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Kabellose Zukunft für Afrika

Steffen Leidel, zurzeit in Tunis20. November 2005

Die Zahlen sprechen nach wie vor eine deutliche Sprache. Afrika liegt in Sachen Informationstechnologie im Rückstand. Doch die Aufholjagd hat begonnen. Welche Technologien haben das größte Potenzial auf dem Kontinent?

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76 Millionen Afrikaner sind mobil erreichbarBild: dpa

Julius Mucunguzi ist enttäuscht. Der Journalist aus Uganda ist mit großen Erwartungen zum Weltinformationsgipfel nach Tunis gekommen. Dort präsentieren sich die meisten afrikanischen Länder an aufwändig dekorierten Informationsständen. Nicht so das Heimatland von Julius. "Die Regierung von Uganda hat das Thema Informationstechnologie nicht auf die nationale Agenda gesetzt. Unser Auftritt hier lässt zu wünschen übrig.“ Weder der Präsident noch der Premierminister seien gekommen, empört sich Julius.

Auch wenn in seinem Land die Privatisierung im Telekommunikationssektor fortgeschritten ist, die althergebrachten strukturellen Probleme sind geblieben. „Es gibt immer noch eine starke Monopolisierung, die Kosten für einen Internetzugang oder für einen Computer sind sehr hoch. Ich kann mir auch keinen eigenen Internetzugang leisten, sondern komme nur in meinem Büro oder in einem Internetcafe ins Netz“, erzählt Julius.

Lukrativer Handy-Markt

Dennoch: Von Stillstand auf dem afrikanischen Telekommunikationsmarkt kann keine Rede sein. Afrika ist derzeit der am schnellsten wachsende Mobilfunkmarkt der Welt. Die Zahl der Handy-Nutzer stieg auf rund 76 Millionen, zum Vergleich: Nur 25 Millionen Menschen haben in Afrika einen Festnetzanschluss. Großes Wachstumspotenzial sieht auch der Technologiekonzern Hewlett Packard (HP) in Afrika. HP sei führend beim Verkauf von Laptops und PCs auf dem Kontinent, sagt Olivier Suinat, Geschäftsführer von HP Afrika. Man investiere dort langfristig. "Wir konnten bei unseren Geschäften in den vergangenen Jahren im Schnitt um 25 Prozent zulegen. Das liegt deutlich über dem Wachstum in Europa.“ Raten von über 25 Prozent finde man sonst eigentlich vor allem auf den Märkten in Russland, China oder Indien.

Mobiltelefonwerbung in Addis Abeba, Äthiopien, Afrika
Mobiltelefon-Werbung in ÄthiopienBild: AP

Afrika könne von Informationstechnologien profitieren, sagt Suinat. Computer und Mobilfunktelefone alleine könnten die Problem des Kontinents jedoch nicht lösen. "Die größte Herausforderung ist es, die Schlüsselinfrastruktur zu verbessern. Das hat mit Informationstechnologie nichts zu tun. Es geht darum, gute Straßen zu bauen, auf denen Güter frei zirkulieren können, wichtig ist auch, dass Strom da ist, wann immer man ihn braucht. Es darf nicht sein, dass die Bevölkerung mit Generatoren Strom erzeugt“, so der Afrika-Chef von HP.

Glasfaserkabel nur noch zweiter Wahl

Was die Überwindung der digitalen Spaltung betrifft, gibt sich Suinat optimistisch.

Großes Potenzial sieht er in der neuartigen so genannten WIMAX Technologie. Sie ermöglicht die drahtlose Übermittlung von Daten über Distanzen von bis zu 50 Kilometern. "Es ist ja relativ einfach, Glasfaserkabel zwischen Städten zu verlegen, das Problem bleibt die so genannte letzte Meile. Wie schafft man es, Häuser oder Büros anzuschließen, ohne Glasfaserkabel zu verlegen? Die Antwort ist Wimax“, so Suinat. „Das ist die nächste Generation. Sie erlaubt es, Filme oder Musik zu übertragen, gewährleistet aber eben auch die für die Kommunikation nötige Übermittlung von Daten.“

Noch steckt diese Technologie in den Kinderschuhen und muss sich bewähren. Doch die Vorstellung, dass eines Tages ein dichtes Glasfasernetz Afrika überspannt, wird immer unwahrscheinlicher, da zu teuer. Die Zukunft des Kontinents liegt vor allem in der drahtlosen Kommunikation. Mobil sein ist auch in Julius Heimatland Uganda angesagt. Dem jungen Journalisten erleichtert das Handy den Kontakt mit seiner Familie. Per SMS schickt er regelmäßig Grüße vom Weltgipfel in sein abgelegenes Heimatdorf.