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Michael Ballhaus - das fliegende Auge Hollywoods

Margit Eberlein/Jochen Kürten5. August 2015

Er hat mit Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola und Wolfgang Petersen zusammengearbeitet. Michael Ballhaus ist einer der besten Kameramänner der Welt. Nun wurde er 80 Jahre alt.

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Michael Ballhaus(Foto: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger)
Bild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger

Seine 360-Grad-Fahrten haben Michael Ballhaus berühmt gemacht. Sie bescherten ihm in Hollywood den Spitznamen "Das fliegende Auge". Er inszenierte Stars wie Michelle Pfeiffer in "Die fabelhaften Baker Boys" oder Daniel Day-Lewis in "Gangs of New York". Mehr als 50 Jahre stand Michael Ballhaus hinter der Kamera.

Angefangen hat der gebürtige Berliner beim Fernsehen in Baden-Baden. Seine Entscheidung, Kameramann zu werden, trifft er nach dem Besuch auf seinem ersten Filmset. Es sind die Dreharbeiten zu "Lola Montez" unter der Regie von Max Ophüls. Der Regisseur ist mit seinen Eltern befreundet, die beide Schauspieler sind. Michael Ballhaus macht eine Ausbildung als Fotograf und arbeitet dann als Kameraassistent.

Erste Kinofilme mit Rainer Werner Fassbinder

Entscheidend für den jungen Kameramann wird sein Zusammentreffen mit dem Regisseur Rainer Werner Fassbinder Ende der 60er-Jahre. 16 Filme realisieren die beiden zusammen. Filme wie "Martha" oder "Faustrecht der Freiheit" geben dem jungen Kameramann Gelegenheit, sich auszuprobieren und zu experimentieren. Mit "Die Ehe der Maria Braun" gelingt ihnen 1979 ein Welterfolg. Es ist gleichzeitig die letzte Zusammenarbeit zwischen Michael Ballhaus und Rainer Werner Fassbinder.

Immer mit dabei bei den Dreharbeiten ist seine Frau Helga, selbst Schauspielerin und Filmausstatterin, und die beiden Söhne des Paares. Der jüngere, Florian Ballhaus, erinnert sich noch gut: "Wir sind eigentlich an Filmsets aufgewachsen. Mein Bruder und ich, wir waren beide eigentlich immer an Filmsets. Wir haben sehr viel Zeit an Fassbinder-Sets zugebracht. Und wir hatten einen Film bei uns im Haus gedreht sogar. Da habe ich meine Osterferien zugebracht, in 'Chinesisches Roulette'. Und das war eine sehr interessante Erfahrung für einen neunjährigen Jungen."

Als kreatives Team mit Martin Scorsese in Hollywood

Durch den Erfolg der Fassbinder-Filme hat sich Michael Ballhaus auch in Amerika einen Namen machen können. Anfang der 80er-Jahre zieht er mit der Familie nach Los Angeles. Ähnlich wie vorher mit Rainer Werner Fassbinder, findet er in Martin Scorsese einen Regiseur, mit dem er ein äußerst kreatives Team bildet. Sieben Filme drehen die beiden zusammen - darunter "Good Fellas", "Gangs of New York" und "Departed".

In Hollywood arbeitet Michael Ballhaus meist als "Director of Photography". Das heißt, er sitzt nicht mehr selbst hinter der Kamera, sondern dirigiert ein Team. Er sorgt dafür, dass die Ideen und Visionen, die ein Regisseur hat, umgesetzt werden. Und er ist bekannt für seine gute Laune am Set.

Ein geduldiger Lehrer für seine Söhne Sebastian und Florian Ballhaus

Auch in Amerika hat Michael Ballhaus seine Söhne mit zu den Dreharbeiten genommen. Das hatte Konsequenzen: Beide arbeiten heute beim Film. Sebastian in der Produktion, Florian, der jüngere, ist ebenfalls ein erfolgreicher Kameramann in Hollywood geworden: "Das Lustige ist: Man glaubt anfangs immer nicht, dass man soviel von seinem eigenen Vater lernen kann. Ich habe das erst sehr viel später gemerkt, nachdem ich selber angefangen habe, zu drehen."

Seit 2007 lebt Michael Ballhaus wieder in seiner Geburtsstadt Berlin. Er hat sein Wissen und seine Erfahrung seitdem an zahlreiche Studenten an den Filmhochschulen in Deutschland weitergegeben. Nach seinem letzten Film, "3096 Tage" über die Entführung der Österreicherin Natascha Kampusch, der 2013 Premiere feierte, hat sich Michael Ballhaus aus der Filmwelt zurückgezogen. Letztes Jahr gab er bekannt, dass er an der Augenkrankheit "Grüner Star" leide und langsam erblinde.

Grüner Star beendet eine lange Karriere

Ohne diese Erkrankung hätte Michael Ballhaus bestimmt noch weiter gedreht. "Die Geschichte mit seinem Augenlicht ist natürlich sehr tragisch für jemanden, der so visuell ist und so viel seine Augen genutzt hat und damit so viel angestellt hat und so viel erreicht hat. Es ist aber auch beeindruckend, wie gut er damit umgeht", sagt sein Sohn Florian Ballhaus.

Seit 2011 ist Michael Ballhaus in zweiter Ehe mit der Regisseurin Sherry Hormann verheiratet. Zusammen mit ihr versucht er, das Beste aus seiner Lage zu machen. Nach einem Leben in Bildern, so sagt er, entdeckt er jetzt die Welt des Hörens.