johnson entschuldigt sich bei der Queen

14. Januar 2022

Party in der Downing Street am Vortag der Beerdigung von Prinz Philip: Es wird immer noch skurriler, was die Festivitäten im Amtssitz des britischen Premiers angeht. Proportional dazu wächst der Unmut über Boris Johnson.

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Königin Elizabeth II und Premier Boris Johnson bei einem Treffen im Juni vergangenen Jahres im Buckingham Palast
Königin Elizabeth II. und Premier Boris Johnson bei einem Treffen im Juni vergangenen Jahres im Buckingham Palast Bild: Dominic Lipinski/AFP/Getty Images

Die britische Regierung hat sich nach Enthüllungen über Partys in der Downing Street am Vorabend der Beerdigung von Prinz Philip bei Königin Elizabeth II. entschuldigt. "Es ist zutiefst bedauerlich, dass dies in einer Zeit der nationalen Trauer geschehen ist", sagte ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson. Downing Street habe sich auf offiziellem Weg beim Palast entschuldigt.

Der neueste Bericht über Lockdown-Partys im Regierungssitz am Vorabend von Philips Beerdigung heizt auch die innerparteiliche Wut auf den konservativen Premier weiter an: Fünf Tory-Abgeordnete fordern bisher offen seinen Rücktritt. Tatsächlich wollten jedoch bereits 30 konservative Parlamentarier Johnson loswerden, berichtete die Zeitung "Daily Telegraph". Auch mehrere Ortsverbände der Konservativen sollen auf eine Ablösung drängen. In Umfragen hat die oppositionelle Labour-Partei mit zehn Punkten einen so hohen Vorsprung wie seit knapp zehn Jahren nicht mehr.

"Während die Queen trauerte, feierte No. 10"

Auch wenn Johnson selbst nicht an den Partys am 16. April 2021 teilnahm und auch nicht in der Downing Street anwesend war, wird er für das Verhalten seiner Mitarbeiter verantwortlich gemacht. "Während die Queen trauerte, feierte No. 10", twitterte der Chef der Liberaldemokraten, Ed Davey. 

"Ich habe keine Worte für die Kultur und das Verhalten in No. 10", twitterte Labour-Vizechefin Angela Rayner. Der Fisch stinke vom Kopf. 

Philips Beerdigung fand nur im engsten Familienkreis statt. Damals waren aufgrund der Pandemie nur Treffen von 30 Menschen zugelassen. Die Bilder der trauernden und wegen Corona-Regelungen allein auf einer Bank in der St George’s Chapel von Schloss Windsor sitzenden Königin hatten im April Menschen in der ganzen Welt gerührt.

Elizabeth II. bei der Trauerfeier für ihren Ehemann Philip am 17. April 2021 in der St.-Georges-Kapelle in Schloss Windsor
Elizabeth II. bei der Trauerfeier für ihren Ehemann Philip am 17. April 2021 in der St George’s Chapel in Schloss WindsorBild: Jonathan Brady/AP Photo/picture alliance

Der "Telegraph"-Bericht über die Feiern in der Downing Street - Verabschiedungen von zwei Mitarbeitern - liest sich wie aus einer anderen Welt. Etwa 30 Menschen tanzten und tranken. Mit einem Rollkoffer holten Teilnehmer neuen Alkohol aus einem nahen Supermarkt. Eine Beraterin des Premiers soll sich als DJ betätigt haben, ein Teilnehmer habe die Schaukel von Johnsons Sohn zerbrochen. Ex-Kommunikationschef James Slack entschuldigte sich inzwischen für die "Wut und den Schmerz", den er mit der Feier verursacht habe.

"Er wird nicht zurücktreten, er ist eine Naturgewalt"

Erst am Montag war bekanntgeworden, dass Johnsons Büroleiter am 20. Mai 2020 in einer E-Mail an etwa 100 Mitarbeiter zu einer Gartenparty geladen hatte. Darin hieß es: "Bringt Euren eigenen Alkohol mit." Johnson entschuldigte sich daraufhin im Parlament für den Eindruck, dass diejenigen, die die Corona-Regeln machen, sich nicht daran halten. Er räumte ein, dass er für 25 Minuten im Garten anwesend war. Seinem Eindruck zufolge habe es sich um ein Arbeitstreffen gehandelt. Rückblickend habe er damit falsch gelegen, sagte Johnson. Doch anstatt wie von Labour gefordert endlich klar Schiff zu machen, versteckt sich der Premier bisher hinter einer laufenden internen Untersuchung. Das Ergebnis dieser Ermittlungen solle abgewartet werden, betonte Johnson.

Äußerlich ein ehrenwertes Haus, innen geht aber schon mal die Post ab - nicht nur politisch:  10 Downing Street
Äußerlich ein ehrenwertes Haus, innen geht aber schon mal die Post ab - nicht nur politisch: 10 Downing Street Bild: Matt Cardy/Getty Images

Die "Times" zitierte jedoch auch einen namentlich nicht genannten Vertrauten des Premierministers mit den Worten: "Er wird nicht zurücktreten, er ist ein Kämpfer. Er ist eine Naturgewalt. Wenn es jemanden gibt, der das durchstehen kann, ist er es."

sti/qu (afp, dpa, rtr)