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Tweets über Leben im Krieg

Andrea Nierhoff/ cb13. August 2014

Eine junge Palästinenserin aus Gaza ist mit Tweets über ihr Leben im Kriegsgebiet berühmt geworden. Farah Baker sagt, sie möchte der Welt die Wahrheit über die Kämpfe zwischen Israel und der Hamas zeigen.

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Farah Baker hält ein Schild hoch, auf dem sie ein Ende der Gewalt in Gaza fordert. (Foto: Twitter/Farah_Gazan)
"Ich bin Farah Baker, ein Mädchen aus Gaza, 16 Jahre alt. Seit ich geboren wurde, habe ich drei Kriege überlebt und ich denke, es reicht. #SaveGaza"Bild: Twitter/Farah_Gazan

Mitten im Kriegsgebiet ist das Handy die einzige Waffe der 16-jährigen Farah Baker. Die Jugendliche, die unter dem Namen @Farah_Gazan twittert, ist mit ihren lebensnahen Tweets und Videos von den Kämpfen im Gazastreifen berühmt geworden.

Baker sagt, sie ist in sozialen Netzwerken aktiv, weil sie an der scheinbar hoffnungslosen Situation etwas ändern möchte. "Ich habe angefangen über den Krieg zu twittern, weil ich nicht zuschauen konnte, wie unschuldige Menschen getötet werden", so Baker. "Indem ich der Welt zeige, was in Gaza passiert, kann ich helfen."

Die 16-Jährige glaubt zwar, dass die westlichen Medien parteiisch pro-Israel berichten, aber die reine Menge an Berichten über den aktuellen Konflikt in dem nur 360 Quadratkilometer großen Landstreifen - was in etwa der Fläche der norddeutschen 550.000-Einwohner-Stadt Bremen entspricht - macht ihr Mut: "Ich habe nicht erwartet, dass es die Medien so sehr kümmert, was in Gaza passiert. Ich habe schon zwei Kriege erlebt, als ich jünger war, also hat mich die Aufmerksamkeit überrascht."

Und ihre Twitter-Follower kümmert es offensichtlich auch, was sie twittert. Jeden Morgen, so Baker, bringen die Reaktionen aus dem Internet sie zum Lächeln.

"Ich könnte jeden Moment sterben"

Die Jugendliche begann 2012 einen Blog zu führen und zu twittern und hat seitdem mehr als 193.000 Follower bei dem Kurznachrichtendienst angesammelt. Fast 30.000 von ihnen sind allein in den letzten drei Tagen dazugekommen. Baker, die hauptsächlich auf Englisch twittert, sagt, sie sei völlig überrascht von ihrer plötzlichen Berühmtheit, die hauptsächlich auf Anerkennung aus dem Ausland beruht.

"Ich wusste, dass ich ein bisschen berühmt werden würde, aber nicht so sehr", sagt sie. "Viele Menschen haben mir gesagt, dass sie nicht wussten, dass das hier in Gaza passiert. Also bin ich froh, dass ich ihnen die Wahrheit zeigen kann."

Zwischen Videos von Raketenexplosionen, die den Nachthimmel über Gaza erhellen, und den manchmal brutalen Fotos von den Folgen einer Bombenexplosion finden sich auch die typischen Gedanken einer 16-Jährigen. Auf einem Foto sieht man die Jugendliche mit den blauen Augen wie sie in die Kamera lächelt und ihr frisch geglättetes Haar präsentiert.

Aber alltägliche Momente wie diese sind schnell vergessen im Krieg. Die Nacht des 29 Juli war für Baker der bisher schlimmste Moment. "Sie haben meine Gegend bombardiert und der Strom war ausgefallen, also war das einzige Licht, was sehen konnten, das von Explosionen", erzählt die 16-Jährige. "Die einzigen Geräusche, die wir hörten, waren Krankenwagen und schreiende Menschen, Feuerwehrwagen, Bomben und aufschlagende Raketen. Die Bomben waren so massiv, dass ich dachte, ich könnte jeden Moment sterben."

Ihr Tweet "Das ist in meiner Gegend. Ich kann nicht aufhören zu weinen. Vielleicht sterbe ich heute Nacht", wurde auf der ganzen Welt mehr als 17.000 Mal geteilt.

Auch ihr Tweet darüber, dass sie ihr normales Leben vermisst, berührte tausende ihrer Follower.

Hoffnung auf Frieden

Kurz vor dem Ende des von Ägypten verhandelten Waffenstillstands sagt Baker, sie ist unsicher, wie es mit ihrem Zuhause weitergehen wird - besonders, weil sie Anzeichen dafür gehört hat, dass das Kämpfen schon wieder weitergeht.

"Sie [Israel] haben am frühen Morgen bombardiert", erzählt Baker. "Ich habe geschlafen, als es mich plötzlich aufgeweckt hat. Es war schlimm für mich, das zu hören. Ich war so wütend, weil sie den Waffenstillstand gebrochen und vielen Leuten erzählt haben, Hamas hätte die Waffenruhe zuerst gebrochen, aber das stimmt nicht."

"Israel will nicht, dass wir in Frieden leben", glaubt die 16-Jährige. "[Aber] ich denke, wenn die arabischen Länder und viele andere Länder helfen, könnten wir eine Lösung finden. Warum nicht?"