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Erfindungsreichtum beim Wassersparen

Fabian Schmidt26. Mai 2015

Landwirte verbrauchen 80 Prozent des Wassers in Kalifornien. Sie müssen also während der Dürre besonders viel einsparen. Aber auch die Städter sind gefordert: Sie sollen ein Viertel weniger verbrauchen.

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Tröpfchenbewässerung (Foto: Joby Elliott / CC BY 2.0)
Nächtliche Tröpfchenbewässerung verbaucht nur etwa ein Drittel normaler Beregnungsanlagen, die tags wässern.Bild: Joby Elliott / CC BY 2.0

Viele Landwirte in Kalifornien haben schon vor Jahren angefangen, ihre Produktion so umzustellen, dass sie mit weniger Wasser auskommen: Winzer nutzen Spektrometer, um den Feuchtigkeitsgehalt der Rebenblätter zu ermitteln und so das Wasser zielgerichteter zu den Pflanzungen zu bringen, die es wirklich nötig haben.

Andere Bauern nutzen unterirdische Feuchtigkeitssensoren, Verbrauchsmessgeräte und computergesteuerte Bewässerungstechnik, um den Wasserverbrauch optimal zu steuern. Computermodelle und aktuelle Wetterdaten liefern einen besseren Überblick über den Wasserbedarf und -verbrauch auf den Feldern. Alleine dadurch, dass die Farmer so präziser planen können, wie viel Wasser sie wo einsetzen, können sie unnötige Verluste fast komplett vermeiden und Einsparungen von über einem Viertel erzielen.

Hinzu kommen innovative Bewässerungstechniken für Obstbäume und andere Nutzpflanzen: Durch sparsame Beneblungstechnik oder auch erdnah verlegte Tröpfchenbewässerung lässt sich - im Vergleich zu herkömmlichen großen Beregnungsanlagen - sogar bis zu einem Drittel des benötigten Wassers einsparen. Ein erwünschter Nebeneffekt: Weil weniger Wasser vom Feld wegfließt, wird auch weniger wertvoller Boden ausgewaschen. Zuletzt verzichten viele Farmer auf Pflanzen, die als Wasserschlucker bekannt sind - wie etwa Mandelbäume.

Bei Soledad in Kalifornien wird ein Feld mit Spriklern bewässert. (Foto: Fabian Schmidt)
Ohne Bewässerung geht es nicht. Einige Landwirte bauen jetzt ihre eigenen Wasseraufbereitungsanlagen.Bild: Fabian Schmidt

Die eigene Aufbereitungsanlage

Neben Sparsamkeit setzen viele Bauern auf Ressourcenunabhängigkeit: Die Nachfrage kalifornischer Landwirte nach Schmutzwasser-Wiederaufbereitungsanlagen sei in den letzten Monaten drastisch gestiegen, berichten Hersteller verschiedener Systeme. Einfachere Lösungen zielen nicht immer auf die Produktion in Trinkwasserqualität, sondern begnügen sich auch mit Entsalzungstechniken. So lässt sich Grundwasser mit brackigen Bestandteilen oder auch Schmutzwasser vom eigenen Hof für die Landwirtschaft wieder nutzbar machen.

Aufwendigere Systeme, wie etwa ein Wasseraufbereitungssystem der Bostoner Firma Cambrian, sind sogar gut genug, um aus dem eigenen Schmutzwasser wieder neues Trinkwasser zu machen. Die Lagunitas-Brauerei in Petaluma konnte so ihren Wasserverbrauch um 50 Prozent senken.

Erfolge auch in den Städten und Gemeinden

Dass sparen auch in den Städten funktioniert, zeigt sich an der Statistik: Etwa 424 Liter Wasser hat der Durchschnitts-Einwohner in Kalifornien zwischen Juni 2014 und Februar 2015 pro Tag verbraucht - das ist deutlich weniger als die 576 Liter, die das gemeinnützige Pacific Institute noch als Pro-Kopf-Verbrauch für das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts geschätzt hatte. Und die Bewohner der Bay Area - des erweiterten Einzugsbereichs von San Francisco, Oakland und San Jose - haben in der letzten Zeit sogar nur noch 304 Liter pro Kopf und Tag verbraucht.

Möglich wurde das nicht nur durch wassersparende Duschköpfe und Wasserhähne sowie neuere Waschmaschinen, sondern vor allem durch einen sorgsameren Umgang mit Wasser im Garten.

Trockenresistente Pflanzen, wie etwa einheimischer Sukkulenten-Arten, Palmen, Kakteen und Geranien brauchen nämlich eigentlich nicht viel Wasser. Ihnen reicht oft das, was sie an nächtlichem Niederschlag in Form von Tau, den gelegentlichen sporadischen Regenschauern und durch den Frühnebel, der Tag für Tag über die Vorgebirge vom Pazifik hereinzieht, bekommen.

In einem Restaurant in Pacifica bei San Francisco werden Gäste darauf hingewiesen, dass Leitungswasser nur auf Wunsch serviert wird. Traditionell gehört ein kostenloses Glas Leitungswasser den meisten Restaurants in den USA zum Essen dazu. (Foto: Fabian Schmidt)
In den USA gehört ein kostenloses Glas Leitungswasser zum Guten Ton - ab jetzt gibt's das nur noch nach Aufforderung.Bild: Fabian Schmidt

Wässern nur noch zweimal die Woche

Und so fällt es vielen Bürgern eben doch nicht so schwer, mit dem Bündel an Maßnahmen zu leben, mit denen etwa die Stadt San Jose Wassereinsparungen von 30 Prozent erreichen und damit ihren Teil zum kalifornischen Gesamtsparziel von 25 Prozent beisteuern will.

So ist es ab sofort verboten, Autos privat zu waschen - also ab in die Waschanlage, wo das Wasser recycelt wird. Bis auf weiteres dürfen Swimming Pools nicht mehr nachgefüllt werden und zwischen Mai und Oktober dürfen keine neuen Rasenflächen gepflanzt werden, weil sie in der Wachstumsphase mehr Wasser brauchen. Die Ausnahme: Das Pflanzen von Rasen ist erlaubt, wenn die Pflanzen mit sparsamer Tröpfchenbewässerung feucht gehalten werden oder mit einer Gießkanne gewässert werden.

Automatische Sprinkleranlagen dürfen nur noch zweimal pro Woche betrieben werden und nur nach Sonnenuntergang, weil sonst das Wasser schnell ungenutzt verdunstet. Wer wann wässern darf, hängt von der Hausnummer ab: Gerade Nummer dürfen nur dienstags und freitags wässern, ungerade nur montags und donnerstags. Für Golfplätze gelten großzügigere Regeln.

Eine Eidechse ruht sich zwischen trockenresistenten Blumen auf einem Stein in Soledad/ Kalifornien aus. (Foto: Fabian Schmidt)
Auch ein Steingarten kann schön sein. Diese weißen Blümchen und viele heimische Arten kommen ohne Wässern aus.Bild: Fabian Schmidt

Auch Rasen kann sparsam sein

Einige Rasenhändler schwenken angesichts der neuen Regeln schon auf Kunstrasen aus Plastik um. Manche Eigenheimbesitzer pflügen ihre Rasenflächen um und pflanzen einheimische, trockenresistente Pflanzen. Aber auch für Liebhaber gepflegter Rasenflächen gibt es in Zeiten der Wassersparsamkeit einen Hoffnungsschimmer: Ein Rasenzüchter bei Gilroy beweist, dass sich beides nicht ausschließen muss: Er hat eine sparsame unterirdische Tröpfchenbewässerung, etwa 20 Zentimeter unter der Rasenfläche, installiert. Durch ein Fließ wird das Wasser aufgesogen und am Ort gehalten. Das ist zwar doppelt so teuer wie eine herkömmliche Sprinkleranlage, aber so gelingt es, den Verbrauch um 70 Prozent zu senken.

Eine noch bessere, wenn auch nicht so elegante Lösung, sind heimische Gräser, die allerdings nicht so häufig gemäht werden dürfen. Was dabei entsteht, ähnelt dann zwar mehr einer Wiese und wäre auch sicher nicht für einen Golfplatz geeignet - sieht aber immer noch ganz ansehnlich aus.