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Junge Ghanaer engagieren sich gegen Auswanderung

Isaac Kaledzi/ Theresa Krinninger30. April 2015

Viele junge Ghanaer wollen nach Europa - und oft endet ihre Reise tödlich. Rückkehrer, denen die Flucht misslang, wollen nun andere vom Auswandern abhalten. Mit begrenztem Erfolg.

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Flüchtling aus Ghana Foto: AP Photo/Giorgos Moutafis
Ein Drama, das aufhören muss: Flüchtling aus Ghana an der libysch-tunesischen Grenze

"Fast habe ich es bis nach Spanien geschafft", erzählt Earnest Lawey in einem Video, das junge Ghanaer davon abhalten soll, es ihm gleich zu tun. Er war bereits auf der Überfahrt, als sein Boot von der Küstenwache gesichtet und an die libysche Küste zurückgebracht wurde. "Ich war ihnen dankbar, sie gaben uns Essen - wir beteten sogar, dass sie uns zurückbringen", schildert er.

Obwohl Ghana eines der stabileren Länder Afrikas ist, eine relativ solide Wirtschaft und friedliche Machtwechsel vorzeigen kann, wollen viele Ghanaer auswandern. Laut P.P.D. Asima, einem hochrangigen Mitarbeiter der Einwanderungsbehörde in Ghana, verlassen junge Menschen hauptsächlich aufgrund wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit das Land.

Der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge sind die nächstgelegenen Zielländer die Elfenbeinküste und Nigeria. In Europa sind Großbritannien mit rund 97.000 Einwanderern, Italien mit knapp 50.000 und Deutschland mit etwa 34.000 die beliebtesten Ziele ghanaischer Migranten. Viele schaffen es aber erst gar nicht dorthin.

Verführerische Aussichten

"Zu Schulzeiten war ich begeistert von der Idee, ins Ausland zu gehen", sagt der 35-jährige Ghanaer Eric Opoku Ware. Auch ihm misslang die Flucht. Die Eltern einiger seiner Schulkameraden lebten im Ausland. "Ich sah, wie sie mit schönen Dingen zurückkamen. Das lockte mich", erzählt Eric der DW. "Eines Tages wollte ich es auch dorthin schaffen." Doch dazu fehlte Eric das Netzwerk und die Unterstützung seiner Familie.

Er beantragte Visa, aber blieb auch nach mehreren Versuchen erfolglos. Also entschied er sich im Jahr 2000 für den illegalen, den unbekannten Weg. Ein Fehler, denkt er heute: "Die Reise ist sehr gefährlich. Eigentlich wollte ich umkehren, aber ich habe mich eben entschieden." Auf dem Weg durch die Sahara habe er kein Essen gehabt; selbst genügend Wasser zu bekommen, sei schwierig gewesen. "Wir tranken unseren eigenen Urin - wir brauchten die Flüssigkeit", erzählt Eric.

Eric Opoku Ware erzählt einem DW-Korrespondenten seine Geschichte Photo: Isaac Kaledzi
Eric Opoku Ware (l.) möchte verhindern, dass mehr junge Menschen sterbenBild: DW

Earnest Lawey berichtet ähnliches. Seine Reise führte auf beladenen Lastwagen von Bawku im Nordosten Ghanas nach Gabun. Er erinnert sich an einen Mann, den alle 'Chef' nannten und der in Gabun die Koordination übernommen habe. Alle, die nach Libyen wollten, waren unter seiner Aufsicht. "Wir mussten ihm Geld geben, um auf die Weiterreise warten zu können, und nochmals, um weiterzufahren. Wir wurden schubweise losgeschickt", berichtet Earnest.

Zurück in Ghana begannen beide ein neues Leben. Eric meint, dass für viele Rückkehrer wie ihn das Leben vor der Flucht besser gewesen sei. Ihm sei klar geworden, dass es ein Fehler gewesen sei, zu gehen. Heute ist er davon überzeugt, auch in Ghana ein gutes Leben führen zu können.

Mehr Aufklärung

Nun versuchen Earnest und Eric andere junge Ghanaer davon abzuhalten, den gleichen Fehler zu machen. Zusammen mit anderen Rückkehrern haben sie in Zusammenarbeit mit der ghanaischen Einwanderungsbehörde den Kurzfilm "The Dangerous Danger" ("Die gefährliche Gefahr") produziert, ein Aufklärungsvideo, das an zahlreichen Orten in Ghana gezeigt wurde. Erzählt wird die Geschichte junger Männer aus Ghana, darunter auch Earnest, die in die Falle von Menschenschmugglern, Küstenwachen oder Banden geraten. Die Reportage soll zeigen, dass es sich nicht lohnt, illegal auszuwandern. Opoku Ware ist hoffnungsvoll, dass die Initiative das Leben vieler Ghanaer verändert.

John Kwakye vom Institute for Economic Affairs in Ghanas Hauptstadt Accra wirft der Regierung vor, zu wenig dafür zu tun, Menschen von der illegalen Auswanderung abzuhalten. Außenministerin Hanna Tetteh entgegnet jedoch, die Regierung tue ihr Bestes. Behörden würden nun vermehrt auf Beratung setzen und vor den Gefahren warnen. Seit 2006 soll ein Migrations-Informationsbüro, ein Service der ghanaischen Immigrationsbehörde, Informationen zum Thema verbreiten. Ghanaer, die planen, auszuwandern, sollen so fundierte Entscheidungen treffen können.

Junge Ghanaer mit einer Mitarbeiterin der ghanaischen Einwanderungsbehörde Photo: Isaac Kaledzi
Unterstützt von der Regierung: Eric Appiah und Eric Opoku WareBild: DW

Fehlendes Bewusstsein

Eric reicht das aber noch nicht: "Für mich ist die illegale Migration genauso tödlich wie Malaria, Verkehrsunfälle oder Ebola", sagt er. Migration müsse deshalb ganz oben auf die Agenda. "Die Menschen sind sich einfach nicht darüber im Klaren, auf was sie sich einlassen", sagt er.

Auch die Film-Kampagne kann nicht alle überzeugen. Viele möchten immer noch weg: "Ich will auswandern, besonders in die entwickelten Länder, dort ist das Gras grüner", sagt ein junger Mann auf einer Infoveranstaltung der Jugendbehörde in Accra. Ein anderer argumentiert: "Ich habe viele Freunde, die aus dem Ausland zurückkommen und Häuser bauen, aber ich bin hier und habe nichts zu tun. Bald bin ich tot, dann werden sie mich begraben - und das war es dann. Wenn ich die Chance bekomme, dann gehe ich."

Die ghanaische Jugendbehörde unterstützt Eric und seine gemeinnützige Netzwerkorganisation 'AfricanHustlers' - zu Deutsch "afrikanische Gauner" - unterdessen dabei, solche Ansichten zu ändern.