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Politik

Weinstein-Reporter gewinnen Pulitzer-Preis

16. April 2018

Sie gelten als die Oscars der US-Medienbranche: Die Pulitzer-Preise. Einer von ihnen geht an die Journalisten der Weinstein-Enthüllungen. Rapper Kendrick Lamar bringt die Kategorie Musik ins Rampenlicht.

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USA Journalistinnen Jodi Kantor und Megan Twohey in New York (Foto: Getty Images for Hearst Magazines/T. Wargo)
Die Journalistinnen der Weinstein-Enthüllungen Jodi Kantor und Megan Twohey (Archivbild) Bild: Getty Images for Hearst Magazines/T. Wargo

Ihre Berichte über das Verhalten des Hollywood-Produzenten Harvey Weinstein waren der Startschuss für die weltweite und Branchen übergreifende MeToo-Debatte, in der sich Opfer sexueller Übergriffe zu Wort meldeten. Dafür wurden die drei Journalisten Jodi Kantor und Megan Twohey sowie Ronan Farrow mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet. Sie hätten mit "explosivem, wirkungsvollem Journalismus Sexualtäter enthüllt, darunter auch Vorwürfe gegen einen der einflussreichsten Produzenten Hollywoods", sagte Dana Canedy, Vorsitzende der Verwaltung der Pulitzer-Preise, an der Columbia Universität in New York. Durch die Berichterstattung in den Zeitungen "New York Times" und "New Yorker" seien die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen worden für "lang unterdrückte Vorwürfe über Nötigung, Gewalt und erzwungenem Schweigen der Opfer". Die Folge sei eine "weltweite Abrechnung mit dem sexuellen Missbrauch von Frauen" gewesen.

"Moment der Abrechnung"

Er sei dankbar für "jede mutige Quelle" und die Unterstützung des "New Yorker", als andere die Geschichte "begraben" wollten, twitterte Gewinner Farrow kurz nach Verkündung der Preisträger. "Dieser Moment wird als Abrechnung bezeichnet, aber wir haben erst angefangen, die Wahrheit über alten Machtmissbrauch zu sagen." Der TV-Sender NBC hatte Farrows Geschichte über Weinstein abgelehnt und war beschuldigt worden, Berichterstattung über sexuelle Übergriffe unterdrücken zu wollen.

In einer weiteren der 14 journalistischen Pulitzer-Kategorien wurde die "New York Times" mit der "Washington Post" in der Sparte "National" für deren Berichterstattung zur russischen Einflussnahme im US-Wahlkampf und Verbindungen zum damaligen Kandidaten Donald Trump ausgezeichnet. An die Nachrichtenagentur Reuters ging der Preis in der Kategorie internationale Berichterstattung: Die Reuters-Journalisten hatten Verbindungen zwischen dem philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte und Hinrichtungskommandos der Polizei aufgedeckt. Zudem erhielt die Agentur einen Preis für die Fotoberichterstattung über die Rohingya-Flüchtlingskrise in Myanmar.

Bildergalerie Jahresrückblick 2017 International (Foto: Reuters/D. Siddiqui)
Ergreifende Fotoberichterstattung: Diese Rohingya hat nach ihrer gefährlichen Flucht Bangladesch erreichtBild: Reuters/D. Siddiqui

"Umgangssprachliche Authentizität"

Neben den journalistischen Kategorien gibt es sieben Sparten für die Bereiche Literatur, Musik und Theater, die eher ein Schattendasein führen. In diesem Jahr aber zieht Gewinner Kendrick Lamar sie ins Rampenlicht. Für sein 2017 viertes veröffentlichtes Soloalbum "Damn" erhielt der US-Rapper die renommierte Ehrung. Damit ist Lamar der erste Rapper, der den Preis erhält, und der erste Musiker, der nicht aus der Klassik oder dem Jazz kommt. Das Album sei eine "virtuose Liedersammlung, vereint von seiner umgangssprachlichen Authentizität und rhythmischen Dynamik", sagte Jury-Mitglied Canedy. Es biete "eindringliche Momentaufnahmen, die die Komplexität des modernen afro-amerikanischen Lebens einfangen".

USA Cover von Kendrick Lamar "Damn."  (Foto: picture alliance/AP Photo/Interscope Records)
Rap statt Jazz: Auszeichnung für Kendrick Lamar mit seinem aktuellen Soloalbum Bild: picture alliance/AP Photo/Interscope Records

Der 1987 in Kalifornien geborene Lamar gilt als einer der derzeit bedeutendsten und erfolgreichsten Rapper. Er hat unter anderem auch schon mehrere Grammys gewonnen.

Der Preis für den besten Roman ging an Andrew Sean Greer für sein Buch "Less", als bestes Theaterstück wurde Martyna Majoks "Cost of Living" ausgezeichnet. Die Pulitzer-Preise wurden in diesem Jahr zum 102. Mal vergeben. Die Gewinner bekommen eine Urkunde und 10.000 Dollar (etwa 8900 Euro) bei einem festlichen Mittagessen in einigen Wochen.

sam/qu (AFP, APE, dpa, rtr)