Weniger Drogen bei Jugendlichen
29. Mai 2013Deutschland kommt voran im Kampf gegen Drogenabhängigkeit. Das ist eine der Erkenntnisse des neuen Drogen- und Suchtberichtes der Bundesregierung. Das zeige sich besonders bei den Jugendlichen, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans. "Wir verfügen in Deutschland über gute Präventionsangebote", erklärte die FDP-Politikerin bei der Vorstellung des letzten derartigen Berichtes in der laufenden Legislaturperiode.
Die Gesamtzahl der Drogentoten sank mit 944 im Jahr 2012 auf den niedrigsten Stand seit 35 Jahren. "Es gibt jedoch noch besonderen Handlungsbedarf bei den Risikogruppen", hob Dyckmans hervor. Deswegen sollen künftig Arbeitsvermittler ein besonderes Augenmerk auf potenziellen Drogenmissbrauch bei Arbeitslosen haben. "Wenn ein Arbeitnehmer ständig entlassen wird, dann kann man auch mal auf die Idee kommen, dass er ein Problem hat." Arbeitslosigkeit fördert nach Ansicht der Drogenbeauftragten die Suchtneigung.
Auch der generelle Drogenkonsum in Deutschland ist dem Bericht nach rückgängig. Dyckmans legte Zahlen vor, wonach der Anteil derer die regelmäßig Alkohol konsumieren bei den 12- bis 17-Jährigen innerhalb zehn Jahren von 17,9 auf 14,2 Prozent zurückgegangen ist. Der Tabakkonsum bei Jugendlichen hat sich in diesem Zeitraum mehr als halbiert (27,5 auf 11,7 Prozent) und ähnlich stark hat auch der Genuss von Cannabis an Attraktivität verloren (von 9,2 auf 4,6 Prozent).
Twenties trinken zu viel
Sorgen bereiten der Drogenbeauftragten dennoch der riskante Konsum von Alkohol bei jungen Erwachsenen. In der Altersgruppe der 18 bis 29-Jährigen berauschen sich etwa ein Drittel der Frauen und fast die Hälfte der Männer in bedenklichem Ausmaß, das heißt sie trinken fünf oder mehr Gläser Alkohol hintereinander.
Die meisten Krankenhauseinweisungen aufgrund von Alkohol erfolgten im Saarland (457,4 pro 100.000 Einwohner) und Bayern (429,8). Am vernünftigsten verhalten nach dem Bericht die Bürger in Hamburg (132) und ausgerechnet in der Partymetropole Berlin (140,3).
Crystal Meth noch kein bundesweites Problem
Im Gegensatz zu den eher dezidierten Warnungen des Bundeskriminalamts vor einer steigenden Verbreitung und Gefahr durch neuartige Designerdrogen, wie Crystal Meth, äußerte sich Dyckmans diesbezüglich eher zurückhaltend. "Ich spreche auch mit den Drogenbeauftragten in Städten wie Hamburg, Frankfurt, Berlin, wo solche Trends vorwiegend auftreten, und hier wird mir gesagt, dass Crystal noch kein Problem der Konsumenten ist."
Man beobachte aber die Situation und sei sich bewusst, dass es insbesondere in den Grenzgebieten zu Tschechien - dort wird die synthetische Droge mutmaßlich verstärkt produziert - ein großes Problem sei. Dort gebe es mehr Sicherstellungen derartiger Drogen und auch mehr Erstkonsumenten. "Wir halten aber nichts davon, jetzt mit einer flächendeckenden Präventionskampagne, eine Anregung zu geben, das jetzt auch mal auszuprobieren."
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung verwies darauf, dass 25 neue Substanzen dem Betäubungsmittelgesetz unterstellt werden sollen. Nach den Erkenntnissen einer Studie, die die Bundesregierung in Auftrag gegeben hat, charakterisierte Dyckmans die Konsumenten von Designerdrogen als "keine neuen Gruppen, die sich dieser Substanzen annehmen, sondern Menschen, die bereits illegale Drogen konsumieren und riskant neue Dinge ausprobieren".
Herausforderung Online-Sucht
Für die Drogenbeauftrage stellt Internetabhängigkeit ein neues ernstzunehmendes Aufgabenfeld der Drogenpolitik dar. Es geht ihr dabei um Menschen, die über der Online-Nutzung die Kontrolle über ihr tägliches Leben verlieren, in Ausbildung und Schule absacken oder ihre Hygiene vernachlässigen.
Nach einer Untersuchung von 2011 geht Dyckmans davon aus, dass etwa 560.000 Menschen in Deutschland als internetabhängig und zweieinhalb Millionen als problematische User gelten. Danach gibt es in der am meisten gefährdeten Altersgruppe der 25 bis 44-Jährigen 0,8 Prozent abhängige beziehungsweise 3,8 Prozent problematische Internetnutzer. Für den Sommer kündigte die Drogenbeauftragte neue Zahlen über Online-Sucht in Deutschland an.