Deutsche Entwicklungshelferin verschleppt
17. August 2015In Afghanistan ist eine deutsche Entwicklungshelferin auf offener Straße gekidnappt worden. Die Frau wurde im Stadtteil Kala-e-Fatullah von bewaffneten Männern aus ihrem Auto gerissen und verschleppt, wie die Polizei in Kabul bestätigte. Aus afghanischen Regierungskreisen hieß es, die Frau arbeite für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Im Viertel Kala-e-Fatullah hat die GIZ ihr Büro. Zunächst bekannte sich niemand zu der Entführung. Das Auswärtiges Amt und auch die GIZ selbst wollten den Fall bislang nicht kommentieren. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es lediglich, man bemühe sich um schnellstmögliche Aufklärung.
Auch Faraidon Obaid von den afghanischen Ermittlungsbehörden äußerte sich im Gespräch mit der Deutschen Welle zurückhaltend. Er bestätigte zwar die Entführung eines ausländischen Staatsbürgers, wollte zu dessen Nationalität aber keine Aussage machen.
Nach Informationen des ARD-Korrespondenten Jürgen Webermann verschärfen ausländische Organisationen ihre Sicherheitsbestimmungen:
Geiselnahmen und Anschläge häufen sich
GIZ-Mitarbeiter, die anonym bleiben wollten, sagten der dpa, die Organisation habe Drohungen von Unbekannten erhalten und Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Nicht dringend notwendiges Personal sei in Urlaub geschickt worden. Seit vergangener Woche arbeiteten die restlichen Mitarbeiter von zu Hause aus.
Erst im Mai war ein Bundesbürger, der für die GIZ arbeitete, im Norden des Landes von den radikal-islamischen Taliban verschleppt worden. Dem Mann gelang nach etwa sechs Wochen in Geiselhaft die Flucht. Im Juni wurde dann die niederländische Entwicklungshelferin Anja de Beer in Kabul gekidnappt. Bislang fehlt von ihr jede Spur. Seit dem Ende der NATO-Kampfmission am Hindukusch Ende 2014 haben Gewalt und Unsicherheit in Afghanistan weiter zugenommen. Selbst in der lange als relativ sicher geltenden Hauptstadt Kabul häufen sich Geiselnahmen und Anschläge.
Nur noch 20 deutsche Entwicklungshelfer am Hindukusch
In Afghanistan halten sich nach Angaben der Bundesregierung derzeit nur noch etwa 20 deutsche Entwicklungshelfer auf. Vor einigen Monaten waren es noch rund 200. Außerdem sind etwa 1700 Einheimische für deutsche Entwicklungsorganisationen tätig.
Trotz der neue Entführung will die Bundesregierung die Entwicklungshilfe für Afghanistan fortsetzen. "Unsere Entwicklungszusammenarbeit geht weiter", sagte eine Sprecherin. Seit dem Sturz der Taliban 2001 flossen aus Deutschland bereits etwa drei Milliarden Euro an Entwicklungshilfe nach Afghanistan.
sti/uh (dpa, epd)